Hans Zaremba über die WM in Südafrika
Nun haben es die Männer von Joachim Löw doch noch geschafft. Nach der Zitterpartie gegen Ghana und dem glücklichen 1:0 zieht Deutschland nach einem wahrlich nicht guten Match als Gruppensieger in das Achtelfinale der Fußball-WM ein. Für die große Zahl der Freunde des Sportes mit dem runden Leder und die Fanclubs in Lippstadt und Umgebung – wie die BVB-Gemeinschaft von den Lippstädter „Optimisten“ und die Schalker Anhänger von den Wadersloher „Füchsen“ – geht damit die Fußballparty im Sommer 2010 weiter. Am Sonntagnachmittag, wenn Deutschland auf England trifft, wird wieder in vielen Gärten an der Lippe und Glenne der Geruch von Grillfleisch zu vernehmen und zugleich dürften auf den Terrassen auch etliche private Zapfanlagen in Betrieb sein.
Schwächen
Vielleicht wird diese Paarung eine der letzten Gelegenheiten für die Fernsehzuschauer sein, die deutsche Mannschaft auf dem Turnier in Südafrika in einem Spiel am Bildschirm zu erleben. Die Aussichten der DFB-Equipe auf der WM 2010, gar den Worldcup zu gewinnen, waren von Beginn an nicht gerade sehr hoch. Das 4:0 über Australien hat ebenso wenig wie vorherigen Testspielen gegen Bosnien-Herzegowina und Ungarn ein wirkliches Zeugnis über die Leistungsstärke der aus Deutschland an den südlichen Zipfel von Afrika gereisten 23 Kicker vermittelt. Die Gruppenspiele gegen Serbien und Ghana haben die vielen Schwächen der Deutschen und insbesondere die Unterschiede der spielerischen Qualität zu den starken südamerikanischen Teams offenbart. Aber auch andere europäische Mannschaften haben in der Vorrunde kaum bestechende Leistungen gezeigt. Mehr als blamabel war die Vorstellung des Vizeweltmeisters aus Frankreich, dessen Auftritt auf dem schwarzen Kontinent als skandalös zu bezeichnen ist. Wichtig für die WM am Kap ist jedoch, dass mit Ghana eine Elf aus Afrika die Vorrunde überstanden hat, zumal der Gastgeber so früh die Segel streichen musste.
Erwartungen
Einen positiven Eindruck hinterlassen haben bisher lediglich die Kicker aus Amerika, wobei Chile eine echte Überraschung ist. Seit 1962, wo die WM im eigenen Land stattfand, hatten die Leute aus der Anden-Republik kein Spiel mehr bei einer WM-Endrunde gewonnen. Jetzt sind sie gleich mit zwei Siegen gestartet. Alle Anerkennung. Bemerkenswert ist auch, dass die USA, wo der Fußball keinen hohen Stellenwert hat, die Gruppenphase erfolgreich beendeten und die Slowenen, die immerhin Russland aus der Qualifikation gekippt hatten, überrundet haben. Stark waren die Brasilianer und Argentinier. Von diesen ehemaligen Weltmeister-Nationen wird noch einiges zu erwarten sein. Die Geschichte der seit 1930 ausgetragenen Turniere der FIFA belegt übrigens, dass eine europäische Mannschaft außerhalb des eigenen Erdteils noch nicht zu einem WM-Titel gekommen ist. In Amerika waren es die Südamerikaner (Uruguay 1930 in Uruguay und 1950 in Brasilien, Brasilien 1962 in Chile, 1970 in Mexiko und 1994 in den USA, Argentinien 1978 in Argentinien und 1986 in Mexiko) und in Asien (2002 in Südkorea und Japan wiederum Brasilien). Europäische Teams als Weltmeister gab es nur in Europa. So 1934 Italien in Italien, 1938 Italien in Frankreich, 1954 Deutschland in der Schweiz, 1966 England in England, 1974 Deutschland in Deutschland, 1982 Italien in Spanien, 1990 Deutschland in Italien, 1998 Frankreich in Frankreich und 2006 Italien in Deutschland. Diese beiden ungeschriebenen Regeln konnte bisher nur Brasilien 1958 in Schweden durchbrechen und ist auch nicht von ungefähr mit fünf Sternen der Rekordweltmeister.