Hans Zaremba über Ferdinand Fabra
Obwohl ihn seine Karriere als Fußballtrainer in viele Städte führte, war der Werdegang des Turn- und Sportlehrers Ferdinand Fabra vorwiegend mit Lippstadt und dem Ostendorf verbunden. Kurz vor Weihnachten ist der große und international anerkannte Sportsmann im Alter von 101 Jahren in Hamburg verstorben, wo er in den letzten Jahren bei seinem Sohn Matthias Fabra gelebt hat.
Von Geseke nach Lippstadt
Als drittes von zehn Kindern des Textilkaufmanns Wilhelm Fabra und dessen Ehefrau Paula wurde Ferdinand Fabra am 8. Oktober 1906 in Geseke geboren. Von der dortigen Bürgerschule wechselte er an das Lippstädter Ostendorfgymnasium, wo eine Verbindung entstand, die für Ferdinand Fabra nach seiner Zeit als Pennäler auch als ausgebildeter Lehrer und Pensionär bestehen blieb. Nach dem 1926 bestandenen Abitur nahm er im Wintersemester 1927/28 an der Berliner Hochschule für Leibesübungen das Studium zum Diplomsportlehrer mit den Disziplinen Fußball, Tennis und Schwimmen auf. Zugleich spielte er als Stürmer beim Oberligisten Preußen Berlin. Als er im April 1931 sein Examen bestand, hatte Ferdinand Fabra schon einen Job als „hauptamtlicher Sportlehrer“ beim VfB Coburg 07, den er bis zum Jahreswechsel 1931/32 betreute. Ab 1935 gehörte er – mit dem späteren Bundestrainer Sepp Herberger – dem sogenannten Gausportllehrerkollegium an, dem beim Deutschen Fußballbund (DFB) die Nachwuchsarbeit und Qualitätssicherung oblag. Von April bis August 1936 war er als „Leihkraft“ beim Finnischen Fußballverband und bereitete in Helsinki die ihm anvertrauten Kicker auf die Berliner Olympiade vor, wo er auch ihr Mann auf der Bank war.
Von Schlesien bis Franken
Sein Engagement von 1936 bis 1939 bei der Auswahl Schlesiens krönte er beim 2:1 über Bayern mit dem Gewinn des Reichssportpokals. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde er Luftwaffensoldat. Da im damaligen Reich noch bis zum November 1942 Fußballspiele stattfanden, konnte Ferdinand Fabra auch als Wehrmachtsangehöriger für den DFB arbeiten. Zum Kriegsende wurde er zu Flakeinsätzen in den Westen befohlen und geriet in US-Gefangenschaft, aus er im Oktober 1945 nach Lippstadt zurückkehrte. Entlohnt durch Naturalien trainierte er fortan die Bezirksligisten VfL Geseke, Borussia Lippstadt, SuS Menden und VfR Marsberg und kam im Herbst 1946 zur Oberligaelf Wolfenbüttel in Niedersachsen. Es war die Fußballikone August Lenz, auf die im März 1947 die Verpflichtung von Ferdinand Fabra als BVB-Trainer zurückging. Wenige Monate später gab es für die Schwarzgelben die erste Meisterschaft zu feiern, als sie in einem legendären Spiel am Herner Schloss Strünkede die Schalker im Kampf um die „Westfalenmeisterschaft“ mit 3:2 besiegten. Mit Ablauf der Saison 1947/48 endete die gute Zusammenarbeit zwischen ihm und dem Verein vom Borsigplatz. Die Borussen konnten – so war die Situation damals – ihrem Coach keine angemessene Wohnung zur Verfügung stellen. Die Laufbahn führte ihn zu Borussia Neunkirchen, Preußen Münster – mit denen er 1951 in das Meisterschaftsfinale gegen den Fritz Walter angeführten 1. FC Kaiserslautern einzog – und zur Spielvereinigung Fürth.
Vom Trainer zum Lehrer
Aus familiären Gründen gab Ferdinand Fabra 1954 das Trainerleben auf und stellte sich bis zur Pensionierung in 1972 in den Dienst des Ostendorfs. Zwar offiziell ausgeschieden, blieb er noch bis 1978 am Cappeltor. In den letzten drei Jahren hat er hier über den Sport hinaus in den Klassen fünf und sechs auch Mathematik unterrichtet. Seine große Verbundenheit zum BVB stellte Ferdinand Fabra im Mai 2000 erneut heraus, als sich mit ihm und den ehemaligen Dortmunder Nationalspielern Lothar „Emma“ Emmerich und Alfred „Aki“ Schmidt die OPTIMISTEN zu ihrer Gründung trafen. Dabei fand der zu jener Zeit mit 93 Jahren älteste Teilnehmer des Treffens im Lokal „Zum Krug“ mit Blick auf den damaligen Dortmunder Abstiegskampf viele lobende Worte für die Begeisterung der Lippstädter BVB-Fans, „in diesen nicht einfachen Zeiten für die Borussia diesen Kreis zu bilden“.