Bundesligakommentar

Langeweile im Titelkampf  

Einwürfe zur Bundesliga von Hans Zaremba

Das Fazit nach 17 Spieltagen mit 153 Partien der 49. Auflage der Fußballbundesliga mit Blick auf die Vergabe der Meisterschale lässt sich mit zwei kurzen Anmerkungen zusammenfassen: Viel Mittelmaß und wenig Spannung. Während durch den bevorstehenden zehnten Titelgewinn in Folge für Bayern München an der Spitze der Tabelle bereits Langeweile zu spüren ist, könnte es vielleicht – sieht man von dem vermutlich schon feststehenden Absteiger Greuther Fürth ab – noch im Kampf um den Verbleib im Oberhaus zwischen Augsburg, Stuttgart und Bielefeld interessant werden. 

Erlebt eine mit wenig Spannung ausgerichtete 49. Auflage der Bundesliga: Dies meint der Chronist der Lippstädter BVB-Freunde, Hans Zaremba, in seinen Einwürfen zur gegenwärtigen Saison im deutschen Fußballoberhaus.

Corona

Unabhängig von den sportlichen Abläufen hat die Corona-Krise auch die Hinserie der aktuellen Saison wie zuvor schon Rückrunde der letzten Spielzeit die Ereignisse in den Stadien begleitet. Bemerkenswert ist, dass von August bis Dezember 2021 keine Begegnung wegen einer Gruppenquarantäne verschoben werden musste. Ebenso scheint vorerst die Gefahr einer Insolvenz eines Vereins aus der Beletage des Fußballs infolge weggebrochener Einnahmen gebannt zu sein. Was die wegen Omikron nun wieder drohenden Geisterspiele für den Fortbestand der Bundesliga-Clubs bedeuten, lässt sich zum Jahresende 2021 nicht absehen. Die hochansteckende Pandemie-Variante könnte nicht nur die Gesellschaft, sondern auch den ohnehin schwer angezählten Berufssport in großem Ausmaß lahmlegen.

Reaktionen

Das Nachdenken über überhöhte Gehaltsstrukturen im Fußball ist wohl bislang noch nicht in gebotener Form von den Verantwortlichen der Ligisten umgesetzt worden. Die Forderungen, wie um Weihnachten durch den heutigen Bayern-Vorstandschef Oliver Kahn, nach einer Eindämmung der Bezüge für die Profis mit Hilfe von Obergrenzen und sinkenden Ablösen, müssen zügig in konkretes Handeln münden. Dies sind auch Herausforderungen für Donata Hopfen, Nachfolgerin von Christian Seifert als Vorsitzende der Geschäftsführung der DFL (Deutsche Fußball Liga), und des BVB-Häuptlings Hans-Joachim Watzke, dem neuen Boss des DFL-Aufsichtsrates. Die Reaktionen der Sympathisanten des Fußballs mit dem Rückgang der Ticket-Verkäufe einiger Clubs während der letzten 17 Runden in der Liga und die Abnahme des Gefallens für die „Sportschau“ und das „Sportstudio“ lassen aufhorchen.

Durchschnitt

Zurück zum Sport: Die verpatzten Chancen von Borussia Dortmund, endlich den FC Bayern München nach einem Jahrzehnt seiner Vorherrschaft zu überrunden, ist in mehreren LaS-Beiträgen in der Adventszeit kommentiert worden. Die Unzufriedenheit vieler BVB-Fans – auch bei den Lippstädter „Optimisten“ – ist fühlbar zu vernehmen. Immerhin hatten die Schwarz-Gelben in der ersten Hälfte der Bundesliga 2021/22 fünf Schlappen zu verzeichnen. Mehr als der SC Freiburg, Eintracht Frankfurt, Union Berlin und der 1. FC Köln. Dortmund befindet sich in der Klemme zwischen dem Rekordmeister und dem Rest des Ligafeldes, der indessen nicht an die Revier-Kicker herankommt. Kein großer Trost für die treuen Anhänger der Borussia ist ihr offenbares Abonnent auf den zweiten Liga-Rang mit der möglichen Qualifikation für die Champions League 2022/23 und der Einzug ins Achtelfinale im DFB-Pokal, wo am Dienstag, 18. Januar, der BVB-Auflauf beim FC St. Pauli bevorsteht. Aber auch andere Mitbewerber – speziell RB Leipzig mit dem erheblichen Aderlass von Personal an den Branchenführer – konnten die Meisterschaft nicht reizvoller gestalten. Durchschnitt ist erkennbar der Maßstab in der Bundesliga. Ein Beispiel: Leverkusen hat als Vierter einen größeren Rückstand auf den Tabellenführer als Vorsprung auf einem direkten Abstiegsplatz.

Leistungsgrenze

Bleibt noch der Abstiegskampf. Dort haben die überforderten Fürther in der momentanen Saison jene Rolle eingenommen, die in 2020/21 der FC Schalke 04 und seine begeisterten Gefährten nach den Ligaverlusten in 1981, 1983 und 1988 im Mai 2021 mit dem vierten Abstieg der Knappen erdulden mussten. Die Situation des Kleeblattes aus Franken hat nicht viele überrascht, auch die Führungsebene in Fürth nicht. Etwas mehr an Konkurrenz im Kellergeschoss hätte der Bundesliga gut getan. Es hat Neulinge – wie den SV Paderborn 07 trotz seiner Oberhaus-Abschiede in 2015 und 2020 – gegeben, die in ihrer Bundesliga-Zeit ihre höchste Leistungsgrenze erreicht haben. Viele Schwärmer für den Fußball in Westfalen schauen jetzt auf den VfL Bochum und die Arminia aus Bielefeld, was sie im Kampf um den Klassenerhalt aus ihren bescheidenen Möglichkeiten herausholen. Somit ist noch ein Rest an Spannung aus der ansonsten ziemlich reizlosen 49. Auflage der Bundesliga zu erwarten.