Eine graue Wand und 96 Minuten

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Zwei auffällige Begebenheiten waren am 21. Spieltag zu registrieren: Das Match mit der grauen Wand in Dortmund und die Begegnung über 96 Minuten in Berlin. Während sich mit Darmstadt schon deutlich ein erster Absteiger abzeichnet, wird vermutlich auch eine Equipe aus Norddeutschland den Gang in das Unterhaus antreten müssen.

Ein ungewöhnliches Bild: Fahnenschwenker im ehemaligen Westfalenstadion mit dem optimistischen Banner und eine leere graue Wand auf der Südtribüne in Dortmund. Foto: Hans Zaremba

München

Hertha tat gegen die Bayern alles, was man gegen diesen Gegner tun muss – und es hat am Ende doch nur zu einem enttäuschenden Remis gereicht. Gleichwohl zeigte Berlin, wie man München in Verlegenheit bringen kann. Noch in der 96. Spielminute hielten die Hauptstädter den Sieg in der Hand, sie wären nach Borussia Dortmund erst das zweite Team gewesen, das den Rekordmeister von der Isar in dieser Saison geschlagen hätte. Es war der 2014 vom BVB zum FCB gewechselte polnische Goalgetter Robert Lewandowski, der in der späten Nachspielzeit den wichtigen Treffer für die Münchener in den Kasten der Berliner beförderte.

Dortmund

Viele Fans der Schwarzgelben (und auch etliche Lippstädter „Optimisten“) waren von einem mulmigen Gefühl umgeben, als ihr BVB die erste Hälfte des Treffens mit den Wölfen vom Mittellandkanal gegen die graue (und infolge der DFB-Strafe wegen der abstoßenden Vorfälle rund um das Dortmunder Spiel gegen Leipzig verwaiste gelbe) Wand im ehemaligen Westfalenstadion bestreiten musste. Doch am Ende siegte die von Thomas Tuchel aufgebotene Crew mit einem verdienten 3:0. Der Sieg war extrem bedeutsam für die Grundstimmung um den Verein und auch für das Innenleben des BVB. ‚Wir haben jetzt einen konstanten Fuß in der Tür‘, sagte der Sportlehrer der Borussia, der in den letzten Wochen stark in der Kritik gestanden hatte. Für Dortmund war es ein Dreier mit Blick auf die Champions League in 2017/18, hingegen sich Wolfsburg mit der norddeutschen Konkurrenz aus Bremen und Hamburg weiterhin im harten Ringen um den Erhalt der Klasse befindet.

Bremen

Überraschend konnte Bremen mit dem 2:0 in Mainz einen notwendigen Erfolg im Abstiegskampf einfahren. Durch den ersten Werder-Sieg in 2017 ist vorerst die Diskussion um den Coach Alexander Nouri beendet. Hätten die Hanseaten beim FSV ihr fünftes Spiel in Folge verloren, wäre die Ablösung ihres Begleiters wohl besiegelt gewesen. Trotzdem bleiben die Grünweißen auf dem Relegationsplatz hängen. Bei der nächsten Schlappe kann die Trainer-Debatte schon wieder von Neuem beginnen. Immerhin ist der aktuelle Übungsleiter nach Viktor Skripnik bereits der zweite Bremer Betreuer in der Saison 2016/17.

Hamburg

Indem der Rivale von der Weser leicht aufatmen konnte, hatte der Kontrahent von Alster und Elbe einen ärgerlichen Rückschlag hinzunehmen. Die Begegnung gegen Freiburg hätten die Hamburger mit einem Sieg beenden müssen. Doch durch die leichtfertige Vergabe des Elfers kurz vor Schluss fehlten den Rothosen zwei zuvor bereits fest einkalkulierte Punkte. Nur einen bescheidenen Zähler liegen Hamburger nach 21 Runden noch vor den Bremern.

Gelsenkirchen

Der 21. Spieltag endete mit einem Unentschieden (1:1) zwischen dem Effzeh Köln und den Knappen aus Gelsenkirchen. Dabei ist das Ergebnis für die Domstädter mehr als schmeichelhaft, da die Königsblauen zum Ärger ihrer treuen Gemeinde im Land und bei den Wadersloher „Füchsen“ in der Schlussviertelstunde einen möglichen Sieg in der Domstadt verschenkten. Für das Geißbock-Vorhaben, sich einen Rang für die Europa-League 2017/18 zu erarbeiten, ein Fehlschlag. Den Start in einem internationalen Wettbewerb ab dem Herbst dürften die Schalker wohl schon vor längerer Zeit abgehakt haben. 26 Punkte und der zehnte Platz nach knapp zwei Dritteln der Bundesligaspielzeit sind für ihre Ambitionen ungenügend.