Union Berlin komplettiert Bundesliga

Veröffentlicht am 

 von 

 in 

Anmerkungen von Hans Zaremba

Was im europäischen Ausland zum Alltag im Fußball gehört, ist vom ersten Spieltag in der Bundesliga am 24. August 1963 meist die Ausnahme gewesen: Die gleichzeitige Teilnahme von mehreren Clubs aus einer Stadt am Spielbetrieb im Oberhaus. Nun sind nach dem Aufstieg des 1. FC Union Berlin erstmals seit der Wiedervereinigung Deutschlands zwei Vereine aus der Hauptstadt in der Beletage des Fußballs vertreten.

Die Bundesliga hat nun zwei Vereine aus der Hauptstadt: Der Chronist der OPTIMISTEN, Hans Zaremba, wirft einen Blick auf den Kultclub aus Köpenick.

Anderes Gesicht der Liga

War die Rückkehr des SC Paderborn 07 in die Bundesliga schon eine große Überraschung, hat das Avancement des Underdogs aus Berlin-Köpenick ebenso viele Beobachter der Fußball-Szene verblüfft. Nach ihren 2:2 im Spiel beim VfB Stuttgart reichte den „Eisernen“, wie der Kultverein aus dem Osten vom Berliner Volksmund genannt wird, am Montag im eigenen Stadion an der Alten Försterei im zweiten Match der Relegation zwischen dem Drittletzten der Bundesliga und dem Zweitliga-Dritten ein torloses Remis. Zuletzt war der Club, zu dessen bekennenden Anhängern auch der Leiter des Berliner Büros des Soester Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses, Wolfgang Hellmich aus der SPD, Christoph Kant, zählt, in der letzten DDR-Saison (1989/90) erstklassig. Nun wird Union „als einziger ostdeutscher Verein“, was manche seiner Fans eitel meinen und die Konkurrenten Hertha BSC und Leipzig schlicht ausblenden, in der höchsten Spielklasse auflaufen. Gewiss ein Gewinn für die Bundesliga, die vor dem Aufstieg der Sachsen in 2016 in den letzten Jahren bis auf die Westberliner Hertha fast nur aus Teams der alten West-Republik bestand. Insgesamt wird sich in 2019/20 das Gesicht der Liga deutlich verändern. Während mit Hertha und Union sowie Leipzig nun drei Ost-Mannschaften dabei sind, kommen aus dem Norden nach den Abstiegen von Hamburg (2018) und Hannover (2019) mit Bremen und Wolfsburg nur noch zwei Crews. Dafür ist Nordrhein-Westfalen mit Düsseldorf, Köln, Leverkusen Mönchengladbach aus dem Rheinland und den Westfalen aus Dortmund, Gelsenkirchen und Paderborn gleich mit sieben Clubs im Oberhaus beträchtlich vertreten. Ergänzt wird der Wettbewerb in der neuen Spielzeit von den sechs Süd-Vereinen aus Augsburg, Frankfurt, Freiburg, Hoffenheim, Mainz und München.

Probleme der Köpenicker

Doch zurück zum Neuling aus Berlin: Für die Verantwortlichen der Köpenicker dürfte die Bundesliga neben dem sportlichen Unterfangen auch ein finanzielles Wagnis werden. Ähnlich wie beim Mitaufsteiger aus Paderborn. Die Probleme reichen vom Kader bis zum Ort ihrer Heimspiele, der wie die Arena in der Paderstadt für das Liga-Oberhaus nicht als tauglich gilt. Derzeit hat das Stadion, in dem jedes Jahr ein großes und über Berlin weit hinaus populäres Weihnachtssingen stattfindet, mit seinem Fassungsvermögen für die rund 22.000 Besucherinnen und Besucher lediglich 3.500 Sitzplätze. Da wird wohl die Deutsche Fußball Liga (DFL) eine Ausnahmegenehmigung erteilen müssen, wenn Union Berlin in Köpenick seine Gäste empfangen will. Denn im ersten Bundesligajahr werden die Ost-Berliner kaum in der Lage sein, ihre Anlage auf die geplante Zahl für 37.000 Zuschauer auszubauen. Als am Montagabend um 22.28 Uhr die Begegnung in Köpenick beendet war, stürmten viele der Sympathisanten der Rot-Weißen den Platz und nahmen als Relikte dieses Ereignisses Stücke des Rasens mit nach Hause. Als dann noch Nina Hagens Vereinslied, dessen Melodie an die russische Hymne angelehnt ist, erschallte, schmetterten sie wie stets eine Zeile besonders laut: „Wer lässt sich nicht vom Westen kaufen?“ Natürlich ist das mit dem Westen, vom dem man sich nicht kaufen lasse, eigentlich nur Folklore. Auch Union soll ein paar Millionen Euro bei Geschäftsleuten in Westdeutschland haben. Laut dem „Kicker“ seien das gut sechs Millionen Euro. Delikat: Bei einem Unternehmen an dem ausgerechnet der Präsident des VfB Stuttgart, Wolfgang Dietrich, einst Anteile hielt.