Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba
Obwohl der umstrittene Übungsleiter des Titelverteidigers, Jürgen Klinsmann, mit dem 4:0 seiner Münchener über die Frankfurter einen Sieg nach Maß eingefahren hatte, skandierten zum Schlusspfiff weiterhin viele Fans immer noch „Klinsmann raus!“. Deutlicher haben selten die Anhänger eines Bundesligisten die Abneigung gegenüber dem eigenen Sportlehrer offenbart. Die doppelte Pleite im DFB-Pokal und in der Champions-League sowie das ständige Hinterherlaufen in der Liga haben bei der erfolgsverwöhnten Gemeinde des Rekordmeisters das Fass zum Überlaufen gebracht.
Gescheitert
Lediglich der klare Sieg der Bayern über die Hessen hat die Bosse des Branchenführers von der hektischen Suche nach einem neuen leitenden Angestellten für den Trainingsbetrieb befreit. Doch das Experiment mit dem Novizen als Vereinscoach gilt als gescheitert, zumal der ehemalige Bundestrainer zum Gefangenen seiner eigenen Ansagen geworden ist. Die gegenwärtige Saison der Bundesliga hat gezeigt, dass der ehemalige Stürmerstar kein großes Profil als Mannschaftsbetreuer besitzt. Spätestens der Film über das „Sommermärchen“ demaskierte und entwertete ihn zum Dauerlächler und auf die Bedeutung eines Aufputschers, der fast nur mit lautstarken Worthülsen in Erscheinung tritt. Der eigentliche Arbeiter und fachliche Experte für die DFB-Auswahl war Joachim Löw, sein damaliger Assistent und jetziger Nachfolger bei der Nationalelf. Da Jürgen Klinsmann in München aber keine vergleichbaren Hilfskräfte in seinem üppigen Beraterstab hat, musste er in der Bundesliga zwangsläufig Schiffbruch erleiden.
Perspektiven
Während man an der Isar die nicht genutzten Möglichkeiten beklagt, sieht die Welt am Mittellandkanal völlig anders aus. Ungeachtet des Dreiers in Gladbach (2:1) und des neunten Sieges in Folge will beim VfL in Wolfsburg aber noch keiner vom Titel reden. Die Wolfsburger haben das muntere Bäumchen-Wechsel-Dich an der Tabellenspitze der aktuellen Spielzeit beobachtet und ihre Schlüsse gezogen. Mit Blick auf ihre erreichbaren Perspektiven bleiben sie bescheiden. Inwieweit dies nach einem möglichen Erfolg im Zweikampf der Werksmannschaften über Leverkusen auch noch der Fall ist, bleibt abzuwarten. Große Gefahr geht offenkundig auch nicht vom HSV aus, der erneut in günstiger Lage in der Tabelle versagte. Das 0:1 in Stuttgart war für die späten Nachfolger von Uwe Seeler und Charly Dörfel ein herber Rückschlag. Ähnlich ist auch die Niederlage von Berlin in Hannover (0:2) zu bewerten, wo zu allem Überfluss auch noch ihr Torjäger Andrey Voronin wegen Nachtretens in der 89. Minute vom Platz flog.
Prestigeduell
Mit Mike Büskens als Sprecher des Triumvirats auf der königsblauen Bank, dem noch Youri Mulder und Oliver Reck angehören, ist der „Meister der Herzen“ wieder in Tritt gekommen. Nach den turbulenten Wochen mit dem Rauswurf von Manager Andreas Müller und Trainer Fred Rutten haben die drei Männer wieder jene Ruhe bei den Knappen bewirkt, nach der sich die Fans in der Region und bei den „Füchsen“ in Wadersloh lange gesehnt haben. Plötzlich ist die Qualifikation für den Uefa-Cup wieder in Reichweite. Dies gilt auch für den Erzrivalen aus Dortmund. Die Borussia konnte mit dem 3:1 gegen Köln den dritten Dreier nacheinander landen. Das Resultat gegen die Domstädter hat zu der guten Stimmung der bundesweiten Anhängerschaft der Schwarzgelben und bei den Lippstädter „Optimisten“ beigetragen. Jetzt müssen die Männer von Jürgen Klopp zum Prestigeduell nach Bochum, was nicht gerade eine einfache Aufgabe sein dürfte. Die Bochumer sind nach ihrem 3:0 beim Herbstmeister in Hoffenheim gestärkt in die Ruhrpott zurückgekommen und gehen durchaus selbstbewusst in das Nachbarschaftsduell.