Die Leiden der Trainer

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Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Es fanden zwar am letzten Wochenende auch wieder neun Paarungen in der Bundesliga statt. Doch am 28. Spieltag überragte eine Partie alle anderen Begegnungen: Der Klassiker mit dem Rekordmeister aus München und seinem Herausforderer aus Dortmund. Dass jedoch das Duell zwischen den führenden Clubs im Oberhaus, den Bayern an der Isar und den Borussen aus dem Revier, mit dem 5:0 klar für den Gastgeber ausging, hatte zuvor kaum einer der Beobachter auf dem Zettel.

Setzt sich mit den Leiden der Trainer in der Bundesliga auseinander: Der Chronist der OPTIMISTEN, Hans Zaremba, der in seiner wöchentliche Kolumne auf die Männer an den Seitenlinien in Dortmund, München und Gelsenkirchen schaut.

Dortmund

Die vielen Anhänger der Schwarzgelben – mit ihnen auch die Lippstädter „Optimisten“ – erlebten in München eine körperlose, chancenlose und ideenlose Borussia. Offensichtlich hatte sich der Übungsleiter der Dortmunder, Lucien Favre, mit seiner Aufstellung gegen den routinierten Branchenführer verzockt, als er den ballsicheren und fast zu alter Wirkung zurückgekehrten Mario Götze überraschend auf der Bank ließ und Marco Reus als Sturmspitze aufbot. Auch die Formation der Abwehr von Borussia Dortmund zeigte erhebliche Schwächen. Der BVB-Coach wollte mit schnellen Offensivleuten ‚mit mehr Tiefe spielen‘, bekannte der Schweizer nach dem Schlusspfiff. ‚Aber es hat nicht funktioniert. Am Ende ist immer der Trainer schuld.“ Mit dem Sieg der Münchener ist sechs Spieltage vor dem Ligafinale die Meisterschaft jedoch noch nicht entschieden. Lediglich einen Punkt und stattliche 15 Tore sind die Bayern den Borussen nun voraus. Bei der Wankelmütigkeit des Titelverteidigers in dieser Saison ist immer noch einiges für den Verfolger aus Dortmund drin. Allerdings müssen es nunmehr die Verantwortlichen der Borussia schaffen, ihre Mannschaft nach dem Debakel in München wieder zu festigen. Sonst ist der Titel nicht mehr zu erlangen.

München

Während Lucien Favre die Kritik an seiner Ausrichtung mit einem kleinen Lächeln begleitete, wirkte seine Kollege Niko Kovac nicht erlöst, sondern ungewöhnlich dünnhäutig. Der Betreuer des FC Bayern, der bisher in München alle Probleme und die Tadel von außen weggelächelt hatte, schaltete in den Angriffsmodus und beklagte den Umgang mit den Trainern im Allgemeinen und ihm im Speziellen. ‚Wir sind diejenigen, die alles abbekommen. Jeder muss den Anspruch haben, was ich nicht möchte, dass man es mir antut, das tue ich auch keinem anderem an.“ Der Kroate hatte sich wohl einen geeigneten Zeitpunkt für seinen Auftritt ausgesucht, da er sich nach dem eindeutigen Resultat seiner Equipe als der große Gewinner fühlen konnte. Obwohl er bei seiner vorherigen Station in Frankfurt gute Arbeit abgeliefert hat, wurde in München immer wieder Skepsis laut, ob er die hohen Qualitätskriterien an der Säbener Straße erfüllen kann. Einige im Umfeld des Branchenführers sollen schon von der Gefährdung seiner Versetzung in die Spielzeit 2019/20 geredet haben, wenn es mit dem siebten Meistertitel in Folge für den FC Bayern München im Mai nicht klappen sollte. Symptomatisch für diese Situation ist, dass der Vorstandschef des Tabellenführers, Karl-Heinz Rummenigge, nach dem grandiosen Sieg der Bayern-Kicker dem 47jährigen Betreuer keine Jobgarantie über den Sommer hinaus geben wollte. Widersprüchlich zu den Auslassungen des ehemaligen Lippstädters sind die Worte des Präsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden, Ulrich Hoeneß: ‚Es war immer alles okay. Wenn ich unzufrieden bin, heißt das noch lange nicht, dass wir den Trainer rausschmeißen.‘

Gelsenkirchen

Auch mit Huub Stevens konnte Gelsenkirchen vor eigener Kulisse auf dem Berger Feld von Erle nicht gewinnen. Die große Gemeinde der Königsblauen – so auch die „Füchse“ aus Wadersloh und „Graf Bernhard“ in Lippstadt – musste mit ansehen, dass die Knappen trotz des ersten Bundesliga-Heimtors nach sechseinhalb Stunden wieder einen wichtigen Punkt im Abstiegskampf verpasst haben. Gewiss war es bitterlich, in der neunten Minute der Verlängerung noch ein Elfmetertor zu kassieren. Unziemlich war danach aber das Verhalten des Fußballlehrers der Schalker, sich mit dem Schiedsrichter Sascha Stegemann anzulegen.