Der Pokalkommentar von Hans Zaremba
Darauf haben die Fans von Borussia Dortmund in der Region und bei den Lippstädter „Optimisten“ immerhin fünf Jahre warten müssen. Nach dem Triumph am 12. Mai 2012 (5:2 gegen den FC Bayern München) konnten die Schwarzgelben nach drei vergeblichen Anläufen (2014, 2015 und 2016) nun den DFB-Pokal durch den 2:1-Erfolg im Match mit der Sportgemeinde Eintracht aus Frankfurt nach Dortmund zurückholen.
Thomas Tuchel
Da war der Jubel in Berlin – wo 12 Mitglieder des BVB-Fanclubs Lippstadt e.V. im Olympiastadion live dabei waren – und im heimischen Vereinslokal „Jathes Kegelbahnen“ – dort waren über 50 schwarzgelbe Sympathisanten zum gemeinsamen Fernseh- und Grillabend gekommen – groß. Bei aller Freude über den lang ersehnten Pokalsieg des BVB 09 aus Dortmund rankten sich in Berlin und in Lippstadt viele Fragen um die Zukunft des Übungsleiters Thomas Tuchel sowie des Goalgetters Pierre-Emerick Aubameyang. Insbesondere die Debatte über den bislang erfolgreichsten Trainer in der BVB-Geschichte (mit einem Schnitt von 2.11 Punkten pro Spiel) stößt nicht nur bei prominenten Zeitgenossen wie Marius Müller-Westernhagen („Ich fände es traurig, wenn das jetzt auseinanderbricht“) auf Erstaunen. Das Thema hatte schon vor dem Pokal-Fight den ganzen Klub und die vielen Fangruppierungen der Borussia im Land erfasst. So auch den Lippstädter Chefoptimisten Bernhard Scholl („Das hat niemand verdient, Thomas Tuchel nicht und der BVB nicht“).
Helene Fischer
Auch die vom DFB verfügte Darbietung von Helene Fischer in der Halbzeitpause bewegte viele Gemüter. Bei ihrem vorgetragenen Medley wurde die Sängerin von den Anhängern beider Finalisten heftig ausgepfiffen. Was in Amerika beim Super Bowl schon lange üblich ist, wollten in Deutschland die Verantwortlichen des größten Sportverbandes auch dem Fußball überstülpen. Doch Fußball ist nicht American Football. Eventkultur mit der Sportart Nummer eins zu verbinden, stört in unseren Gefilden offenkundig die Gäste im Stadion. Für viele Freunde des Sportes mit dem runden Leder war der Auftritt der Interpretin ein Symbol für die ausufernde Kommerzialisierung im Profifußball. Instinktlos war auch die Wahl der Popfrau, die für Glamour, aber kaum für Bodenständigkeit steht. Der ehemalige Spieler der Dortmunder (1999 bis 2002) und seit dem Sommer 2016 amtierende Sportdirektor der Frankfurter, Fredi Bobic, brachte die Kritik auf den Punkt: „Das hat beim DFB-Pokalfinale nichts zu suchen.“ Der DFB wäre sicherlich gut beraten, demnächst solche PR-Einfälle zu unterlassen.
Karl-Heinz Tiemann
Eigentlich ist der pensionierte 65jährige Diplombauingenieur Karl-Heinz Tiemann ein bekennender Begleiter des Hamburger SV. Doch die Rothosen haben schon lange kein Endspiel mehr um den Vereinspokal bestritten, geschweige denn die Trophäe gewonnen. Der letzte Pokalsieg der Hanseaten, der am 20. Juni 1987 mit dem 3:1 gegen die Stuttgarter Kickers registriert wurde, liegt immerhin schon drei Jahrzehnte zurück. Doch als „Neutraler“ war der Lippstädter am vergangenen Wochenende der passende Mann für ein von „Eurosport“ in Lippstadt weilendes Team. Das europäische Unternehmen, das mehrere Fernseh-Spartenprogramme betreibt, plant für die Saison 2017/18 ein neues Sendeformat für den Montagabend, wo die Fußballbasis die Sendung bestimmen soll. Dafür haben sich die Fernsehleute auch die Szene in Lippstadt angesehen und sind mit den „Optimisten“ ins Gespräch gekommen. Das Pokalfinale zwischen den Westfalen aus Dortmund und den Hessen aus Frankfurt mit dem Treffen der Fußballfreunde im Lippstädter Südwesten war für die Sportjournalisten eine ideale Bühne, eine für ihre Zwecke benötigte Probereportage zu erstellen. Es bleibt nun abzuwarten, ob es in den kommenden Monaten zu weiteren Besuchen von Kameraleuten bei den optimistischen Versammlungen kommt.