Gute Stimmung bei Flutlicht

Hans Zaremba über den SV Lippstadt 08 gegen RW Essen

Wer aus Lippstadt und der heimischen Region ein schönes Fußballmatch erleben will, muss nicht zwangsläufig die Stadien der westfälischen Bundesligaclubs in Dortmund, Gelsenkirchen und Paderborn aufsuchen. Auch der örtliche Verein – der SV Lippstadt 08 – hat den Fans des Spiels mit dem runden Leder viel zu bieten. So am vergangenen Wochenende, als der Lippstädter Regionalligist die Equipe von Rot-Weiss Essen – den Tabellenführer der vierten Liga – auf seinem Sportfeld „Am Bruchbaum“ zu Gast hatte.

Momentaufnahme aus dem Stadion „Am Bruchbaum“Bereits eine halbe Stunde vor dem Anstoß waren die Ränge an der Wiedenbrücker Straße schon gut gefüllt. Foto: Hans Zaremba

Vorfreude erfüllte sich

Vor dieser ansprechenden Begegnung, die mit einem 4:2 für den deutschen Meister von 1955 (4:3 im Finale von Hannover gegen den 1. FC Kaiserslautern) endete, hatte der SV-Präsident Thilo Altmann im vereinseigenen Stadionmagazin aus „voller Vorfreude“ auf das abendliche Treffen geschaut. Ebenso von „einer sicherlich großen Zuschauerkulisse unter Flutlicht“ geschrieben. Eine vollends zutreffende Vorhersage des Vormanns des SV 08 für einen stimmungsvollen Fußballabend, der auch einen guten Besuch hatte. Nach den Angaben der Schwarz-Roten sollen es 2.334 Fußballfreunde gewesen sein, die an diesem Tag den Weg ins Stadion fanden. Möglicherweise noch einige mehr. Unter ihnen war auch eine Reihe bekannter Personen aus dem Lippstädter Stadtbild zu sehen. So der Vorstandschef der Sparkasse Lippstadt, Jürgen Riepe (ein Sympathisant des FC Schalke 04), der Pfarrer und Leiter des katholischen Pastoralverbundes Lippstadt-Südwest, Christian Laws (als gebürtiger Dortmunder bekennender BVB-Anhänger), das Vorstandsmitglied des Lippstädter Stadtsportverbandes und pensionierte Vizeverwaltungschef der Gemeinde Langenberg, Karl-Heinz Rickmann (ein begeisterter Gefolgsmann des 1. FC Köln), sowie der stellvertretende Vorsitzende und Vereinswirt der BVB-Gemeinde an der Lippe von den „Optimisten“, Roland Jathe. Wenn auch heute immer noch etliche Lippstädter Fußballfreunde der legendären Spielstätte „Am Waldschlößchen“ nachtrauern, hat sich der Umzug der ersten Mannschaft des SV Lippstadt 08 auf das weiträumige Gelände an der Wiedenbrücker Straße bewährt und findet zunehmend auch die Akzeptanz in jenen Kreisen, die einst das Territorium der Roten rigoros mieden und im Grunde nur das Areal der Schwatten kannten.

Klassenerhalt ist möglich

Was den Zuschauern von den Mannschaften in der jetzigen Liebelt-Arena während der neunzig Minuten gezeigt wurde, war ein reineweg ansehnliches Spiel. Mit ihrem couragierten Auftritt gegen den großen Favoriten aus Essen konnten die Lippstädter ihre Gefolgschaft über viele Strecken des Spiels begeistern. Auch der Coach der Essener, Christian Titz (noch in 2018 Betreuer der Bundesligaelf des Hamburger Sportvereins), sprach den Kickern des SV ein Kompliment aus, die der von ihm betreuten Equipe viel abverlangt habe. Als dem SV Lippstadt 08 zum Ende der Saison 2017/18 der Wiederaufsteig in die Regionalliga gelang, befürchteten nicht wenige seiner treuen Gefährten wiederum ein rasches Ende ihres Vereins in dieser Spielklasse. Ähnlich wie beim Regionalliga-Abstieg zum Schluss der Spielzeit 2013/14. Doch wider Erwarten konnten die Lippstädter in der vergangenen Regionalliga-Runde die Liga halten. Ein Unterfangen, was eigentlich in der aktuellen Spielzeit ebenso möglich sein müsste, auch wenn der Verein im Sommer mit Sven Köhler (Wechsel zum Zweitligisten VfL Osnabrück), Marcel Hoffmeier (zum SC Preußen Münster in der dritten Liga), Simon Schubert (zum Regionalligaabsteiger SC Wiedenbrück) und Kapitän Fabian Lübbers (der bei der U 23 des FC Schalke 04 angeheuert hat) vier Abgänge von Leistungsträgern zu wirtschaftlich potenteren Clubs zu verzeichnen hatte. Doch die Leistung des Regionalligisten aus dem Norden der Lippstädter Kernstadt gegen den Spitzenreiter aus dem Ruhrgebiet, der trotz seiner sportlichen Talfahrt vom Oberhaus bis in die vierte Liga immer noch über wesentlich größere Finanzmittel verfügen dürfte als der 1997 aus Borussia und Teutonia Lippstadt hervorgegangene Spielverein Lippstadt, lässt reichlich Optimismus für die Zukunft der Lippstädter Fußballer in der Regionalliga zu.