Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba
Auch nach dem 14. Sieg in dieser Saison und dem 2:0 von Borussia Dortmund gegen Werder Bremen blendet der Coach des Tabellenführers, Jürgen Klopp, den möglichen Gewinn der Meisterschaft für seinen Club weiterhin bewusst aus und schaut konsequent nur von Spiel zu Spiel. Sicherlich eine kluge Strategie des eloquenten Betreuers des unangefochtenen Spitzenreiters, damit seine junge und erfolgreiche Mannschaft die Bodenhaftung behält und ihren Vorsprung nicht leichtfertig verliert. Unabhängig von der Taktik des Chefs auf dem BVB-Trainingsgelände im Stadtteil Brackel fragen sich nicht nur die vielen Fans des schwarzgelben Fußballs in der Region und von den Lippstädter „Optimisten“, wer die Kicker aus der Bierstadt in dieser großartigen Verfassung auf dem Weg zur siebten Meisterschaft in ihrer jetzt 101 Jahren währenden Geschichte noch stoppen will. Zwangsläufig sind die Dortmunder auch in dem letzten Treffen der Hinrunde bei den Frankfurtern der deutliche Favorit.
Hamburg
Wo Borussia Dortmund nach der 2005 abgewendeten Insolvenz und den folgenden sportlich mehr oder weniger flauen Spielzeiten jetzt wieder oben ist, liegt der Hamburger SV nun am Boden. Dabei sollte es bei ihm, immerhin als einziger Verein seit dem allerersten Bundesligaspieltag am 24. August 1963 ununterbrochen in der Beletage des deutschen Fußballs vertreten, in dieser Saison besser werden. Es wurden neue Spieler und überdies mit Armin Veh nach Kurt Jara, Klaus Toppmöller, Huub Stevens, Thomas Doll, Martin Jol und Bruno Labbadia bereits der siebte Übungsleiter seit dem Amtsantritt des Vorstandschefs Bernd Hoffmann am 1. Februar 2003 zum Rothenbaum geholt. Aber zum Ende des ersten Durchgangs sieht es für den Dinosaurier schlechter den je aus. Von den internationalen Wettbewerben ist der Traditionsclub weit entfernt. Doch auf die Einnahmen aus dem Europapokal sind die Hamburger dringend angewiesen. Ihr Kadar ist mit einem jährlichen Gehaltsvolumen von rund 47 Millionen Euro der teuerste der Vereinsgeschichte. In dieser Saison wenden nur München, Schalke und Wolfsburg mehr auf. Neben dem Chef auf der Bank ist somit auch der Boss an der Vereinsspitze ist gefährdet. Auf der Mitgliederversammlung des HSV am 9. Januar sind vier Plätze im Aufsichtsrat neu zu besetzen. Für einen hat mit dem ehemaligen Vereinspräsidenten Jürgen Hunke ein langjähriger Gegner des heutigen Vorstandsvorsitzenden seine Kandidatur angekündigt. Zur Rückrunde könnte beim Personal in Hamburg durchaus einiges in Bewegung geraten
Stuttgart
Dagegen haben nach der Niederlage von 1:2 in Hannover die Stuttgarter erneut Änderungen vollzogen. Der nach der Abhalfterung von Christian Gross eingesetzte Jürgen Keller hat nach nur 59 Tagen als sportlicher Leiter beim VfB den Laufpass erhalten. Ausgerechnet Bruno Labbadia, im Mai 2009 in Leverkusen und im April 2010 in Hamburg gescheitert, soll es nun als Dritter in dieser Serie auf dem wackeligen Stuhl am Neckar richten. Da ist schon ein gehöriges Maß an Skepsis angesagt, wie lange diese eigenartige Verbindung hält. Bereits als Spieler galt der Sohn italienischer Einwanderer als ein Jobhopper. Sein Weg führte ihn zwischen 1984 und 2003 von Darmstadt über Hamburg, Kaiserslautern, München, Köln, Bremen, Bielefeld bis nach Karlsruhe. Die Leidenschaft zum Wechsel behielt er auch als Fußballlehrer bei. Von 2003 bis 2010 waren es mit Darmstadt, Fürth, Leverkusen und Hamburg vier Stationen. Auch sein neuer Arbeitgeber hat im letzten Jahrzehnt wenig Kontinuität bei der Traineranstellung gezeigt. Vor dem am Sonntag geholten Bruno Labbadia waren in den sechseinhalb Jahren zuvor mit Matthias Sammer (2004 bis 2005), Giovanni Trapattoni (2005 bis 2006), Armin Veh (2006 bis 2008), Markus Babbel (2008 bis 2009), Christian Gross (2009 bis 2010) und Jens Keller (lediglich für 13 Pflichtspiele in 2010) immerhin sechs Männer an der VfB-Seitenlinie VfB tätig.