Drei Rauswürfe in nur fünf Tagen

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Der akut abstiegsgefährde Hamburger SV kommt nicht zur Ruhe. Neben der sportlichen Talfahrt (zuletzt 0:6 in München) offenbarte nun auch die Führung bei den Rothosen wieder ein trostloses Bild. Mit drei Rauswürfen (Vorstandsboss Heribert Bruchhagen, Sportchef Jens Todt und Coach Bernd Hollerbach) in nur fünf Tagen hat die HSV-Spitze mit dem erst im Februar ans Ruder des Universalvereins gelangten Präsidenten Bernd Hoffmann erneut enthüllt, wie explosiv die Stimmung beim Dino ist.

Neben der sportlichen Talfahrt offenbart auch die Führungsspitze beim HSV absolute Hilflosigkeit:Der Bundesligakommentar des Chronisten der heimischen BVB-Freunde, Hans Zaremba, der sich unter anderem mit der Situation bei den Rothosen befasst.

Hamburg

Achtzehn (18!) Männer haben in den vergangenen zehn Jahren in Hamburg das Amt des Cheftrainers bekleidet. Im Schnitt hat ein HSV-Betreuer in dieser Zeit nicht einmal sieben Monate gewirkt, bevor seine Zeit abgelaufen war. In Anbetracht dieser Daten ist die gegenwärtige Erfolglosigkeit des Traditionsclubs, die in dieser Saison wohl zum ersten Bundesligaabstieg in der Geschichte der Hanseaten führen dürfte, keine Frage von individuellem Versagen mehr. Die Krise rund um den Volkspark ist strukturell bedingt und hat sich lange abgezeichnet. Drei Jahrzehnte ohne einen Titel sind dafür ein deutlicher Beleg. So tritt jetzt an Alster und Elbe das ein, was seit der Bundesliga-Gründung im August 1963 in der Hansestadt nicht denkbar war: Der Verein der HSV-Ikone Uwe Seeler wird zweitklassig.

Köln

Neben den Hamburgern wird mit dem 1. FC Köln ein nicht minder prominentes Gründungsmitglied den Weg ins Unterhaus antreten müssen. Zum Abschluss des 26. Spieltags erwartete der gleichfalls vom Abstieg bedrohte SV Werder Bremen das Schlusslicht aus dem Rheinland. Während die Domstädter mit einem Sieg im Weserstadion an Hamburg hätten vorbeiziehen und damit auf Rang 17 springen können, konnten sich die Grünweißen mit einem Erfolgserlebnis bis auf fünf Punkte absetzen – und dies taten sie auch: Denn die Bremer schlugen mit einem verdienten 3:1 zu. Damit dürfte wohl für Werder der Klassenerhalt unter Dach und Fach sein. Für die Begleiter des Effzeh und seinem Anhänger aus Bad Waldliesborn, Karl-Heinz Rickmann, ist der bereits in der Vorrunde erkennbare sechste Abstieg des Bundesligameisters von 1964 und 1978 eine bittere Pille.

Dortmund

Auch wenn Michy Batshuayi sein Team in der Nachspielzeit rettete und Borussia Dortmund ein 3:2 gegen Eintracht Frankfurt verschaffte, war dieser Dreier nicht berauschend. Das mussten auch die schwarzgelben Fans und mit ihnen die Lippstädter „Optimisten“ eingestehen. Die im letzten Mai vom BVB-Vorstandsvorsitzenden Hans-Joachim Watzke gewollte Trennung vom eigenwilligen, jedoch durchaus erfolgreichen Sportlehrer Thomas Tuchel, die Entlassung seines glücklosen Nachfolgers Peter Bosz im Dezember, der Abgang des streikenden Stürmers Pierre-Emerick Aubameyang im Januar und die vom Sportdirektor Michael Zorc eingestandenen Probleme innerhalb der Mannschaft zeigen, dass diese Vorgänge beim letztjährigen Pokalsiegers zweifellos ihre Spuren hinterlassen haben. Es bleibt derzeit alles fragil beim BVB. Wenn es endlich mal passt, tauchen an anderer Stelle wieder Probleme auf. So auch im Match mit den Hessen. Es gehört schon viel Glück dazu, noch in der 94. Minute einen Siegtreffer zu erzielen. Überzeugend war dies wirklich nicht.

Gelsenkirchen

Glanzvoll war es auch nicht, was die Knappen in Mainz boten: In einem umkämpften, aber unansehnlichen Freitagsspiel gewannen die Königsblauen mit 1:0 beim FSV 05. Es war der vierte Sieg in Folge für den FC Schalke 04, der zur Freude seiner Verehrer in Lippstadt („Graf Bernhard“) und Wadersloh („Füchse“) nach dem 26. Spieltag mit einem mageren Vorsprung vor dem Rivalen aus Dortmund den zweiten Rang einnimmt und die europäische Königsklasse im Blick hat. Bereits jetzt lockt das Derby mit dem BVB 09, das Mitte April auf dem Berger Feld in Erle ansteht und die „Westfalenmeisterschaft“ entscheiden könnte.