München wieder nur Zweiter

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Der Champions-League-Kommentar von Hans Zaremba

Das Finale um die Champions-League 2012 in der eigenen Arena sollte zum größten Triumph in der Geschichte des FC Bayern München werden. Doch nach dem verlorenen Elfmeterduell standen eine bittere Niederlage des Rekordmeisters von der Isar gegen den Außenseiter Chelsea aus dem Londoner Westen und die Gewissheit für die ehrgeizigen Verantwortlichen in der Säbener Straße, zum zweiten Mal in Folge keinen neuen Titelgewinn auf die Briefbögen ihres Vereins drucken zu können. Beim Saisonauftakt hatten tollkühne Bayern-Fans das Tripel (Meisterschaft, Pokal und Champions-League) für ihre Elf im Blick. Zum Ende gab es lediglich drei zweite Plätze.

Für ihn hat Bayern München im Endspiel in der Champions-League eine gute Leistung gezeigt, aber keines seiner ehrgeizigen Ziele in der Saison 2011/12 erreicht:Die Analyse von Hans Zaremba, dem Chronisten der OPTIMISTEN und Bundesligakommentator von ‚Lippstadt am Sonntag‘.

Alptraum

Es war der Alptraum für Uli Hoeneß, dem Bayern-Präsidenten und zehn Tage vor dem Match in Fröttmaning noch Gast beim Lippstädter Sparkassenforum, und Karl-Heinz Rummenigge, dem Münchener Vorstandschef und gebürtigen Lippstädter, zehn Jahre nach Leverkusen auch in drei Konkurrenzen jeweils nur auf dem zweiten Rang zu gelangen. Nach dem Endspiel um die europäische Fußballkrone vor vertrautem Publikum wurde dieses Schreckgespenst für die Bosse des FCB zur Realität. Für die Kicker des Branchenführers im deutschen Fußball kann es nach den zwei verfehlten Meisterschaften in 2011 und 2012, dem Debakel im DFB-Pokal in 2012 und den fünf Pleiten gegen den neuen nationalen Primus aus Dortmund nichts Böseres gegeben haben als das Fiasko im
Elfmeterschießen gegen die Blues aus London. Eine Niederlage, die in seiner Dramatik beim bösen Reinfall von 1:2 in Barcelona im Zweikampf mit Manchester United aus dem Jahr 1999 noch schmerzvoller ausgefallen ist. Arjen Robben, der schon im April mit dem vergeigten Strafstoß in Dortmund dem BVB die Titelverteidigung in Deutschland erleichtert und nun mit dem verschossenen Elfer in München auch Chelsea den Sieg in Europa geebnet hat, wirkte nach dem Match fassungslos. Sein Mitspieler Bastian Schweinsteiger, der den entscheidenden Schuss nach der Verlängerung in der Elferlotterie an den Pfosten setzte, war nach seinem Scheitern total erschüttert.

Rückschlag

Dieser Rückschlag dürfte die Bayern noch lange bedrücken. Das Beispiel von Leverkusen, das im vergangenen Jahrzehnt nicht annähernd an die Form aus 2001/02 anknüpfen konnte, wird auch in München beobachtet worden sein. In Anspielung von „Vizekusen“ aus 2002 ist man schnell beim „FC Vize“ in 2012. Doch gerecht wäre dies nicht. Das von Jupp Heynckes betreute Team hat gegen Chelsea eine gute Leistung gezeigt und damit auch für den deutschen Fußball geworben. Dass München trotzdem nicht die Trophäe bekommen hat, ist nur schwer zu erklären. Auch auf die Verfassung der von Bundestrainer Joachim Löw für das Euroturnier 2012 in Polen und in der Ukraine zu formierende Nationalelf wird sich die knapp entgangene Champions-League der Bayern auswirken. Immerhin befinden sich mit Holger Badstuber, Jerome Boateng, Mario Gomez, Toni Kroos, Philipp Lahm, Thomas Müller, Manuel Neuer und Bastian Schweinsteiger acht Akteure des Verlierers aus München im gegenwärtigen DFB-Aufgebot.

Spannung

Dass es nicht ganz einfach ist, sich in der Champions-League zu behaupten, wurde in der abgelaufenen Spielzeit auch der Borussia aus Dortmund vor Augen geführt. Die international noch unerfahrene Crew von Jürgen Klopp war im Dezember 2011 schon nach der Gruppenphase aus dem Wettbewerb rausgeflogen. Diese Schmach will der Doublesieger in der neuen Auflage mit den Spitzenclubs aus England, Frankreich, Italien und Spanien wettmachen. Über den Meister BVB, der momentan besten deutschen Vereinsauswahl, hinaus werden auch der Vize aus München und der Dortmunder Erzrivale aus der Gelsenkirchener Vorstadt als Dritter der Bundesliga beim neuen europäischen Kraftmessen zugegen sein. Viele spannende Begegnungen warten ab dem Herbst auf die vielen Fans der Schwarzgelben, Rotweißen und Königsblauen an der Lippe und in der heimischen Region.