Rückkehr-Mission gestartet

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Anmerkungen zur zweiten Liga von Hans Zaremba

Bereits drei Wochen vor der Bundesliga ist die Zweite Liga in ihre Saison gegangen. Der frühe Beginn ist im Unterhaus mittlerweile zur Tradition geworden. Damit sollen die 18 Klubs – unter denen sich elf einstige Bundesligisten befinden – zumindest zwei Spieltage lang mehr Aufmerksamkeit bekommen. Dazu passte auch die Ansetzung des Auftaktmatchs mit den vorjährigen Bundesliga-Absteigern VfB Stuttgart gegen Hannover 96 (2:1). Der dritte Absteiger der vergangenen Bundesliga-Runde, der 1. FC Nürnberg, startete seine Rückkehr-Mission ins Oberhaus mit 1:0 bei Dynamo Dresden.

Sie erwarten vom HSV in 2020 eine Rückkehr in die Bundesliga: Die Lippstädter Fans der Rothosen, die Ratsfrau Christine Goussis und ihr SPD-Parteifreund Karl-Heinz Tiemann. Archiv-Bild: Hans Zaremba

Favoriten

Durch die Anberaumung der Topbegegnung am ersten Spieltag – Stuttgart und Hannover – wollten die Chefs der DFL (Deutsche Fußball Liga) herausfinden, ob die beiden Klubs ihrer zugeordneten Spitzenreiterrolle auch gerecht werden können. Denn zusammen mit dem 1. FC Nürnberg und dem Hamburger SV stehen der VfB und die 96er finanziell und auch von den Möglichkeiten des Kaders deutlich über der Konkurrenz. Der Aufstieg ins Oberhaus kann nach der Bewertung mancher Beobachter eigentlich nur über diese vier Clubs – von denen Stuttgart (1984, 1992 und 2007) und Hamburg (1979, 1982 und 1983) dreimal und Nürnberg (1968) einmal die Meisterschale in der Bundesliga gewinnen konnten – laufen. Viele Fußballfans – so auch die Lippstädter Ratsfrau Christine Goussis und ihr Parteifreund aus der SPD, Karl-Heinz Tiemann – blicken natürlich gebannt auf ihren HSV, ob ihm nach der Verpflichtung des früheren Jugendspielers von Borussia Lippstadt, Dieter Hecking, als neuen Coach im zweiten Anlauf die Rückkehr in die Beletage des Fußballs gelingt. Der Beginn in das zweite Jahr im Unterhaus war mit dem dürftigen 1:1 gegen Darmstadt 98 allerdings nicht die Premiere, die von den Lippstädtern von ihren Rothosen erwartet wurde. Noch hat auch der HSV die Chance, in den kommenden 33 Spielen die nötigen Punkte zu holen. Die Hamburger müssen jedoch auf der Hut sein, da es in den letzten Jahren häufig einen Verein gab, der sich plötzlich in den Aufstiegskampf einmischte und den vermeintlichen Favoriten ein Bein stellte. Ein Vorgang, der sich auch in dieser Saison wiederholen kann.

Westfalen

Während in der letzten Spielzeit der SC Paderborn 07 und der 1. FC Union Berlin zur Verblüffung der Szene den HSV vor dem von ihm angesteuerten Wiederaufstieg noch abfingen, könnte in der aktuellen Runde dem Lokalrivalen der Hamburger, dem FC St. Pauli, ein ähnlicher Coup gelingen. Ähnliches gilt auch für die „Störche“ von Holstein Kiel, die in der 56jährigen Geschichte der Bundesliga als erste Crew aus Schleswig-Holstein die Bundesliga erreichen wollen. Die westfälischen Fans setzten natürlich auf die Arminia aus Bielefeld – die trotz mehrerer Abstiege insgesamt 17 Jahre im Oberhaus vertreten war und es zuletzt in 2009 verlassen musste – und die Kicker vom VfL Bochum – sie galten lange als „die Unabsteigbaren“, gehören aber nun seit neun Jahren nicht mehr der Bundesliga an -. Beide streben nach ihren langen Durststrecken wieder in die lukrative Eliteliga. Schon träumen einige Fußball-Begeisterte aus der Region von der Bundesliga-Saison 2020/21 mit fünf Clubs aus ihrem Landstrich (Bielefeld, Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen und Paderborn). Ein solches Übergewicht der Westfalen dürfte allenfalls eine Illusion bleiben. Denn die Blau-Schwarzen aus der Libori-Stadt werden es in 2019/20 enorm schwer haben, nach ihrem beachtlichen Comeback im Mai nun für eine längere Zeit in der Bundesliga mit am Ball zu bleiben.

Tabellenende

Spannung ist auch am Tabellenende zu erwarten. Denn durch die Stärke der Traditionsclubs an der Spitze werden viele Vereine zwangsläufig um den Klassenerhalt kämpfen müssen. Skeptische Blicke richten die Fachleute auf den VfL Osnabrück – nach einer Abstinenz von sieben Jahren wieder in der Zweiten Liga zurück – und den Karlsruher SC – einst Gründungsmitglied der Bundesliga, jedoch durch viele Ab- und Aufstiege zu einer regelrechten Fahrstuhlequipe geworden -, ob sie sich als Aufsteiger im Unterhaus dort für eine größere Phase etablieren können. Eine schwierige Saison wird auch dem SV Wehen Wiesbaden, dem dritten Neuling im Unterhaus, prophezeit. Viele Experten sehen in den Hessen ein sportliches Leichtgewicht, das kaum Aussichten hat, die Zweite Liga zu halten.