Bayern verdienter Meister

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Eine solche Spannung gab es bei der Titelvergabe schon lange nicht mehr. Zehn Jahre sind bereits vergangen, dass die Meisterschaft erst am letzten Spieltag ermittelt wurde. Gleichwohl zeichnete sich für den FC Bayern München – angesichts seines Vorsprungs von zwei Punkten und der eindeutigen Tordifferenz – der Gewinn des siebten Titels in Folge schon nach dem 33. Liga-Spieltag ab. Da der Branchenführer sein Match gegen Eintracht Frankfurt mit 5:1 gewann, reichte dem BVB 09 Dortmund das 2:0 bei Borussia Mönchengladbach nicht mehr zum erhofften neunten Triumph.

Prominenter Besuch beim Saisonfinale im Lokal der schwarzgelben „Optimisten“:Von links der heimische Anhänger von Borussia Dortmund, Waldemar Schulz, der Comedian und bekennende Lippstädter Matze Knop, die BVB-Freundin Marion Beck und der Autor der wöchentlichen Bundesligakommentare in „Lippstadt am Sonntag“, Hans Zaremba.

München

Damit hat der Rekordmeister im Herzschlagfinale der 56. Bundesligasaison die Nerven bewahrt und zum 29. Mal die Schale geholt. Gegen die schwachen Frankfurter setzte sich der Titelverteidiger souverän durch und konnte sich sogar den Luxus leisten, seiner langjährigen Flügelzange – Franck Ribery und Arjen Robben – in einem Pflichtspiel eine Abschiedsvorstellung zu ermöglichen. Der Franzose und der Niederländer dankten dies auf ihre Weise mit jeweils einem Treffer vor dem Münchener Publikum. Eine gelungene Inszenierung der Bayern. Dagegen stand jedoch der Weltmeister Jerome Boateng, der mit der aktuellen Situation an der Säbener Straße offenkundig schon länger zu fremdeln scheint, abseits des Geschehens. Nicht nur, dass er bereits den Rasen der Fröttmaninger Arena verließ, als die Kollegen noch im Stadion jubelten, auch bei der späteren Feier auf dem Nockherberg soll der 76fache Nationalspieler nicht gesehen worden sein. Trotz mancher Querelen an der Isar gebührt der Equipe des Trainers Niko Kovac Respekt, einen Rückstand von zeitweise neun Punkten noch zum Coup verwandelt zu haben. ‚Glückwunsch an den FC Bayern. Sie haben zwei Punkte mehr und sind daher verdient deutscher Meister geworden. Bayern hat eine Top-Rückrunde gespielt‘, lauteten die passenden Worte der Gratulation des Vorstandsvorsitzenden der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA, Hans-Joachim Watzke.

Wir sind Optimisten:Das war die Botschaft von Roland Jathe (links) im Gespräch mit Matze Knop während des letzten Bundesligatages 2018/19 zum von ihm erwarteten Meisterschaftsausgang. Fotos (2): BVB-Fanclub Lippstadt e.V. OPTIMISTEN

Dortmund

Welches Gefühl am Saisonende genau bei den Spielern von Borussia Dortmund überwog, als sie nach Spielschluss im Mönchengladbacher Borussia Park eng umschlungen von den eigenen Fans in der Gästekurve – unter denen auch eine Gruppe der Lippstädter „Optimisten“ mit ihrem Vorsitzenden Oliver Weiß war – gefeiert wurden, lässt sich nicht gänzlich aufklären. Der Torsteher des BVB, Roman Bürki, war einerseits ’sehr enttäuscht‘, weil man so nah dran gewesen sei, andererseits aber auch ’stolz‘ auf die Leistung der Schwarzgelben in dieser Spielzeit. Sicherlich auch eine Charakterisierung der Gefühle jener Anhänger des BVB 09, die den spannenden Nachmittag in ihrem Vereinslokal „Jathe`s Kegelbahnen“ erlebten und dabei in der zweiten Halbzeit vom Lokalmatador Matze Knop begleitet wurden. Der heimische und bundesweit bekannte Comedian, Moderator, Sänger, Schauspieler und Imitator nutzte seinen Besuch bei den „Optimisten“ – ähnlich wie zuvor in der Kneipe „Altdeutsche Bierhaus“ in der Landsberger Straße, dem Treffpunkt der Bayern in Lippstadt – mit Interviews für YouTube. Es wird nun beim BVB mit Blick auf den vergeigten Titelgewinn einiges zu analysieren sein, auch die Arbeit des vor Jahresfrist ins Ruhrgebiet geholten Trainers Lucien Favre. Der eidgenössische Fußballlehrer gilt fraglos als wunderbarer Spielerentwickler. Zuletzt gab es aber auch häufiger Diskussionen über die vermeintlichen Schwächen des 61jährigen Übungsleiters. In einigen Fachpublikationen wurde über die „verschenkte Meisterschaft“ gespottet und als der Schweizer nach der Heimpleite im Derby gegen Schalke zum immer noch möglichen Titel meinte, „es ist vorbei“, festigte sich das Bild vom Zauderer, dem die Widerstandskraft im Umgang mit Rückschlägen fehlt. Übrigens: Eine Beobachtung, die Kritiker auch bei seinen Engagements bei Hertha BSC (2007-2009) und Borussia Mönchengladbach (2011-2015) registrierten. Ein Kolumnist eines Boulevard-Blattes legte dem BVB-Coach sogar den Rücktritt nahe und Insider sollten sich zugeraunt haben, Borussia Dortmund habe schon begonnen, für die mittelfristige Zukunft, den jungen Bremer Florian Kohfeldt (36) zu umwerben.

Lippstädter Stimmungsbild am letzten Spieltag in der Bundesligasaison 2018/19: Über einen guten Besuch konnte sich an diesem Nachmittag der Wirt des Vereinslokal der ‚Optimisten‘, Roland Jathe, freuen. Fotos (3): BVB-Fanclub Lippstadt e.V, OPTIMISTEN