Beförderung zum Kapitän

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Anmerkungen zu Manuel Neuer von Hans Zaremba

Die deutsche Fußballnationalelf konnte bislang viermal eine Weltmeisterschaft und dreimal eine Europameisterschaft gewinnen. Doch bei keinem dieser Turniere war der Spielführer der erfolgreichen Teams ein Torwart. Weder bei den Wettbewerben um die WM-Krone in der Schweiz (1954), im eigenen Land (1974), in Italien (1990) und Brasilien (2014) noch bei den Konkurrenzen um den EM-Cup in Belgien (1972), Italien (1980) und England (1996). Es waren Feldspieler, die bei den Siegen der Kicker des Deutschen Fußballbundes (DFB) als verlängerter Arm der jeweiligen Betreuer agierten.

Anmerkungen zu Kapitänsfindung von Joachim Löw: Der Chronist der Lippstädter BVB-Freunde von den OPTIMISTEN, Hans Zaremba, blickt auf die Berufung von Manuel Neuer zum Spielführer der DFB-Crew.

Spekulationen

Womöglich wird sich das ändern, wenn der aktuelle Champion bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland seinen Titel verteidigen sollte. Dann dürfte Manuel Neuer, ein Keeper, die Binde tragen und den Pokal entgegen nehmen. Nach dem Abschied von Bastian Schweinsteiger aus der DFB-Equipe war viel spekuliert worden, wer sein Nachfolger als Kapitän werden könnte. Dabei standen besonders Sami Khedira und Thomas Müller im Mittelpunkt der Vermutungen. Dass es nun ein Schlussmann geworden ist, überrascht insofern nicht, weil der Bundestrainer Joachim Löw dem einst beim westfälischen Bundesligisten in Gelsenkirchen entdeckten und später von den Bayern abgeworbenen Torhüter schon während der Europameisterschaft in Frankreich als Vertreter des häufig verletzten eigentlichen Anführers Bastian Schweinsteiger sein Vertrauen schenkte. Immerhin trug er in fünf von sechs EM-Spielen die schwarz-rot-goldene Binde. Damit geht der heutige DFB-Coach einen völlig anderen Weg als sein Vorgänger Jürgen Klinsmann, der nach seiner Installierung als Übungsleiter der Nationalmannschaft im August 2004 den damaligen noch vom vorherigen Teamchef Rudi Völler bestimmten Mannschaftsführer und Torsteher Oliver Kahn entmachtete und ihn durch den Mittelfeldspieler Michael Ballack ersetzte.

Hierarchien

In anderen Ländern, insbesondere in Italien, führen nicht selten die Männer mit der Rückennummer 1 die Nationalteams aufs Feld. Zu ihnen zählte Dino Zoff, der noch im Alter von 40 mit seinem Land in Spanien 1982 dem WM-Titel (3:1 gegen Deutschland) gewinnen konnte. Ebenso legendär ist inzwischen auch Gianluigi „Gigi“ Buffon, der jetzige Rekordnationalspieler der Azzurris. Auch er gewann mit Italia in 2006 den WM-Pokal. Die außergewöhnliche Stellung der beiden Italiener könnte auch Manuel Neuer einnehmen. Auf seiner ersten Pressekonferenz nach seiner Berufung erklärte der neue erste Ansprechpartner seiner Crew: „Es macht mich unheimlich stolz, aber grundsätzlich wird es keine Veränderungen geben“. Sollte heißen: Die flachen Hierarchien bleiben erhalten. Ganz im Sinne seiner unmittelbaren Vorgänger Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm wolle er die DFB-Männer in die nächste Ära zur WM 2018 und mutmaßlich auch zur EM 2020 führen.

Weltklasse

Der stilprägende „Torspieler“ (Oliver Kahn über seinen Nachfolger im Bayern-Gehäuse und Nationaltor) absolvierte in Oslo beim 3:0 von Deutschland gegen Norwegen bei der Qualifikation für die WM in Russland bereits ein 72. Länderspiel. Das große Talent des in Gelsenkirchen als Polizistensohn geborenen heutigen 1,93-Meter-Weltklassekeepers hatte sein Trainer beim FC Schalke 04, Mirko Slomka, früh erkannt und hievte ihn 2006 an Frank Rost vorbei in den Fünfmeterraum der Königsblauen. Da der ursprüngliche Nachfolger von Olli Kahn bei den Bayern, Thomas Rensing, nicht so recht einschlug und der viermalige Nationalspieler Jörg Butt lediglich eine Interimslösung war, holte der Rekordmeister den Knappen 2011 an die Isar. Seitdem ist er sowohl in München und in der Nationalmannschaft eine feste Größe. Von daher ist seine jetzige Ernennung zum ersten Repräsentanten des Teams mit dem Adler auf Brust eine schon fast logische Entscheidung des Bundestrainers.