Zeitenwende im Liga-Oberhaus

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Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Wenn nach elf Spieltagen in der Bundesliga – also nach einem Drittel der Saison – der langjährige Dauer-Meister (München) einen Rückstand von sieben Punkten auf den ersten Rang (Dortmund) und drei Zähler zum zweiten Platz (Mönchengladbach) registrieren muss, ist es nicht vermessen, von einer Zeitenwende im Fußball-Oberhaus zu schreiben. Zudem wurden die Bayern durch die sonntäglichen 3:0-Siege (Leipzig gegen Leverkusen und Frankfurt im Vergleich mit Schalke) auch noch aus dem Quartett, das den Clubs eine Qualifikation für die lukrative Champions League 2019/20 ermöglicht, verdrängt. Eine befremdende Situation für den Branchenführer.

Sieht eine Zeitenwende in der Bundesliga aufkommen: Mit dem Klassiker zwischen dem Titelverteidiger aus München und seinem Herausforderer aus Dortmund setzt sich auch der Chronist des Lippstädter BVB-Fanclubs, Hans Zaremba, in seinem Bundesligakommentar nach dem elftenSpieltag auseinander.

Dortmund

Der gegenwärtige Höhenflug der Schwarzgelben trägt zwei Namen: Lucien Favre, der besonnene Coach auf der Bank, und Marco Reus, der agile Kapitän auf dem Spielfeld. Beim 3:2 im Topspiel gegen den FC Bayern gelangen dem Nationalstürmer seine Saisontore Nummer sieben und acht. So viele hatte der Offensivstar nach elf Spieltagen noch nie erzielt. „Ich fühle mich wohl, spiele auf meiner Lieblingsposition. Momentan klappt viel“, schwärmte der „verlängerte Arm“ seines Trainers nach dem Ende der Begegnung. Es wird die Aufgabe des Schweizer Übungsleiters sein, die Crew bei Laune zu halten, damit sie am Samstag, 24. November, in Mainz ähnlich motiviert auflaufen und ihre führende Position festigen kann. Dies erwarten auch die vielen treuen Fans des BVB – mit ihnen auch die Lippstädter „Optimisten“, von denen unter anderem ihr Vormann Oliver Weiß, dessen Vorgänger Bernhard Scholl sowie das Urgestein der BVB-Freunde an der Lippe, Eberhard Beck, Zeugen des Spektakels im einstigen Westfalenstadion waren, von der Dortmunder Borussia.

München

Das Treffen in Dortmund offenbarte die aktuellen Kräfteverhältnisse in der Bundesliga: Der Titelverteidiger konnte beim aktuellen Spitzenreiter nur eine Halbzeit lang wirklich mithalten. Mit einer Verbindung aus neuer, angemessener Bescheidenheit und Augenwischerei reagierten die Münchner auf die beißende Schlappe im Klassiker, die ihr Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge „als eine Art Benchmark nehmen“ will. Der aus Lippstadt stammende Bayern-Boss meinte: „Wichtig war, dass wir heute mal ein Zeichen gesetzt haben. Wir haben gesehen, dass Bayern München noch eine sehr gute Mannschaft hat.‘ Was auch immer die Auslassungen des einstigen Nationalspielers bedeuten, werden die kommenden Wochen enthüllen, wenn dem Rekordmeister die nationale Konkurrenz noch mehr enteilen und für ihn das Erreichen der Champions League 2019/20 zu einem ernsthaften Problem werden sollte.

Mönchengladbach

Ungenauigkeiten in der Defensive beim Gastgeber im Bremer Weserstadion erleichterten Borussia Mönchengladbach das 3:1. Erkenntnis der Begegnung in der Hansestadt: Während der SV Werder auch das dritte Spiel in Folge verliert, konnten die Niederrheiner mit ihrem an der Lippe als Jugendfußballer bei der Borussia vom Lipperbruchbaum in Erscheinung getretenen und heutigen Sportlehrer Dieter Hecking einmal mehr ihr Selbstvertrauen stärken.

Gelsenkirchen

Während die Sympathisanten der Borussen aus Dortmund und Mönchengladbach vor der Länderspielpause berichtigen Grund zum Jubeln hatten, mussten die Freunde des königsblauen Ligisten aus Gelsenkirchen mit ihren treuen Gemeinden in Lippstadt („Graf Bernhard) und Wadersloh („Füchse“) zum wiederholten Mal in dieser Spielzeit einen herben Rückschlag hinnehmen. Das deutliche 0:3 am Main hat den Vorortverein weiter absinken lassen. Mit zehn schlappen Zählern ist Equipe aus dem Revier nur um zwei Punkte von den Abstiegsrängen entfernt. Die Alarmsignale am Schalker Markt sind nicht mehr zu überhören. Zwangsläufig richten sich nun viele der Blicke auf den Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies.