Anmerkungen zum Paderborner Abstieg von Hans Zaremba
Was war das für ein verheißungsvoller Beginn, als der SC Paderborn 07 am Sonntag, 24. August 2014, sein erstes Match im Fußballoberhaus bestritt und vor heimischer Kulisse ein beachtliches 2:2 gegen den FSV Mainz 05 erreichte. Es folgten weitere ansehnliche Begegnungen und am vierten Spieltag war der Neuling aus der benachbarten Domstadt sogar Tabellenführer in der Bundesliga.
Unvermögen
Doch jetzt im Mai 2016, knapp zwei Jahre später, ist der Klub aus dem Hochstift in die dritte Liga abgestiegen und lieferte ein Beispiel, was ein Verein alles an Fehler machen kann. Die Punkte des Versagens sind schnell aufgezählt: Unprofessionelles Management, ärgerliche Außendarstellung und amateurhafte Vereinsführung. Die Spitze des Unvermögens der Verantwortlichen des SCP 07 war die Verpflichtung des Zwischendurch-Trainers Stefan Effenberg. Von seinem Engagement bleiben ein völlig aus dem Ruder gelaufenes Trainingslager mit Auswüchsen am Pool sowie der von der Polizei einkassierte Führerschein und die fehlende gültige Trainerlizenz in Erinnerung. Fußballerische Akzente konnte der ehemalige Nationalspieler mit der ihm anvertrauten Equipe nicht setzen. Somit wurde die peinliche Liaison zwischen ihm und seinem Arbeitgeber lediglich zum Intermezzo, aber mit fatalen Auswirkungen für das Image und die fußballerische Bilanz der Paderborner. Der sportliche Insolvenzverwalter Rene Müller, nach dem Mann des Boulevards und seinem Vorgänger Markus Gellhaus dritter Coach der Saison, versuchte zu retten, was noch zu retten war. Doch die Konkurrenten im Kampf um den Verbleib in der zweiten Liga, die Traditionsklubs TSV 1860 München, Fortuna Düsseldorf und MSV Duisburg, hatten zum Schluss mehr Luft und die Domstädter das Nachsehen. Nach dem im Mai 2015 erlittenen Verlust der Erstklassigkeit, der in Anbetracht der Rahmenbedingungen in der Bundesliga kein Unfall war, befinden sich die Schwarzblauen nun in der dritten Liga, wo sie zuletzt 2009 waren. Da der Rivale aus Bielefeld die zweite Liga halten konnte, gibt es künftig auch kein ostwestfälisches Derby mehr.
Personalabbau
Der aktuelle Abstieg ist mehr oder weniger selbstverschuldet und beschert dem Verein obendrein auch erhebliche finanzielle Einbußen. Unabwendbar wird ein Personalabbau in der Geschäftsstelle sein. Von dem rund um die Mannschaft aus 32 Personen bestehenden Stammpersonal soll etwa die Hälfte von einem Arbeitsplatzverlust bedroht sein. Ein Verantwortlicher, der bereits seinen Abschied verkündet hat, ist der langjährige Präsident Wilfried Finke. Ein Mann mit der Attitüde eines Fußballfürsten aus vergangenen Zeiten, der vielleicht mit mehr Geld und Leidenschaft als fachlichen Fußballverstand ausgestattet ist, ohne dem es die vorrübergehende Bundesligastadt Paderborn wohl auch nicht gegeben hätte. Nun muss der selbständige Möbelkaufmann konstatieren, dass dem von ihm nach vorne gebrachten Verein jenes passiert ist, was als letzter ehemaliger Bundesligist vor 13 Jahren der Kiez-Club FC St. Pauli erlebt hat: Das Durchreichen von der Beletage in das dritte Stockwerk des Fußballs. Auch der SSV Ulm, die Spielvereinigung Unterhaching und Offenbacher Kickers hatten ein ähnliches Schicksal und konnten sich bislang aus der damit für sie verbundenen Bedeutungslosigkeit nicht befreien. Gewiss keine guten Aussichten für den SC Paderborn 07, der noch vor gut 12 Monaten regelrechte Wallfahrten der Fans in der Region zu seinen Spielen ausgelöst hat.