Kampfansage von Borussia Dortmund

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Anmerkungen von Hans Zaremba

Während der FC Bayern München in der fußballerischen Sommerpause auf dem Spielermarkt etliche Schlappen einstecken musste und sein Sportdirektor Hasan Salihamidzic somit viele Rüffel abbekommen hat, bestand infolge einer Reihe von Neuverpflichtungen der Kader von Borussia Dortmund indessen aus 35 Männern. Wenn bis zum Schluss des Transferfensters der eine oder andere Kicker der Schwarz-Gelben wohl noch den BVB verlassen dürfte, wird Trainer Lucien Favre in der Saison 2019/20 womöglich wiederholt die Qual der Wahl haben. Ein Luxusproblem im Fußball.

Im letzten Mai musste sich der Vize-Vorsitzende der „Optimisten“, Roland Jathe (links), im Gespräch mit dem Lippstädter Moderator Matze Knop noch mit dem zweiten Rang für den BVB abfinden:Im Mai 2020 möchte der Lippstädter Gastronom in seinem Lokal im Lippstädter Südwesten den neunten Titelgewinn für die Dortmunder Borussia feiern. Foto: Hans Zaremba

Zweifel

Spätestens mit der Rückkehr von Mats Hummels nach Dortmund, vom Geschäftsführer des BVB 09, Hans-Joachim Watzke, als „besten deutschen Innenverteidiger“ geadelt, besteht nun in der Defensive ein dichtes Gedränge. Ganze elf Abwehrleute beschäftigt die Borussia aktuell. Ob dieses Überangebot für den Betriebsfrieden förderlich ist, wird auch vom Geschick des Dortmunder Coachs abhängen. Gewiss ist diese Lage für den Schweizer auf der Bank des Vizemeisters eine Herausforderung. Inwieweit mit dem Mann von der Isar tatsächlich eine Kräftigung der Dortmunder Verteidigung eintritt, bleibt abzuwarten. Wer bei seinem bisherigen Arbeitgeber, Bayern München, nach drei Jahren keine Zukunft mehr als Stammkraft hat, wird viel einbringen müssen, um an seiner einstigen Wirkungsstätte die enormen Wünsche erfüllen zu können. Einige Sachkenner bezweifeln zudem, ob die hohe Ablöse (von 38 Millionen Euro war in den Medien die Rede) für dieses Engagement gerechtfertigt ist. Speziell, dass der vom Bundestrainer Joachim Löw für die Nationalelf ausgemusterte Abwehrrecke mehr gekostet haben soll, als sein Verkauf in 2016 einbrachte, hat zu allerlei Diskussionen geführt. Vor drei Jahren sprach man beim vom damaligen BVB-Spielführer gewollten Wechsel zu den Bayern von 35 Millionen, die ins Revier geflossen sein sollen. Unabhängig von diesen Summen betrachten Beobachter auch diese Rückholaktion, die nach den mittelprächtigen Operationen mit Nuri Sahin (2013), Shinji Kagawa (2014) und Mario Götze (2016) bereits die vierte innerhalb von sechs Jahren ist, mit Skepsis. Obendrein wird kritisch beäugt, inwieweit der 70fache Ex-Nationalspieler innerhalb der Dortmunder Equipe wieder die notwendige Akzeptanz findet. Die Antworten wird der 30jährige Fußballer auf dem Platz zu erbringen haben.

Verstärkung

Auch von den anderen Neuen in Dortmund – Julian Brandt (Leverkusen), Thorgan Hazard (Mönchengladbach) und Nico Schulz (Hoffenheim) – erhoffen die treuen Fans der Borussen – mit ihnen auch viele der Lippstädter „Optimisten“ – eine deutliche Verstärkung. Vor allem eine größere Stabilität der BVB-Crew. Es lag an der mangelnden Beständigkeit, die für Borussia Dortmund nach der anschaulichen Hinrunde der letzten Saison zum Problem wurde, um auch in der zweiten Hälfte der Spielzeit 2018/19 gegen die Bayern zu bestehen. Mit den zum 1. Juli verpflichteten Zugängen will man nun dieses durchsichtige Defizit ausgleichen. Kampfansagen war man von Borussia Dortmund lange nicht mehr gewohnt. Zu augenfällig waren zuletzt die Kräfteverhältnisse in der Bundesliga. Nun soll der BVB 09, so sind die Worte seines Chefs Hans-Joachim Watzke nach den kostspieligen Transfers zu interpretieren, offenkundig die neunte Meisterschaft in seiner ruhmreichen Vereinsgeschichte einsacken.