Spannung vor dem Ruhrderby

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Der FC Bayern München ist in Deutschland das Maß der Dinge. Am 29. Spieltag wurde der Branchenführer zum sechsten Mal in Folge Deutscher Fußballmeister und heimste zugleich seinen 28. Titelgewinn ein. Dem Titelverteidiger gebührt ein großer Applaus.

Blickt auf das Derby am kommenden Sonntag:: Der Bundesligakommentar des Chronisten der heimischen BVB-Freunde, Hans Zaremba, der sich unter anderem mit dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund auseinandersetzt.

München

Dieser Triumph des Rekordmeisters ist ein Verdienst ihres im Herbst zum vierten Mal an die Säbener Straße geholten Coachs Jupp Heynckes. Der 72jährige konnte das Team nach der vorübergehenden Schwäche in der Schlussphase seines im Oktober von den Vereins-Bossen geschassten Vorgängers Carlo Ancelotti schnell stabilisieren. Ein anderer Grund für die bayerische Bundesliga-Dominanz ist Robert Lewandowski, der seinen aktuell 26 Saisontreffern wiederum bester Torjäger des Titelverteidigers ist. Der Weg zum wiederholten Titelgewinn glich spätestens ab November einem Durchmarsch ohne Gegenwehr. Dies auch, weil zeitgleich die bis zum Oktober führende Dortmunder Borussia ihren Elan verlor.

Hamburg

Die große Überraschung des 29. Spieltages war das 3:2 des Hamburger SV gegen den FC Schalke 04. Der Sieg im Match mit dem Vorortverein weckt die Lebensgeister der Rothosen im Abstiegskampf. Mit gierigem Offensivfußball überzeugte die vom Trainer-Neuling Christian Titz stark verjüngte Crew ihre nach zuvor 15 Partien ohne Sieg tief enttäuschten Fans. Durch seinen Sieg konnte der HSV die rote Laterne wieder an Köln zurückgeben, da der Effzeh gegen Mainz über ein mageres 1:1 nicht hinaus kam. Dennoch wird es für die Hanseaten schwer werden, in den verbleibenden fünf Begegnungen noch das rettende Ufer zu erreichen. Immerhin beträgt ihr Rückstand auf dem Relegationsplatz noch fünf Punkte.

Gelsenkirchen

Für die Schalker und ihre Sympathisanten in Lippstadt („Graf Bernhard“) und Wadersloh („Füchse“) war die Schlappe im Volkspark ein ärgerlicher Rückschlag auf dem Weg zur Vizemeisterschaft. Das wird auch aus den Worten des Trainers Domenico Tedesco (‚Wir haben die Tugenden der Vorwochen vermissen lassen. Von allein geht nichts“) und des Sportvorstandes Christian Heidel („Wir waren nur 35 Minuten auf dem Feld“) nach dem Abpfiff deutlich. Diese Pleite hätten die Knappen vor dem am kommenden Sonntag auf dem Berger Feld anberaumten Ruhrderby gegen den Erzrivalen aus Dortmund gerne vermieden.

Dortmund

Zweifelsohne hat der Terminplan am letzten Wochenende (Schalke musste schon am Samstag ran, Dortmund erst am Sonntag) die Ausgangssituation für Borussia Dortmund gegen den VfB Stuttgart (3:0) begünstigt. Zur Versöhnung der großen schwarzgelben Gemeinde – aus der auch etliche Lippstädter „Optimisten“ im ehemaligen Westfalenstadion waren – zeigte der BVB 09 nach dem Debakel von München (0:6 bei den Bayern) gegen die Bad Cannstatter eine regelrechte Trotzaktion. Durch den erkämpften Dreier rückte Dortmund vor dem Nachbarschaftsduell in Gelsenkirchen auf einen Punkt an die Knappen heran. Damit hat vorjährige Pokalsieger von neuem die Chance, wieder auf den zweiten Rang in der Bundesliga zurückzukehren und den inoffiziellen Titel des „Reviermeisters“ zu ergattern.

Mönchengladbach

Borussia Mönchengladbach konnte gegen Hertha BSC (2:1) den ersten Heimsieg seit Mitte Januar einsacken. Damit kletterten die vom früheren Jugendspieler von Borussia Lippstadt, Dieter Hecking, betreuten Niederrheiner auf den achten Platz der Tabelle. Ob für die Gladbacher noch Hoffnungen auf eine Qualifikation für die profitable Europa-League bestehen, bleibt dahingestellt. Vermutlich haben die Mönche in den vergangenen Monaten zu viele Möglichkeiten vertan, um das von den Verantwortlichen beim fünfmaligen Meister vor der 55. Auflage der Fußballbundesliga angepeilte sportliche Ziel noch zu erreichen.