Der Kommentar zur dritten Liga von Hans Zaremba
Es sind recht unterschiedliche Daten, wo der Profifußball in Deutschland nach der Sommerpause den Kampf um Tore und Punkte wieder aufnimmt. Während der Start der 50. Auflage der Bundesliga mit dem Spiel des Deutschen Meisters, Borussia Dortmund, gegen den SV Werder Bremen erst am Freitag, 24. August, vorgesehen ist und der Auftakt im Unterhaus 21 Tage früher erfolgen soll, wurde der Betrieb in der dritthöchsten deutschen Fußballklasse bereits am vergangenen Wochenende eröffnet.
Armenhaus
Bei der Premiere der fünften Drittliga-Saison standen sich mit Bielefeld und Aachen zwei Vereine gegenüber, die noch vor wenigen Jahren zur Beletage des Fußballs in Deutschland zählten und nun im Armenhaus der Berufskicker um ihre sportliche und wirtschaftliche Existenz ringen. Bezeichnend für ihre Situation war auch ihr Resultat von 1:1. Für die auf der Bielefelder Alm aufgelaufenen Spieler und ihre Kollegen aus den anderen Mannschaften der dritten Liga war es am Wochenende ein Start mit extrem unsicheren Aussichten. Momentan sind es 20 Fußballclubs, die sich placken, das beschädigte Renommee der von Zynikern als „Friedhof des deutschen Profifußballs“ charakterisierten Liga aufzupolieren.
Durchlauf
Die meisten der in diese Klasse abgestiegenen Vereine betrachten sie nur als Durchlauf und haben einen gewaltigen Bammel, aus ihr in die endgültige Bedeutungslosigkeit abzurutschen. Zum Kreis der aktuellen Drittligisten gehören zehn Clubs, die schon in der Bundesliga waren, und drei Kollektive, die vor der deutschen Vereinigung in der einstigen DDR-Oberliga im Wettbewerb standen. Von der Papierform ist die dritte Liga durchaus ein illusteres Feld. Aber gewiss nicht mehr. Die bescheidenen Zuschauerzahlen belegen dies nachhaltig. Sie bewegten sich am Wochenende zwischen 1.525 Unentwegten in der baden-württembergischen Metropole (wo die zweite Auswahl des Erstligisten, VfB Stuttgart, das saarländische Gründungsmitglied der Bundesliga von 1963, den 1. FC Saarbrücken, mit 0:1 unterlag) und 13.700 Anhängern in Rostock (wo der aus der ersten Liga durchgereichte FC Hansa den Lokalrivalen der Bad Cannstatter, die Stuttgarter Kickers, mit 2:1 besiegte).
Fernsehrechte
Nicht nur die fehlenden Fans bereiten den Bossen der Drittligisten erhebliche Nöte. Am schmerzlichsten an der dritten Liga finden sie die Einnahmen aus den Fernsehrechten. Gut 700.000 Euro sollen es sein, die in ihre Kassen fließen. Von diesen Zuwendungen sind die Bundesligavereine aus Dortmund (BVB) und Stuttgart (VfB), deren B-Teams auch in der dritten Liga mitspielen, ausgeschlossen. In der zweiten Bundesliga sind bis zu viereinhalb Millionen aus den Fernsehgeldern, mit denen ein Club kalkulieren kann. Folglich lamentieren viele aus der dritten Liga, dass bei einem ähnlich großen Aufwand wie in der zweiten Liga die Kosten für den Spielbetrieb in ihrer Kategorie kaum noch aufzubringen seien.
Bedingungen
Während seit Gründung der eingleisigen dritten Liga (ab der Saison 2008/09) schon fünf ehemalige Bundesligaclubs (Rostock, Oberhausen, Bielefeld, Karlsruhe und Aachen) in ihr gestrandet sind, gelang bislang lediglich Düsseldorf (2009 Aufstieg in die zweite und 2012 in die erste Liga) die Rückkehr ins Oberhaus. Es sind keine einfachen Bedingungen für einen Drittligisten, sich aus den Niederungen des Profifußballs zu befreien. Beachtlich ist somit Leistung der Kicker aus dem benachbarten Paderborn, die 2009 aus der dritten in die zweite Liga gelangten und im Mai 2012 knapp die Relegation für die Bundesliga verpassten. Ohne jahrelanges Sponsoring eines Möbelhändlers wäre dies jedoch auch nicht möglich gewesen.