Der Pokal und seine Gesetze

Anmerkungen zum DFB-Pokal von Hans Zaremba

Noch bevor die Bundesliga am Freitag, 24. August, mit dem Spiel des FC Bayern München gegen die TSG 1899 Hoffenheim in ihre 56. Auflage startet, haben sich die 18 Bundesligisten eine Woche zuvor in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals zu bewähren. Für die westfälischen Clubs in der Beletage des deutschen Fußballs, dem FC Schalke 04 aus Gelsenkirchen beim 1. FC Schweinfurt 05 und der Borussia aus Dortmund bei der SpVgg Greuther Fürth, sollten dies nach der Papierform lösbare Aufgaben sein.

Freude bei zwei Lippstädter BVB-Fans nach dem Pokalendspiel am 12. Mai 2012 in Berlin:Eberhard Beck, den seine optimistischen Freunde „Trainer“ nennen, war beim historischen Doubleerfolg von Borussia Dortmund gegen den FC Bayern München (5:2) mit seiner Tochter Marion Beck, eine ebenfalls begeisterte BVB-Anhängerin, im Olympiastadion zugegen. Überhaupt hat das vor wenigen Wochen 80 Jahre alt gewordene Lippstädter BVB-Urgestein sämtliche schwarzgelben DFB-Pokalsiege stets auf den Rängen der Endspielorte live erlebt. So 1965 (2:0 des BVB gegen Alemannia Aachen), 1989 (4:1 gegen Werder Bremen), 2012 (5:2 über den FC Bayern München) und 2017 (2:1 im Match mit Eintracht Frankfurt). Archiv-Foto: Hans Zaremba

Besonderer Reiz für Amateurvereine

Auch der Zweitligaaufsteiger aus dem Hochstift ist gefordert. Der SC Paderborn 07 empfängt am Montagabend den FC Ingolstadt 04, der im letzten Mai nach seinem vorherigen Abstieg aus dem Oberhaus in der zweiten Bundesliga den neunten Rang belegte. Für die Männer aus der Bischofsstadt ist dieses Match schon eine echte Herausforderung, was auch Einblicke in das Leistungsvermögen der Schwarz-Blauen im Fußball-Unterhaus vermitteln dürfte. Es werden aber nicht nur die Domstädter aus Paderborn Mühe haben, sich beim Pokalstart zu behaupten. Ein besonderer Reiz dieser Konkurrenz mit ihren Ko-Spielen ist, dass unterklassige Teams favorisierte Gegner aus der ersten oder zweiten Bundesliga „aus dem Pokal werfen“ können. Daher lautet eine oft zu hörende Floskel: „Der Pokal hat seine eigenen Gesetze.“ Speziell für die Amateurvereine kann ein überraschender Sieg gegen einen höherklassigen Gegner zu überregionaler Bekanntheit führen.

Pokalhistorie des BVB 09 Dortmund

Von dieser Besonderheit des Pokals war auch der BVB 09 nach dem im Juni 1989 erzielten Pokalsieg (4:1 gegen den SV Werder Bremen) betroffen. Nach dem Triumph von Berlin begann für den Club aus dem Revier eine Zeit, wo man wenig Erfolg hatte. Im August 1989 musste der Titelverteidiger in der ersten Runde gegen Fortuna Köln antreten und gewann noch mit 3:0. Doch im zweiten Durchgang war für ihn im Heimspiel mit 2:3 gegen Eintracht Braunschweig bereits Schluss. Noch schneller war man ein Jahr später, als der BVB bereits in der ersten Runde bei den damals als SpVgg Fürth auftretenden Franken mit 3:1 verlor. Es sollte 12 Jahre dauern, bis Dortmund wieder einen Pokalgewinn bejubeln durfte. Dabei konnte die Borussia im Finale von Berlin am 12. Mai 2012 mit ihrem 5:2 den FC Bayern München regelrecht deklassieren. Ihren vorerst letzten und vierten Pokalsieg holten die Schwarz-Gelben am 27. Mai 2017 mit dem 2:1 gegen die Eintracht aus Frankfurt.

Pokalgeschichte des FC Schalke 04

Auch der FC Schalke 04 hat im seit dem Jahr 1935 ausgetragenen Wettbewerb, mit dem nach der Meisterschaft der zweitwichtigste Titel im nationalen Vereinsfußball vergeben wird, seine besonderen Erfahrungen. Nach ihrem letzten Pokalsieg im Jahr 2011 schieden sie im darauffolgenden Advent im Achtelfinale gegen Borussia Mönchengladbach mit einem 1:3 aus dem Rennen. Vor vier Jahren war für die Knappen mit 1:2 beim Drittligisten Dynamo Dresden der Traum vom Pokal gar zum Auftakt der Hauptrunde vorbei. Insgesamt konnten die Königsblauen fünfmal die Trophäe gewinnen. Zudem waren sie 1937 erster Double-Gewinner (Meisterschaft und Pokal). Lange bevor Bayern München im Jahr 1969 dieser beachtliche Erfolg zum ersten Mal gelang und sich der 1. FC Köln (1978) Werder Bremen (2004) und Borussia Dortmund (2012) in die Liste der Doublesieger eintragen konnten.

Erfolgreichster Pokalsieger

Alle diese Erfolge überstrahlt der FC Bayern München mit seinen insgesamt 18 errungenen Titeln, zuletzt in 2016 mit dem 4:3 im Elfmeterschießen gegen Borussia Dortmund. Zudem holten sie elfmal das Double und konnten als einziger Verein diesen begehrten Doppelerfolg (2006 und 2014) verteidigen. Zweifellos sind die Bayern auch in 2018/19 der Favorit. Aber vor bösen Pleiten sind auch sie nicht gefeit. Zweimal, 1977/78 und 1991/92 sogar zuhause, schied man gegen den Zweitligisten FC 08 Homburg aus. Ebenso hadern sie noch mit ihrer am 19. Mai 2018 erlittenen Endspiel-Pleite, wo sie mit 1:3 der Eintracht aus Frankfurt unterlagen.