Schändliche Szenen in Rostock

Der Pokalkommentar von Hans Zaremba

Es fehlte nicht viel, dann wäre das Spiel im DFB-Pokal zwischen Hansa Rostock und Hertha BSC abgebrochen worden. Eigentlich eine folgerichtige Antwort, als erneut unverbesserliche Chaoten durch das Zünden von Feuerwerkskörpern die Gesundheit und das Leben der anderen Zuschauer im Ostseestadion gefährdeten. Nach diesen schändlichen Szenen hat das 2:0 für Berlin lediglich noch eine statistische Bedeutung.

Das Spiel in Rostock hätte abgebrochen werden müssen:Der optimistische Chronist Hans Zaremba blickt in seinem Pokalkommentar auf di erste Hauptrunde im Wettbewerb 2017/18.

Paderborn

Von den Rostocker Vorfällen hob sich die Paderborner Stimmung wohltuend ab. Das 2:1 des SC Paderborn 07 über den FC St. Pauli hat viele der treuen Anhänger des einstigen Bundesligisten begeistert. Überhaupt scheint es in diesem Jahr für die Domstädter wieder besser zu laufen, wo ihnen infolge des Missmanagements des TSV 1860 München die Regionalliga erspart blieb. Nach ihren überzeugenden Auftritten in der noch jungen Drittliga-Saison hat die Crew aus dem Hochstift jetzt gegen einen Klassenhöheren auch die zweite Pokalrunde erreicht. Die vom ehemaligen Kurzzeit-Trainer an der Pader, Stefan Effenberg, am Montag in der Sportschau vorgenommene Charakterisierung seines früheren Club als einen der Aufstiegsaspiranten für die zweite Bundesliga ist vielleicht eine richtige Prognose.

Dortmund

Borussia Dortmund ist souverän, aber glanzlos mit einem 4:0 gegen den tapferen Sechstligisten 1. FC Rielasingen-Arlen in die zweite Pokal-Runde gekommen. Doch bei den meisten Fans der Schwarzgelben – auch bei den Lippstädter „Optimisten“ – war die Darbietung des eigenen Teams in Freiburg schon fast eine Nebensache. Mehr beherrschten die Wechselabsichten von Ousmane Dembélé, der sich offenbar seinen Beratern ausgeliefert hat, die Gespräche. Anders lässt sich das selbstherrliche und unsportliche Verhalten des Franzosen vor dem Match in Freiburg nicht deuten. Die danach verfügte Suspendierung war eine logische Konsequenz seines Arbeitgebers. Zurück zum Fußball: Der Titelverteidiger aus dem Ruhrpott hatte in dem Spiel mit dem klassentiefsten Pokal-Teilnehmer den Energiesparmodus eingelegt. Das knappe Fazit seines Sportdirektors Michael Zorc: „Es war kein Highlight-Spiel. Mund abputzen, nach Hause“ war entsprechend.

Gelsenkirchen

Gewonnen, aber kaum überzeugt: So kurz und bündig lässt sich das 2:0 der Königsblauen beim BFC Dynamo Berlin, dem vormaligen Verein der verhassten DDR-Staatssicherheit und heutigen Regionalligisten, beschreiben. Für den Underdog aus der Hauptstadt war es vor allem ein Fußball-Feiertag, für den neuen Trainer der Knappen, Domenico Tedesco, die erste Bewährungsprobe. Aufsehen erregte vor dem Treffen im Jahn-Sportpark vor rund 14.000 Zuschauern das Dekret des Gelsenkirchener Coachs, den Abwehrspieler Benedikt Höwedes als Kapitän abzusetzen und an seine Stelle den Keeper Ralf Fährmann zu berufen. Ob das eine kluge Entscheidung des 31jährigen Übungsleiters war, lässt sich nur schwer beurteilen. Schließlich war der Weltmeister von 2014 aus dem Team von Jogi Löw immerhin sechs Jahre der Spielführer beim Revierclub und gilt auf Schalke als eine Art soziale Institution. Auch in der Anhängerschaft des Traditionsvereins besitzt er ein hohes Ansehen.

Hamburg

Waren die ersten zwei Tage der Pokal-Hauptrunde 2017/18 noch ohne Überraschungen geblieben, schaffte der VfL Osnabrück die bislang einzige Sensation beim Pokal-Auftakt. Die Niedersachsen setzten sich vor heimischem Publikum überlegen mit 3:1 (1:0) in Derby mit dem Hamburger SV durch. Besonders auffällig: Der noch sieglose Tabellenvorletzte der Dritten Liga befand sich seit der Roten Karte gegen Marcel Appiah in der 19. Minute in Unterzahl, was offensichtlich beim ihm Kräfte freigesetzt haben dürfte. Für den HSV, der nun endlich mal wieder mit positiven Botschaften aufwarten wollte, war der Ausflug nach Osnabrück ein bitterer Rückschlag. Schon schrillen bei den Rothosen wieder die Sirenen.