Ein schwieriger Job für Peter Bosz

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Hans Zaremba zum Trainerwechsel beim BVB

Während die ursprünglich nach der vom BVB-Boss Hans-Joachim Watzke durchgesetzten Trennung vom bisherigen Coach Thomas Tuchel als mögliche Nachfolger gehandelten Lucien Favre und Peter Stöger mehr für einen defensiv ausgerichteten Fußball stehen, gilt der jetzt von Borussia Dortmund verpflichtete Peter Bosz als ein Freund des Offensivspiels. Damit wird der von Ajax Amsterdam ins Revier geholte Trainer wohl den Beifall der schwarz-gelben Fans erhalten. Was der am 21. November 1963 in Apeldoorn geborene Niederländer mit Dortmund an den von ihm erwarteten Erfolgen einheimsen kann, dürfte im Wesentlichen auch von seiner Kooperation mit dem Vorstandsvorsitzenden des Pokalgewinners beeinflusst werden.

Beobachten die Veränderungen beim BVB:Die Lippstädter OPTIMISTEN von links Markus Ludwig, Michael Bosäck und Hans Zaremba. Foto: BVB-Fanclub Lippstadt e.V.

Riskantes Unterfangen

An dieser nötigen Zusammenarbeit ist sein absolut erfolgreicher Vorgänger Thomas Tuchel, der in seinen zwei Jahren im Ruhrpott beachtliche 2,11 Punkte pro Spiel erreichte, gescheitert. Auch für den in Marsberg beheimateten Chef von Borussia Dortmund ist die Anstellung des 1998 für eine kurze Zeit – lediglich 14 Spiele – in der Bundesliga für Hansa Rostock als Mittelfeldspieler aufgelaufenen Peter Bosz ein riskantes Unterfangen. Denn die Erfolgsquote des Diplomkaufmanns auf dem Trainermarkt sieht nicht gerade vorteilhaft aus. Als der Sauerländer 2005 beim damals vor der Insolvenz stehenden BVB als neuer Geschäftsführer berufen wurde, war mit Bert van Marwijk ein anderer Niederländer für die Mannschaft verantwortlich, mit dem der ehemalige Unternehmer für Schutzbekleidung nicht klar kam. Nach dem Rauswurf des später als Nationaltrainer für sein Heimatland tätigen Übungsleiters galt Thomas von Heesen als Favorit. Doch man wollte Jürgen Röber, der im März 2007 nach nur vier Monaten das Feld wieder räumte. Danach durfte sich Thomas Doll für ein gutes Jahr betätigen, bevor mit Jürgen Klopp im Sommer 2008 ein historischer Glücksgriff gelang. Das bisher einzig gelungene Trainerengagement des in den letzten Wochen deutlich angeschlagenen Chefs der Geschäftsführung des börsennotierten Vereins.

Turbulentes Vierteljahr

Was nach dem Attentat auf dem Mannschaftsbus von Borussia Dortmund vor dem Champions-League-Match gegen den AS Monaco in der Öffentlichkeit stattfand, war ein merkwürdiger Kampf um die Deutungshoheit mit etlichen Wortklaubereien. Ob der sonst so furchtlos erscheinende Hans-Joachim Watzke tatsächlich mit dem Gedanken an einem Rücktritt gespielt hat, was an Pfingsten ein Nachrichtenmagazin aus Hamburg publizierte, lässt sich vom Verfasser dieser Zeilen kaum herausfinden. Zweifellos hat der BVB-Boss nach dem bösen Angriff auf die Anhänger von RB Leipzig beim Heimspiel am 4. Februar und die daraufhin für das zwei Wochen später angesetzte Treffen mit Wolfsburg verhängte Sperre der Südtribüne, dem Herzstück der schwarz-gelben Begeisterung im eigenen Stadion, sowie die vor Ostern erfolgte Sprengstofftat ein turbulentes Vierteljahr hinter sich. Dass sich die Freunde der Borussia, wie bei den „Optimisten“ in Lippstadt, und Verantwortlichen des BVB 09 am Westfalendamm und in der Strobelallee in Dortmund nach dem unverhüllt ausgetragenen Streit zwischen dem geschassten Übungsleiter und seines Vorgesetzten nun wieder nach Eintracht sehnen, ist verständlich. Inwieweit der jetzt gekommene Peter Bosz diese Harmonie herbeiführen kann, wird vielleicht schon ein geglückter Start in die Saison zeigen. Die erste Bewährungsprobe wurde bereits für Samstag, 5. August, anberaumt, wenn Borussia Dortmund als Pokalsieger vor heimischer Kulisse mit dem FC Bayern München als aktuellen Meister im Finale um den deutschen Supercup steht. Ein nicht unwichtiger Aufgalopp mit Blick auf die vierzehn Tage hierauf beginnende 55. Auflage der Bundesliga.