Die Wiedergeburt des BVB

Der Bundesligarückblick von Hans Zaremba

Als die Bundesliga vor 50 Jahren startete, wurden von etlichen Experten die Vereine aus der vormaligen Oberliga West – Dortmund, Gelsenkirchen, Köln, Meiderich (heute MSV Duisburg) und Münster – als die stärksten des neuen Oberhauses taxiert und einige der Fachleute meinten, dass bereits nach wenigen Jahren die Hälfte der Clubs in der Bundesliga aus Nordrhein-Westfalen kommen würde. Doch es kam schnell anders: Schon die erste Saison endete mit einem Absteiger aus dem Westen. Preußen Münster hatte es getroffen und befindet sich seitdem in den unteren Gefilden. Auch der BVB, der 1963 als letzter Verein über die damalige Endrunde den Titel gewann und als Favorit in die neue Liga ging, hatte es bis in die 1990er Jahre schwer, in ihr eine führende Rolle einzunehmen. Mit Ausnahme der Spielzeit 1965/66, wo Dortmund nur vom TSV 1860 München knapp überrundet wurde und überdies als erste deutsche Mannschaft im Mai 1966 in Glasgow gegen Liverpool (2:1) einen Europapokal gewann.

Blickt auf 50 Jahre Bundesliga zurück:Der Chronist der Lippstädter BVB-Freunde, OPTIMISTEN, Hans Zaremba, beschreibt in seinem heutigen Beitrag die Zeit von 1993/84 bis 2002/03 im deutschen Fußballoberhaus.

1993/94

Auch 1991, 1992 und 1993, wo die erfolgsverwöhnten Bayern nicht zu Meisterehren kamen, konnte der BVB die Schwäche der Münchener noch nicht für sich verwerten. Ebenso sah es in der Saison 1993/94 lange nicht nach einem Titelgewinn für den FCB aus. Doch Manager Ulrich Hoeneß wusste Rat: Er löste nach der Hinrunde den glücklosen Trainer Erich Ribbeck durch Franz Beckenbauer ab, der bereits 1990 als DFB-Teamchef mit der Nationalelf den WM-Pokal gewonnen hatte. Schließlich triumphierte der Kaiser – unterstützt von seinem Assistenten Klaus Augenthaler, der im Gegensatz zu ihm über die erforderliche Trainerlizenz verfügte – auch mit dem FC Bayern München und verhalf dem Club zur 13. Meisterschaft.

1994/95

Erst im vierten Jahr von Ottmar Hitzfeld als BVB-Trainer und in der Spielzeit 1994/95 sollte für Borussia Dortmund die lange Durststrecke in der Bundesliga ohne Meisterschaft enden. Mit seinen Mannen, zu denen so klangvolle Namen wie Stephane Chapuisat, Julio Cesar, Stefan Klos Andreas Möller, Stephan Reuter, Lars Ricken, Karl-Heinz Riedle, Matthias Sammer und Michael Zorc zählten, holte er nach über 30 Jahren mit einem winzigen Punkt Vorsprung gegenüber Bremen die Schale wieder in die Ruhrpott und erlebte einen begeisterten Empfang durch die schwarzgelben Fans. Dem Titelverteidiger aus München blieb im Frühjahr 1995 nur der bescheidene sechste Rang.

1995/96

Noch triumphaler war der Erfolg von Dortmund in 1995/96, als der BVB bei der erstmals von der Bundesliga aus England übernommenen Drei-Punkte-Wertung mit sechs Zählern vor dem FCB seine fünfte Meisterschaft einfuhr. Garant für die Wiederholung aus dem Vorjahr war der heute in München als Sportvorstand wirkende Matthias Sammer, der wie 1995 auch 1996 zum Fußballer des Jahres gewählt und zudem nach seiner starken Bundesligasaison als Kopf der DFB-Elf in London Europameister wurde. Die neue Drei-Punkte-Regelung wurde Kaiserslautern aber zum Verhängnis, das als Gründungsmitglied erstmals die Bundesliga verlassen musste. Bei einer Fortsetzung des 1994/95 ausgelaufenen Reglements wäre anstelle der Pfälzer St. Pauli abgestiegen.

1996/97

Giovanni Trapattoni, in 1994/95 wegen fehlender Deutschkenntnisse in München erfolglos, war im Sommer 1996 nach dem gescheiterten Bayern-Intermezzo von Otto Rehhagel (1995/96) vom FCB als Übungsleiter zurückgeholt worden. Beim zweiten Anlauf sollte es dem Italiener glücken, auch mit einer deutschen Mannschaft einen Titel zu gewinnen und an die Trainererfolge in seiner Heimat anzuknüpfen. Für Dortmund war in der Bundesliga nur noch ein dritter Rang drin, umso beachtlicher war jedoch der BVB-Sieg (3:1) am 28. Mai 1997 als Außenseiter im Münchener Champions-League-Finale gegen Juventus Turin.

1997/98

Im Mai 1996 noch als Absteiger am Boden, sorgten die Lauterer zwei Jahre später für ein Fußballwunder, als sie als Rückkehrer in die Saison 1997/98 gingen und sich den Titel einheimsten. Vorjahrssieger München musste sich bei zwei Punkten Rückstand mit dem zweiten Rang abfinden. Meistermacher war jener Otto Rehhagel, dem im Frühjahr 1996 bei den Bayern rüde der Stuhl vor Tür gesetzt worden war und postwendend bei den „Roten Teufeln“ anheuerte. Unvergessen aus der 36. Ligarunde bleibt die legendäre Pressekonferenz mit Giovanni Trapattoni, in der er am 10. März 1998 zur großen Schelte anhob („Was erlaube Struuunz?“) und seinen Wutanfall mit „Ich habe fertig“ beendete.

1998/99

Mit dem im Mai 1998 besiegelten ersten Abstieg des Vorzeigeclubs der Gründungsphase der Bundesliga, 1. FC Köln, war der HSV der letzte Verein des am 24. August 1963 gestarteten Oberhauses, der ihm vom ersten Tag ununterbrochen angehörte. Auf diese Besonderheit im deutschen Fußball können die Hamburger auch beim diesjährigen Bundesliga-Goldjubiläum blicken. Unterdessen war der aus Lörrach stammende Ottmar Hitzfeld von Dortmund nach München gegangen und führte sich dort im Frühling 1999 gleich mit einer Meisterschaft ein

1999/2000

Dieser Coup gelang dem heutigen Schweizer Nationalcoach im Jahr darauf noch einmal, wo München punktegleich mit Leverkusen ins Ziel kam. Zugleich trat mit Lothar Matthäus nach über 20 Jahren als Profi in Gladbach, Mailand und München sowie 150 Einsätzen in der Nationalelf ein großer Spieler von der Fußballbühne ab. Auffallend war im Mai 2000 auch die Platzierung des vorübergehend wieder in der Bundesliga mitwirkenden TSV 1860 München, der überraschend auf dem vierten Rang kam. Haarscharf am Abstieg schrammte Dortmund vorbei, das dafür mit Michael Skibbe, Bernd Krauss und dem Betreuer-Duo Udo Lattek/Matthias Sammer in 1999/2000 gleich vier Trainer benötigte. In die Schlussphase der Saison fiel am 5. Mai 2000 auch die Gründung der Lippstädter BVB-Freunde „Optimisten“.

2000/01

Die Saison 2000/01 wird für die Schalker wohl ein ewiges Trauma bleiben, weil TV-Reporter kurz vor dem Ende des letzten Spieltages voreilig verkündeten, dass sie mit dem 5:3 gegen Unterhaching nach 1958 erstmals wieder die Schale geholt hätten. Doch die Knappen wurden nach dieser Meldung brutal von den Bayern durch einen späten Treffer von Patrik Andersson nach 3:43 Minuten jenseits der regulären Spielzeit zum 1:1 in Hamburg noch abgefangen. So blieb den Königsblauen nur der Ehrentitel „Meister der Herzen“.

2001/02

Leverkusen dreimal Zweiter. Das war für die Werkself die bittere Ausbeute in 2002, wo sie in der Champions League, Meisterschaft und im DFB-Pokal jeweils knapp den Sieg verfehlten. Ein Schicksal, das exakt zehn Jahre später mit identischer Konsequenz auch Bayern München erfahren sollte. Doch zurück in das Jahr 2002: Deutscher Meister wurde Dortmund mit 70 Punkten vor Leverkusen (69) und Bayern (68), womit Matthias Sammer nach den Titeln als Spieler (1992 noch in Stuttgart, 1995 und 1996) auch als Trainer Meister wurde.

2002/03

Mit Michael Ballack im Mittelfeld und Giovanni Elber als Goalgetter (21 Treffer) holt Ottmar Hitzfeld als FCB-Coach zum vierten Mal die Schale. Er kann sich nach den vorherigen BVB-Erfolgen (1995 und 1996) nun an der Isar zum sechsten Mal als Meistertrainer feiern lassen.

Ausblick

In der Ausgabe am Sonntag, 4. August, folgt zum Abschluss der Serie über 50 Jahre Bundesliga die Dekade von 2003/04 bis 2012/13. Sie wurde vernehmlich von den Übungsleitern Thomas Schaaf, Felix Magath, Armin Veh, Louis van Gaal, Jürgen Klopp und Jupp Heynckes bestimmt, die Bremen, Dortmund, München, Stuttgart und Wolfsburg zu den Meisterschaften der Jahre von 2004 bis 2013 führten.