Text von Boris Rupert (Dortmund) und Fotos von Hans Zaremba (Lippstadt)
Zwei Tage vor dem Anpfiff des Heimspiels gegen Borussia Mönchengladbach schien sich Jürgen Klopp in die Rolle von Lucien Favre zu versetzen. Nach dem Gladbacher Sieg gegen Köln und der Schalker Niederlage gegen den BVB sei ‚die Chance riesengroß, sich direkt für die Champions League zu qualifizieren‘, sagte der BVB-Coach aus dem Blickwinkel seines VfL-Kollegen, der sich zudem die Frage stellen könne, ‚ob der Gegner noch bei 100 Prozent Konzentration ist?‘
Konzentriert
Dann wechselte Klopp gedanklich die Seiten und stellte fest: ‚Es ist die ganz große Herausforderung, genau das zu sein: voll konzentriert gegen die viertbeste Mannschaft dieser Saison, die uns im Hinspiel Riesenprobleme bereitet hat. Ich erwarte von jedem Spieler und von jedem Zuschauer 100 Prozent Wettkampfbereitschaft.‘
Bauchschmerzen
Borussias Cheftrainer ließ durchblicken, welche Bauchschmerzen ihm die zeitlichen Ansetzungen dieses 32. Spieltages bereiten: ‚Am besten wäre es gewesen, alle spielen um 15.30 Uhr.‘ Die Bayern treten jedoch drei Stunden vor dem BVB an – und wenn sie nicht in Bremen gewinnen, steht Borussia Dortmund 70 Minuten vor Anpfiff der eigenen Partie gegen Borussia Mönchengladbach vorzeitig als Deutscher Meister fest. ‚Anscheinend‘, klagt Klopp, ‚hat bei der DFL niemand daran geglaubt, dass an diesem Wochenende eine Entscheidung fallen könnte. Zumindest nicht zu unseren Gunsten.‘
Fernduell
Klopps Klagen haben rein sportliche Gründe. Borussia Dortmund will im Fernduell zwischen Gladbach und Schalke im Kampf um die Direktqualifikation zur UEFA Champions League keinen Hauch von Wettbewerbsverzerrung aufkommen lassen. Umso deutlicher sind seine Appelle an Mannschaft und Publikum: ‚Wenn wir das hinkriegen, unbeeindruckt von allem unser Spiel durchzuziehen, wäre das herausragend.‘
Professionalität
Mit den beiden Auswärtssiegen in Wolfsburg und in Gelsenkirchen, gepaart mit dem Erfolg gegen die Bayern, hat sich seine Mannschaft ‚in einer außergewöhnlichen Woche in eine Ausgangsposition gebracht, die kaum positiver sein könnte. Nun wollen wir sie mit großer Professionalität zu Ende bringen.‘
Leidenschaft
Worte wie ‚giftig sein‘ und ‚leidenschaftlich‘ fallen, ‚um das Maximale aus diesem Spiel heraus zu holen.‘ Denn Klopp will nicht nur diese drei Punkte, sondern am liebsten alle neun, die noch zu vergeben sind. ‚Ich möchte, dass wir aus dieser Saison das Maximale herausquetschen und alles an Punkten sammeln, was möglich ist.‘
Mit 81 Zählern wäre Borussia Dortmund dann Rekord-Meister im wahrsten Sinne des Wortes.