Dortmund führt die Tabelle an

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Die Fußballfreunde in Westfalen hatten nach dem sechsten Spieltag in der aktuellen Bundesligasaison vereint Grund zum Jubel: Dem FC Schalke 04 gelang nach fünf bitteren Niederlagen endlich der erste Dreier und Borussia Dortmund konnte mit seinem bemerkenswerten 4:2 in Leverkusen wieder die Tabellenführung übernehmen.

Blickt auf München und Dortmund: Mit der gegenwärtigen Situation an der Tabellenspitze setzt sich der Chronist des Lippstädter BVB-Fanclubs, Hans Zaremba, in seinen Anmerkungen nach dem sechsten Spieltag auseinander.

München

Der im Sommer vom Main an die Isar gewechselte Niko Kovac musste erstmals als Coach von Bayern München eine Schlappe in einem Pflichtspiel einstecken. Ausgerechnet dort, wo er selbst als Frankfurter Trainer dem Branchenführer im DFB-Pokalfinale im Mai dessen bislang letzte Pflichtspielniederlage beigebracht hatte: im Olympiastadion in der Hauptstadt. Beim 0:2 scheiterte der Meister an cleveren und effizienten Berlinern, die nach ihrem Sieg nach Punkten mit den Bayern gleichziehen konnten. München fehlte es in Berlin an Schwung. Während einige der Beobachter bereits von einer Zeitenwende in der Bundesliga sprechen, weil etlichen Spielern des Titelverteidigers infolge ihrer Mehrfachbelastungen in den letzten Jahren die notwendige Kraft verloren gegangen sein soll, teilen andere der (vermeintlichen) Fachleute diese Bewertung nicht. Sie – wie der ehemalige Lizenzspieler des FC Bayern München, Stefan Effenberg, am vergangenen Sonntag im Fernsehtalk „Doppelpass“ – sind vom erneuten Gewinn der Schale des Rekordmeisters überzeugt. Wo die Profis aus München mit ihrem Kapitän Manuel Neuer derzeit wirklich stehen, werden sie jetzt im Klassiker der 1970er Jahre gegen Borussia Mönchengladbach zu begründen haben.

Dortmund

Borussia Dortmund ist nach dem Versagen der Bayern an der Spree und seinem 4:2 in Leverkusen zum zweiten Mal in dieser Spielzeit Spitzenreiter. ‚Sehr, sehr schön‘ sei das, war vom Übungsleiter des BVB 09, Lucien Favre, zu hören, der sich vom hinreißenden Match begeistert zeigte. Sein Team hatte schließlich gegen die Werksauswahl einen 0:2-Halbzeitrückstand in einen Erfolg verwandelt. Gegenwärtig verfügen die Borussen aus Dortmund mit 19 Buden über den besten Sturm im Oberhaus und sind als einziger Verein in der 56. Bundesliga-Auflage noch ungeschlagen. Gewiss ein deutliches Ausrufezeichen, was auch die schwarzgelben „Optimisten“ in Lippstadt vor dem Saisonstart nicht erwartet hatten.

Schalke

Der Vizemeister kann doch noch gewinnen: Nach dem 1:0 gegen den Mainz 05 können die vielen Freunde der Knappen in der Region mit ihren Gemeinschaften in Lippstadt („Graf Bernhard“) und Wadersloh („Füchse“) nach fünf Pleiten endlich mal wieder durchatmen. Sicherlich war der Sieg gegen den FSV ein erster Schritt aus der Krise. Mehr aber nicht. Bereits der nächste Auftritt bei Fortuna Düsseldorf wird offenbaren, ob sich die Königsblauen wieder gefunden haben. Sie treffen am Rhein auf einen Gegner, der sich nach seiner Rückkehr in die Bundesliga vom Beginn an im Existenzkampf befindet. Manager Christian Heidel und Trainer Domenico Tedesco bleiben unter kritischer Beobachtung des stets unruhigen Schalker Marktes und seines machtvollen Aufsichtsratsbosses Clemens Tönnies.

Bremen

Bremen, das zuletzt für viel Furore in der Beletage des Fußballs gesorgt hat, musste in Stuttgart beim 1:2 einen Rückschlag hinnehmen. Obwohl die Hanseaten nach einer guten halben Stunde Gelb-Rot kassierten und in Unterzahl waren, spielten sie munter nach vorne. Die Partie zwischen dem VfB und SV Werder hatte eigentlich alles, was ein gutes Fußballspiel braucht. Trotz des Riesenbocks des Keepers Ron Zieler mit dem zeitweiligen Verlust ihres Vorsprungs konnten die Schwaben den lang ersehnten ersten Sieg in dieser Bundesligarunde einfahren. Für den Betreuer der Bad Cannstatter, Tayfun Korkut, ein enorm wichtiger Sieg. Viele sehen in ihm den ersten Trainer, der in 2018/19 vorzeitig gehen muss.