Lippstadt bleibt in der Regionlliga

Hans Zaremba über den Saison-Kehraus beim SV 08

Im Juni 1997 fusionierten die Fußballabteilungen der „Schwatten“ vom Waldschlößchen mit den „Roten“ vom Lipperbruchbaum zum Spielverein (SV) Lippstadt 08. Für etliche eingefleischte Teutonen und Borussen war das zu jener Zeit gewiss ein schwerer Einschnitt. Doch für die Entfaltung des Sports mit dem runden Leder in der größten Stadt im Kreisgebiet war das Zusammengehen der beiden in 1908 gegründeten Traditionsvereine zweifellos eine unerlässliche wie nützliche Maßnahme.

Sie sind der Rückhalt des Lippstädter Regionalligisten: Die lautstarken schwarz-roten Anhänger des SV 08 auf der überdachten Tribüne der Arena an der Wiedenbrücker Straße. Auch zum Abschluss der Spielzeit 2021/22 sorgten sie wieder für eine passende Stimmung.
Foto: Hans Zaremba

Zuschauer

Ohne diese Konzentrierung wären an der Lippe ein Vierteljahrhundert später kaum Partien der Regionalliga West vorstellbar. Eine Entwicklung, die 25 Jahre später auch manche der einstigen Skeptiker der heutigen Verbindung befürworten dürften. Durch das am Samstag, 7. Mai, bei Rot-Weiß Oberhausen mit 1:0 gewonnene Match wird der SV Lippstadt 08 ab dem Sommer in seine bereits fünfte Saison in Folge in der vierthöchsten deutschen Fußballklasse auflaufen. Am vergangenen Samstag, als auch die Bundesliga ihre Spielzeit 2021/22 abschloss, war zugleich der Kehraus in der Regionalliga West angesagt. Die von Felix Bechtold betreuten Lippstädter empfingen dazu den Krefelder Fußballclub Uerdingen 08, der einst von einem Chemiegiganten gesponsert mit den Brüdern Friedhelm und Wolfgang Funkel in der Bundesliga für Furore sorgte sowie 1985 in Berlin mit 2:1 gegen den FC Bayern München den DFB-Pokal holte. Allein schon dieser Aspekt verdeutlicht in welchem Umfeld sich der SV Lippstadt 08 sportlich behaupten muss. Zudem zeigen insbesondere die Zuschauerzahlen am 39. Spieltag die gravierenden Unterschiede in dieser Fußballklasse auf. Während beim entscheidenden Fight für den Aufstieg in die dritte Liga von RW Essen gegen RW Ahlen (2:0) 16.650 Menschen und parallel in Münster, wo die Preußen den zweite Auswahl des 1. FC Köln (2:1) empfingen, 14.300 Sympathisanten gekommen waren, musste sich  Lippstadt mit 612 Besucherinnen und Besucher begnügen. Für einen Verein, der entgegen den Clubs aus der Bundesliga, der zweiten und dritten Liga keine Einnahmen von den Übertragungen der Fernsehsender bezieht, sind die Eintrittsgelder eine wichtige Quelle für seine Aktivitäten. Es ist schade, dass nicht mehr Fußballanhänger aus der Region zu den Begegnungen in die Lippstädter Kampfstätte kommen, wo die Brüder Karl-Heinz, Michael und Wolfgang Rummenigge ihre Laufbahnen starteten. Der Einsatz des SV 08 mit seinen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern für das Gelingen des Vereinslebens hätte eine größere Resonanz verdient. Offenbar gibt es immer noch recht eigenwillige Fans, die einst zum Stammpublikum des legendären Waldschlößchens zählten, jedoch heute nicht den Weg in das attraktive Stadion nördlich des Evangelischen Krankenhauses finden wollen.       

Vorzeigeverein

Von der Papierform war der SV 08 zum Saisonausklang gegen die in die Oberliga Niederrhein zurückkehrenden Gäste der Favorit, was auch der in der 29. Minute registrierte Zwischenstand von 3:1 unterstrich. Doch dieser Vorsprung wurde von den Lippstädtern leichtfertig vergeben und die Absteiger aus Krefeld für ihre unverzagte Darbietung in der Arena an der Wiedenbrücker Straße mit ihrem torreichsten Saison-Auswärtssieg (4:3) belohnt. Die Verantwortlichen auf der SV-Brücke dürfen trotz einer Saison „mit wieder einmal vielen Höhen und Tiefen“, wie sie Präsident Thilo Altmann im Vorwort der jüngsten Ausgabe des Stadionmagazins des SVL zutreffend beschrieb, mit dem Ablauf der Spielzeit zufrieden sein. Sie haben jetzt mit dem Sportdirektor Dirk Brökelmann ihre Anstrengungen auf das nunmehr fünfte aufeinanderfolgende Regionalligajahr auszurichten, was angesichts der mit dem Schlusspfiff feststehenden Abgänge von Valentin Henneke, Simon Schubert und Felix Schlüsselburg kein einfaches Unterfangen ist. Unabhängig von der Niederlage der eigenen Mannschaft war der Nachmittag am Lipperbruchbaum eine geglückte Veranstaltung. Dazu gehörte auch die Unterstützung der Initiative „Lippstadt hilft“, mit der vom SV 08 speziell 90 ukrainische Kinder zum Treffen von Lippstadt gegen Uerdingen eingeladen und mit seinem schmucken schwarz-roten Vereinsbus abgeholt wurden. Neben kleineren Geschenken erhielten die jungen Fußballschwärmer auch Autogramme der Akteure auf dem Rasen. Eine schöne Aktion des Lippstädter Fußball-Vorzeigevereins.