Schwarzblaue im freien Fall

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Anmerkungen zum Fußball in Paderborn von Hans Zaremba

Als im September 2014 der SC Paderborn 07 nach dem 2:0 gegen Hannover 96 am vierten Spieltag den ersten Rang der Bundesligatabelle erklomm, war natürlich die Jubel in der Paderstadt und in der heimischen Region groß. Schon wenige Wochen zuvor nach dem sensationellen Aufstieg des SCP ins Oberhaus war eine riesige Begeisterung für die Schwarzblauen und ein regelrechter Run auf die wenigen zur Verfügung stehenden Karten in der 15.000 Zuschauer umfassenden Arena zu spüren. Doch knapp drei Jahre später steht der Verein nicht nur vor seinem sportlichen Exitus, überdies zeichnet sich auch ein wirtschaftlicher Konkurs ab. Damit wäre das Ende des Berufsfußballs im Hochstift wohl besiegelt.

Paderborn, 11. Mai 2014:Grenzenloser Jubel in der Paderborner Innenstadt, als der SCP gerade in die Bundesliga aufgestiegen war. Doch knapp drei Jahre später befindet sich der einstige Bundesligist im freien Fall in die vierte Liga und vor einer drohenden Insolvenz. Archiv-Foto: Hans Zaremba

Unrühmlicher Rekord

Wenn dieser Artikel in der Ausgabe von „Lippstadt am Sonntag“ am 2. April erscheint, haben die Paderborner gerade ihr jüngstes Heimspiel gegen die SG Sonnenhof Großaspach aus Baden-Württemberg bestritten. Unabhängig vom Ausgang dieser Drittligapartie, wird sich der ehemalige Bundesligist weiterhin in akuten Nöten befinden und der dritte Abstieg in Folge droht. Damit könnte der SC Paderborn 07 einen unrühmlichen Rekord aufstellen. Dreimal nacheinander den Klassenerhalt zu verpassen, hat es für einen vorherigen Bundesligaverein bislang noch nicht gegeben. Es sind zwar noch acht Spiele zu bestreiten, doch die Aussichten auf die dringend benötigten Punkte sind für die Männer aus Paderborn recht düster. Mit dem fußballerischen Absturz ins Bodenlose steht dem Club aus der Bischofsstadt auch ein finanzielles Desaster bevor. „Angesichts der bestehenden Fixkosten für das Stadion und das Trainings- und Nachwuchsleistungszentrum wäre ein Spielbetrieb in der Regionalliga wahrscheinlich nicht möglich“, hatte sein Präsident Wilfried Finke vor einem Monat im Vorfeld der Mitgliederversammlung des Vereins gegenüber Medienvertretern erklärt und hinzugefügt. „Dann wäre die Insolvenz vermutlich unausweichlich – es sei denn, hier kommt noch ein goldener Reiter vorbei und wirft Geld ab.“

Beunruhigte Situation

Überhaupt sieht der umstrittene Vereinschef Paderborn als Standort für den Berufsfußball in großer Gefahr. Bei der von 315 der insgesamt 7.080 SC-Mitglieder besuchten Zusammenkunft hatte der umtriebige Möbelunternehmer die für die Fußballfans in Ostwestfalen beunruhigende Situation aufgezeigt: „Wenn wir nicht komplett umdenken, sind wir bald pleite. Die aktuellen Lasten führen dazu, dass wir in der 3. Liga nicht überlebensfähig sind.“ Nochmals eigenes Geld in den Verein zu stecken, will der langjährige Mäzen nicht mehr. Auch auf die Stadt Paderborn scheint der SCP nicht mehr bauen zu können, zumal sich die Kommune nach Aussage ihres Bürgermeisters Michael Dreier bereits für das Stadion und mit der Beteiligung an den Kosten für das Nachwuchsleitungszentrum erheblich engagiert habe. Auch die Unterstützung aus der Bevölkerung für die Rettung des Clubs hält sich in Grenzen, was die Umfrage einer in Bielefeld verlegten Tageszeitung offenbarte. Zu diesem gedämpften Echo hat natürlich auch der 1985 aus einer Fusion des TuS Schloß Neuhaus und des 1. FC Paderborn gegründete SC Paderborn 07 erheblich beigetragen. Die total missglückte Verpflichtung des skandalumwitterten Stefan Effenberg als Coach in der Zweiten Liga und sechs Trainerwechsel seit dem Juli 2015 demonstrieren das Hin und Her in der Chefetage der Paderborner. Auch der streitbare Boss Wilfried Finke bot seinen Kritikern überflüssige Angriffsflächen. Nach dem Abstieg aus der zweiten Liga im vergangenen Mai trat er von seinem Amt zurück, um ein halbes Jahr danach mit einem Paukenschlag wieder das Steuer beim gebeutelten Verein zu übernehmen. Gewiss alles keine guten Voraussetzungen für ein vertrauensvolles Miteinander.