Ausgabe 5/2009

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BVB-Historie

Die dritte Meisterschaft

Eine Erinnerung an das Finale Dortmund gegen Köln von 1963

Mit der Saison 1962/63 endete die Ära der Oberligen im bundesdeutschen Fußball. Ab 1963/64 nahm die Bundesliga ihren Spielbetrieb auf. Sie war ein Jahr zuvor am 28. Juli 1962 vom DFB-Bundestag im Goldsaal der Dortmunder Westfalenhalle beschlossen worden. Am Ende der Oberligen als Spitzenklasse des DFB hatte der Westen noch einmal kraftvoll Flagge gezeigt. Die Oberliga West wurde zu jener Zeit als die stärkste der fünf deutschen Oberligen (Berlin, Nord, Süden, Südwest und West) eingeschätzt.

Westdeutsches Duell

Im Endspiel kam es seit 1933 (Düsseldorf gegen Schalke 3:0) erstmals wieder zu einem rein westdeutschen Duell. Als klarer Favorit galt der 1. FC Köln, der in seiner Gruppe mit 29 geschossenen Toren bei souveränen vier Siegen und zwei Unentschieden einen neuen Endrundenrekord aufgestellt hatte. Dem BVB, der auch in der Oberligasaison zweimal gegen die Domstädter verloren hatte, wurden allenfalls Außenseiterchancen eingeräumt. Trainer Hermann Eppenhoff, der zu seiner Mannschaft ein eher väterlich-freundschaftliches Verhältnis pflegte, hatte seine Elf hervorragend eingestellt. Mit Kapitän Willi Burgsmüller und dem Außenläufer Helmut Bracht hatte er zwei erfahrene Kämpfer dabei, die schon die Meisterschaften 1956 und 1957 gewonnen hatten. Lothar Geisler ergänzte die Verteidigung und Wolfgang Paul hielt als verkappter Libero alles zusammen. Dieter „Hoppy“ Kurrat sollte als „Schatten“ die Kreise des Weltmeisters Hans Schäfer eindämmen. Im Angriff warteten Jürgen „Charly“ Schütz und Timo (damals noch Friedhelm) Konietzka auf ihre Chance. Dieses Gespann wurde von den Fans liebevoll „Max und Moritz“ gerufen, da sie der gegnerischen Verteidigung so manchen Streich spielten. Vervollständigt wurde der Sturm von Alfred „Aki“ Schmidt und den schnellen Außen Reinhold Wosab und Gerd Cyliax.

Symbolisches Bild

Schon vor dem Anpfiff hatte der BVB das Glück auf seiner Seite: Kölns Torjäger Christan Müller, der sich in einer überragenden Form befand, musste wegen Verletzung passen. Von Anfang an kamen die Kölner gegen die gut-organisiert stehenden Dortmunder nicht ins Spiel. Bereits nach neun Minuten zeichnete sich die Überraschung ab: Dieter „Hoppy“ Kurrat traf zum 1:0. Mit Beginn der zweiten Halbzeit sollte für die Domstädter alles anders werden. „Dortmund hat zwar gutes Bier, aber Meister werden wir!“ stand auf einem Transparent der Fans zu lesen. Aber in diesen ersten Minuten hielt wiederum Bernhard „Hähnchen“ Wessel alles, was zu halten war – und noch ein bisschen mehr. Der BVB setzte auf gut vorgetragene Konter. In der 58. Minute erzielte Reinhold Wosab das 2:0 und ein paar Minuten später entschied Alfred „Aki“ Schmidt mit dem dritten Treffer die Partie. Das Anschlusstor von Karl-Heinz Schnellinger war nur noch Makulatur. Die Borussia aus Dortmund hatte als krasser Außenseiter den haushohen Favoriten 1.FC aus Köln entthront. Helmut Bracht erklärte später: „Die Freude über die dritte Meisterschaft war besonders groß. Es war auch eine gewisse Schadenfreude. Nicht nur Dortmund, das ganze Ruhrgebiet jubelte mit dem BVB.“ So war es ein fast symbolisches Bild, als Kapitän Willi Burgsmüller mit einem blutdurchtränkten Kopfverband, der ihm nach einer Verletzung kurz vor Schluss angelegt worden war, die Meisterschale entgegen nahm.

Elf Sieger

Damals waren Auswechselungen noch nicht möglich. Wer zum Anstoß eines Pflichtspieles auf das Feld gelaufen war, musste auch bis zum Schlusspfiff aushalten. Die elf Sieger des 29. Juni 1963 in Stuttgart waren: Bernhard Wessel, Wilhelm Burgsmüller, Lothar Geisler, Helmut Bracht, Wolfgang Paul, Dieter Kurrat, Reinhold Wosab, Alfred Schmidt, Jürgen Schütz, Friedhelm Konietzka und Gerd Cyliax.

Hans Zaremba