Leverkusen startet als Favorit

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Gewiss ist die Werkself aus Leverkusen bei vielen Beobachtern des Fußballs beim Neustart des Oberhauses am kommenden Freitag, 23. August, 20.30 Uhr, in Mönchengladbach im rheinischen Derby der eindeutige Favorit. Diese Rolle wird dem Titelverteidiger ebenso mit Blick auf seine weiteren 33. Partien in der 62. Auflage der Bundesliga eingeräumt. Aufgrund seiner Beständigkeit – keine größeren Wechsel im Spieler-Kader und die Fortsetzung des Trainings mit Xabi Alonso – überrascht die Vorhersage nicht.

Rückblick auf das Saisonfinale 2023/24 aus optimistischer Sicht:
Zum Abschied von Marco Reus waren 80 BVB-Freundinnen und -freunde aus Lippstadt mit dem Doppeldecker „Deutsche Komiker Nationalmannschaft“ nach Dortmund gefahren.
Archiv-Foto: Sammlung Hans Zaremba

Blick auf den Bundesligastart

Das wissen auch die erfolgsverwöhnten Bayern, die in der vergangenen Saison erstmals seit über einem Jahrzehnt keinen Titel einheimsen konnten. Auf den neuen Coach Vincent Kompany, der im Juli das Erbe des gescheiterten Vorgängers Thomas Tuchel angetreten hat, kommt eine große Herausforderung zu. Kein leichtes Unterfangen bei den nicht einfachen Strukturen in München mit den offiziellen Chefs Jan-Christian Dreesen und Max Eberl sowie den heimlichen Bossen, die Altvorderen Uli Hoeneß und Kalle Rummenigge. Wie kurzfristig eine Trainertätigkeit an der Säbener Straße sein kann, können prominente Vorgänger (von Jürgen Klinsmann über Carlo Ancelotti bis Julian Nagelsmann) berichten.

Dortmund

Nicht weniger einfach wird die Aufgabe von Nuri Sahin als Übungsleiter bei Borussia Dortmund sein. Durch die geschickte Platzierung seiner Berufung unmittelbar vor der Europameisterschaft wurde einiges an Aufsehen nach der plötzlichen Abdankung von Edin Terzic vermieden. Es ist aber sowohl für den Verein als auch für den neuen Betreuer ein Wagnis, ihm ohne größere Trainer-Erfahrungen diese bedeutende Funktion übertragen zu haben. Denn nach der imposanten Ära von Jürgen Klopp (2008 bis 2015) konnte sich bislang keiner seiner sieben Nachfolger lange als Sportlehrer der gut bezahlten BVB-Profis halten. Ob es klug war, nach dem Ende der schwarz-gelben Karrieren von Mats Hummels und Marco Reus gleich derart massiv das Mannschaftsgefüge umzubauen und mit Niclas Füllkrug einen bodenständigen Torjäger nach nur elf Monaten wieder abzugeben, bleibt zu hinterfragen. Zudem agieren mit Nuri Sahin (Trainer), Sebastian Kehl (Sportdirektor), Sven Mislintat (Technischer Direktor), Lars Ricken (Geschäftsführer Sport), Hans-Joachim Watzke (Vorstandschef) und Matthias Sammer (Berater) zu viele Männer im Umfeld der Mannschaft. Medien-Meldungen über Kompetenzgerangel während des Trainingslagers in Bad Ragaz in der Schweiz waren die ersten Vorboten für eine unruhige Zeit bei der Dortmunder Borussia.  

Kiel

Über die Bewertungen von Teams aus dem voraussichtlich oberen Feld hinaus folgt die  Betrachtung zu Holstein Kiel, einer Equipe aus dem vermutlich unteren Teil der künftigen Tabelle. Lewis Holtby, der als Mittelfeldspieler großen Anteil am Aufstieg der Störche in die Beletage hatte, sprach gegenüber der Presse davon, dass die Kieler mitmischen, erfolgreich Fußball spielen und die Saison nicht nur als “Abenteuer Bundesliga” sehen. Hingegen stufen einige der (vermeintlichen) Experten den im Jahr 1900 gegründeten Verein aus dem nördlichsten Bundesland als potentiellen Absteiger ein. Dass ein Neuling nicht automatisch wieder zum Anwärter für die Zweite Liga werden muss, hat in der letzten Saison der 1. FC Heidenheim eindrucksvoll gezeigt. Den Baden-Württembergern gelang trotz einer mit Kiel vergleichbaren krassen Außenseiterrolle als Tabellenachter nicht nur souverän der Klassenerhalt, sondern sie schafften sogar die Qualifikation für den Europapokal (Play-Offs zur Conference League). Auch die Statistik dürfte das Selbstvertrauen der Fans des Clubs an der Ostsee zusätzlich Auftrieb geben: Seit der 29. Spielzeit der Bundesliga (1992/1993) konnte in jeder Saison mindestens einer der Aufsteiger seinen Platz im Oberhaus halten.  

Hans Zaremba