Peinliche Blamage für den DFB

WM-Anmerkungen von Hans Zaremba

Was sich schon im Auftaktspiel der von Joachim Löw betreuten Nationalequipe gegen Mexiko (0:1) abzeichnete, durch das 2:1 gegen Schweden noch kaschiert wurde, ist am Mittwoch nach der Blamage von 0:2 gegen Südkorea eingetreten: Deutschland hat sein Format als Spitzenmannschaft in der Fußballwelt verloren. Das beschämende Aus nach der Vorrunde auf dem WM-Turnier hat dies mehr als deutlich unterstrichen.

Kritik an den DFB für seine Einschätzungen: Der Chronist des Lippstädter BVB-Fanclubs, Hans Zaremba, zum vorzeitigen Ausscheiden der DFB-Equipe bei der WM in Russland.

Bewertungen

Obwohl der Frust bei den Fans der Nationalelf groß war, vertraten die meisten von ihnen – so auch am Mittwoch beim vereinten „Fußballgucken“ in den Lokalen der Lippstädter City – die Ansicht, dass diese Pleite für das DFB-Team gerecht war. Ähnlich sahen das auch etliche Kommentatoren der internationalen Presse. Von „Mega-Blamage“ („Blick“ in der Schweiz) über „Ausgemeistert“ („Standard“ aus Österreich) bis „Weltumschwung“ („El Pais“ in Spanien) reichten die Bewertungen des Versagens der deutschen Nationalelf. Man kann Joachim Löw für viele seiner Entscheidungen vor und bei dem Fußballtreffen in Russland kritisieren. Richtig war auf jeden Fall seine Kurzanalyse, als er nach dem peinlichen Auftritt seiner Crew gegen die bestenfalls durchschnittliche südkoreanische Mannschaft abgab: „Wir haben es einfach nicht verdient gehabt, in dieser Gruppe weiterzukommen.“ In einem Wettbewerb mit durchgängig bezwingbaren Konkurrenten (Mexiko, Schweden und Südkorea) am Ende Letzter zu werden, ist der handfeste Beleg für ein Team, das nicht über die nötige Form verfügt hat, ihren Titel zu verteidigen. Durch das frühzeitige Kofferpacken bleiben den Männern des DFB zumindest das Aufeinandertreffen mit den wirklichen Favoriten und weitere ärgerliche Vorstellungen erspart. Die 90 Minuten von Kasan waren eine kraftlose, seelenlose und ideenlose Darbietung. Auch die Einschätzung ihres Betreuers, seine Mannschaft habe „die Leichtigkeit und spielerische Klasse gefehlt“ ist zutreffend.

Probleme

Doch die Heimreise nach nur drei Auftritten und als Gruppenletzter anzutreten, gab es in der lange Geschichte des deutschen Fußballs bei den Weltmeisterschaften der Kicker noch nie. Nicht erkannt wurde von den DFB-Bossen, dass manche Athleten wie Sami Khedira und Thomas Müller den Zenit ihrer Karrieren überschritten haben. Zudem fiel auf, dass einige der Akteure – die vor Jahresfrist für den DFB noch den Confed Cup in Russland einheimsten – jetzt gehemmt und fehleranfällig wirkten. Zu hinterfragen ist auch, welche Störfaktoren die Ursachen für das frühe Aus waren. Was beim DFB auf die Binnenstruktur des Aufgebots keinesfalls richtig eingeschätzt wurde, war der Wirbel nach der unheilvollen Fotoaktion der türkischstämmigen DFB-Akteure Ilkay Gündogan und Mesut Özil mit dem Präsidenten der Türkei, Recep Tayyip Erdogan. Überdies hat sich der Eindruck verfestigt, dass Spieler aus dem Bayern-Block nach ihren Erfolgen der vergangenen Jahre keinen richtigen Hunger mehr auf sportliche Erfolge haben. Das Aus des FC Bayern München im Halbfinale der Champions League (im Vergleich mit Real Madrid), das 1:4 im letzten Bundesligaspiel gegen Stuttgart und die Pleite im DFB-Pokal (1:3 im Match mit Frankfurt) sind dafür Symptome.

Neuaufbau

Die Spiele der DFB-Auswahl bei der WM haben die Notwendigkeit für einen Neuaufbau offenbart. Doch die heutige Lage unterscheidet sich vom ebenfalls überraschenden Ausscheiden des seinerzeit favorisierten DFB-Teams bei der EM 2012 in Warschau. Die damaligen Spieler waren noch jung und willig, aus diesem Fehlschlag zu lernen. Zwei Jahre später – in Brasilien – waren sie Weltmeister. Ein derartiges Comeback ist vom Kadar für die WM in Russland nicht zu erwarten, weil viele aus ihm um die 30 sind. Sie könnten somit theoretisch noch bei der EM 2020 und WM 2022 dabei sein. Aber davon ist abzuraten.