Anmerkungen zu Plänen aus München von Hans Zaremba
Seit einigen Wochen gibt es verschiedentlich Berichte in den Medien, wonach es zu einer europäischen Superliga kommen soll. Als einer ihrer stärksten Befürworter gilt der aus Lippstadt gebürtige und in München als Vorstandschef des FC Bayern agierende Ex-Nationalspieler Karl-Heinz Rummenigge. Bislang werden diese Überlegungen von vielen Fußballfans noch mit beträchtlicher Skepsis begleitet.
Die Gier verlangt mehr Geld
„Das Thema befindet sich bei Vereinen und der UEFA gerade in der Diskussionsphase“, wird der ehemalige Lippstädter Borusse nach einer renommierten überregionalen deutschen Tageszeitung zitiert. Es besteht wohl noch Unklarheit darüber, wie die Superliga konzipiert sein soll. Als ausgemacht gilt, dass die teilnehmenden Teams viel mehr Begegnungen darin bestreiten würden als in der gegenwärtigen Champions League. Auch scheint es einen festen Grundstock an Teams zu geben, die sich neben ihren sportlichen Erfolgen vor allem durch ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten für die Liga qualifizieren würden. Neben dem FC Bayern München dürften das unter anderem Real Madrid, FC Barcelona, Paris St. Germain und aus Manchester die örtlichen Rivalen City und United sein. Was würde eine neue Superliga in Europa für den Fußball bedeuten? – Was wären ihre Vor- und Nachteile? Die Absicht ihrer Befürworter ist eindeutig: Die Gier der Elite der europäischen Klubs verlangt offensichtsichtlich immer mehr an Geld. Eine Verdoppelung soll im Gespräch sein. Derzeit zahlt die UEFA in der Champions League fast 1.3 Milliarden Euro an Prämien, auf den Sieger sollen alleine 60 bis 90 Millionen Euro entfallen.
Abwertung der Bundesliga
Mit der Installation einer Superliga in Europa dürfte zugleich mit einer Abwertung der nationalen Wettbewerbe zu rechnen sein. Würden nach Bildung einer europäischen Superliga im deutschen Fußballoberhaus die heutigen Spitzenteams Bayern München und Borussia Dortmund, die im Augenblick als potentielle europäische Superligisten gelten, nur noch jeweils mit einer B-Auswahl auflaufen, wäre das zwangsläufig mit einer Herabsetzung der Bundesliga verbunden. Denn Fakt ist: Auch wenn München und Dortmund in dieser Saison fast alle Spiele daheim gewinnen, sind ihre Arenen in der Regel stets ausverkauft. Selbst bei den Auswärtstreffen der Bayern und Borussen ist ein vollbesetztes Stadion des Gastgebers häufig an der Tagesordnung. Stars ziehen offenbar immer, auch wenn das Match keine Spannung verspricht. Dies belegt auch das Beispiel aus Berlin, wo Hertha BSC mit dem Olympiastadion über eine Spielstätte mit einer Kapazität für 74.480 Zuschauer verfügt. Doch meist sind es nur die Paarungen gegen die Münchener und Dortmunder, die in Berlin vor vollen Rängen stattfinden. Sonst liegt in der Hauptstadt – trotz des momentanen sportlichen Höhenflugs der Hertha – der Schnitt bei knapp 45.000 Besuchern pro Spiel.
Abkehr vom gemeinen Fan
Durch noch mehr Kommerzialisierung ist die Gefahr der Abkehr vom gemeinen Fußballfan fraglos gegeben. Eine europäische Superliga würde kaum noch Derbys – wie den Klassiker zwischen Schalke 04 und den BVB 09 – auf der Agenda haben, sieht man von den möglichen Ausnahmen in Manchester (City und United) und Madrid (Atletico und Real) mal ab. Auswärtsreisen könnte sich der einfache Fußballanhänger zeitlich und finanziell kaum noch leisten. Die Tatsache, dass die Verantwortlichen des FC Bayern München zu den treibenden Kräften der Idee einer neuen europäischen Liga zählen, gibt zu denken: Eine Superliga in Europa befördert eher die vor allem finanzielle Ausnahmestellung der Bayern in Deutschland als sie zu egalisieren. Dem Wohle des Fußballs und nationalen Wettbewerb hilft das wenig.