Trainerwechsel kein Allheilmittel

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Wenn plötzlich der Erfolg ausbleibt und womöglich der Abstieg droht, dann glauben die Bosse der Bundesligisten oft, durch den Austausch der Trainer die Krisen ihrer Vereine rasch beenden zu können. Doch selten bringen überhastete Wechsel den ersehnten Effekt, bestenfalls entsteht eine kurzfristige Ruhe in den hilflosen Vorständen. Die aktuellen Beispiele aus Bielefeld und Nürnberg bestätigen, dass mit Aktionismus kein schnelles Ende von sportlichen Talfahrten zu erreichen ist.

Die Trainer im Blickpunkt des 23. Spieltages.Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba.

Mirko Slomka

Weder die Verfügungen in Bielefeld (Michael Frontzeck anstelle von Ernst Middendorp) noch in Nürnberg (Thomas van Heesen für Hans Meyer) konnten bislang die Abstürze der Vereine aus Ostwestfalen und Franken aufhalten. Besonders schmerzlich war es für die Kicker aus der Leineweberstadt, auf eigenem Platz gegen die in der Bundesliga zuletzt schwächelenden Gelsenkirchener die nächste Schlappe hinnehmen zu müssen. Das erstaunliche Vorwärtskommen der Schalker in der Champions-League im Elfmeterduell mit Porto hat die Knappen bei ihren Auftritt auf der Bielefelder Alm durchaus beflügelt. Das 2:0 war ein verdienter Erfolg der Königsblauen und verhalf ihnen zum fünften Tabellenplatz. Inwieweit sich aber die Position von Mirko Slomka auf der Schalker Bank verbessert hat, lässt sich bei den Eigenarten des in benachbarten Rheda-Wiedenbrück lebenden Vereinspräsidenten des Vizemeisters von 2007, Josef Schnusenberg, nur schwer beurteilen.

Ottmar Hitzfeld

Auf der Woge des Erfolges befindet sich wieder der Münchener Sportlehrer Ottmar Hitzfeld. Sein noch im November von dem ehemaligen Lippstädter Jugendfußballer und heutigen Münchener Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge getadeltes Rotationssystem hat unterdessen die gewünschten Wirkungen herbeigeführt. Nach dem famosen 5:0 in Anderlecht im Uefa-Cup wurde die Mannschaft der Bayern im Vergleich mit Karlsruhe auf sechs Positionen verändert. Am Ende standen ein 2:0 des Favoriten über den Aufsteiger aus Baden und ein gefestigter erster Rang, der zudem durch das Debakel des Bremer Verfolgers beim Stuttgarter Titelverteidiger auf sieben Punkte Vorsprung angewachsen ist. Fast im Alleingang hat der Mittelstürmer der VfB, Mario Gomez, die Werder von der Weser auseinander genommen. Drei Treffer gingen in dem torreichsten Spiel des Tages (6:3) allein auf sein Konto. Dadurch konnte er bei der Vergabe der Torjägerkanone mit dem Italiener im Dienste der Bayern, Luca Toni, gleichziehen und dürfte sich mit ihm gewiss noch einen reizvollen Zweikampf liefern.

Lucien Favre

Wenig Freude hatten mal wieder die Lippstädter OPTIMISTEN mit ihren Dortmundern. Das 1:1 gegen Hertha war nicht das Resultat, das die überwiegende Zahl der 69.400 Zuschauer im ehemaligen Westfalenstadion von der Borussia erwartet hat. Einen Aufreger der besonderen Art ereignete sich nach dem Ausgleich durch den Berliner Stürmer Marko Pantelic. Unerwartet sah der Torjäger die Rote Karte, die Referee Babak Rafati nach Rücksprache mit seinem Assistenten genauso überraschend zurücknahm und an den Hertha-Coach Lucien Favre weiterreichte. Die Verbannung auf die Tribüne war für den Schweizer die unabwendbare Folge. Ein außergewöhnliches Spektakel, das auf diese Weise den Beobachtern auf den Rängen und am Fernsehen geboten wurde. Das Spiel des BVB blieb davon unberührt und der überwiegende Teil der Borussen-Fans war mit den Leistungen der Schützlinge von Thomas Doll im verbleibenden Drittel absolut unzufrieden. Nun muss die Equipe vom Borsigplatz an der ehemaligen Wirkungsstätte ihres jetzigen Übungsleiters in Hamburg antreten. Der nächste Gegner des BVB hat im Match bei den abstiegsbedrohten Nürnbergern mit dem 0:0 zur Verblüffung vieler Experten gepatzt und will sich nun gegen Dortmund rehabilitieren.