Hamburg mit Lebenszeichen

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Mit seinem deutlichen 4:0 gegen die Werksauswahl von Leverkusen hat Borussia Dortmund am 31. Spieltag einmal mehr verblüfft. Ebenso konnte der Hamburger SV durch das 1:0 in dem Treffen mit Freiburg ein überraschendes Lebenszeichen setzen.

Von der Rückkehr der Dortmund Borussia überrascht: Der Bundesligakommentar des Chronisten der heimischen BVB-Freunde, Hans Zaremba, der sich unter anderem mit den Schwarzgelben befasst.

Hamburg

Können sich die Rothosen doch noch retten? Mit dem Sieg gegen die Breisgauer haben die Hanseaten den Rückstand auf den Relegationsplatz auf fünf Punkte verkürzt. Entscheidend für den Sieg des HSV war vor allem die Leistung ihres Torstehers Julian Pollersbeck. Als die Gastgeber nach einem offensiven Beginn die Kontrolle verloren, rettete der 23jährige Keeper sein Team ohne Gegentor in die Pause. Ob jedoch die drei ausstehenden Begegnungen in Wolfsburg und Frankfurt sowie daheim gegen Gladbach ausreichen, um bei einem Abstand von fünf Zählern noch den 16. Rang für die Ausscheidungsspiele gegen den Dritten der Zweiten Liga zu erreichen, ist mehr als fraglich. Viel hängt auch davon, was die anderen Aspiranten für die Relegation (VfL Wolfsburg, FSV Mainz 05 und SC Freiburg, die allesamt bereits 30 Zähler auf ihren Konten haben) noch bis zum Saisonschluss bewerkstelligen..

Wolfsburg

Bei der anhaltenden Schwäche von Wolfsburg dürften die Hamburger insbesondere auf die Männer vom Mittellandkanal schauen. Ausgerechnet der frühere Erfolgstrainer der Wölfe, Dieter Hecking (mit dem sie in 2015 mit 3:1 gegen Borussia Dortmund den DFB-Pokal gewannen), hat den erschreckend leidenschaftslosen VfL noch tiefer in den Abstiegskampf gerissen. Mit Borussia Mönchengladbach führte der ehemalige Jugendkicker von Borussia Lippstadt den fast schon gleichgültig auftretenden Verein aus der Autostadt am 31. Spieltag teilweise vor. Auch Bruno Labbadia, der in dieser Saison bereits der dritte Coach bei den Niedersachsen ist, konnte die ihm anvertraute grünweiße Equipe bislang nicht stabilisieren.

Dortmund

Der BVB 09 hat sich nach der Derby-Schlappe auf dem Berger Feld von Erle eindrucksvoll zurückgemeldet: Die Dortmunder besiegten im direkten Duell um die Champions-League-Plätze die Gäste aus Leverkusen spektakulär mit 4:0. Weder die kritischen Medien-Beobachter noch die eigenen Fans – so auch die Lippstädter „Optimisten“ – hatten mit diesem Erfolg im Westfalenrund gerechnet. Für die BVB-Seele war dieser Dreier zweifellos ein Stimmungsaufheller. Es war wohl die beste Leistung, die Borussia Dortmund in der Ägide des im Dezember ins Revier gekommenen Coach Peter Stöger gezeigt hat. Warum rufen die hochbezahlten Berufsfußballer des achtmaligen Meisters eine solche überzeugende Handlung nicht häufiger und gleich bleibend ab? Offenkundig ist genug Potential vorhanden.

Gelsenkirchen

Während die Dortmunder nach der Pleite im Ruhrklassiker eine knappe Woche später wieder überraschend gut in die Spur gekommen sind, vergeigten die Schalker nicht nur unterhalb der Woche vor eigenem Publikum das Pokal-Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt (0:1), sondern schwächelten auch bei ihrem Bundesligaauftritt in Köln. Zwei Tore Vorsprung und dennoch zwei Punkte verschenkt: Das war bestimmt nicht das Ergebnis, was die große Gemeinde der Gelsenkirchener – mit ihren Gemeinschaften in Lippstadt („Graf Bernhard“) und Wadersloh („Füchse“) – von den Knappen beim Tabellenletzten in der Domstadt erwartet hat. Der Vorstadtverein bleibt zwar Zweiter in der Liga, aber sein Vorsprung gegenüber Dortmund ist um zwei Punkte geringer geworden. Womöglich wird die inoffizielle Westfalenmeisterschaft zwischen den Königsblauen und Schwarzgelben noch einmal spannend. Für die Fußballfreunde in der heimischen Region ist diese Konstellation ein vortrefflicher Anlass für viele Gespräche am Arbeitsplatz und in den Kneipen. Dagegen wird nach dem 2:2 vom Sonntag der Effzeh aus dem Rheinland den sechsten Bundesligaabstieg in seiner Geschichte kaum noch abwenden können.