Hin und Her beim HSV ohne Ende

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

In der Regel ist zu Weihnachten die Hinrunde in der Bundesliga abgeschlossen. Doch in der aktuellen Saison reicht die erste Hälfte der Spielzeit bis ins neue Jahr hinein. Der sogenannte Herbstmeister wird erst am Sonntag, 22. Januar, feststehen, wenn der 17. Spieltag mit der Abendbegegnung zwischen Mainz und Köln beendet ist. Eine groteske Situation, die dem späten Start der Ligarunde 2016/17 nach der erst am Sonntag, 10. Juli, abgeschlossenen Europameisterschaft in Frankreich geschuldet ist.

Hamburger Chaostage ohne Ende: Der Chronist der Lippstädter OPTIMISTEN, Hans Zaremba, blickt in seinem Bundesligakommentar zu Weihnachten auf die absonderlichen Vorgänge beim HSV.

Hamburg

Kurios ist auch die Situation beim Hamburger SV. Sollte der Nachfolger des im September geschassten Trainers Bruno Labbadia, Markus Gisdol, noch irgendwelche Zweifel gehabt haben, wo er gelandet ist, wird für ihn in dieser Frage nun Klarheit bestehen. Nach vierzehn turbulenten Tagen, wie sie im Oberhaus derzeit wohl nur die Rothosen hinbekommen, wird dem aktuellen Coach nicht nur der Kopf schwirren, sondern auch der Kamm schwellen. Das Hin und Her um den entlassenen Vereinsboss Dietmar Beiersdorfer und die Installierung seines in Harsewinkel lebenden Nachfolgers Heribert Bruchhagen ist schon absonderlich. Anstelle unmittelbar nach seiner Berufung die Aufgabe des gescheiterten Vorgängers zu übernehmen, kommentiert der neue Manager für einen Bezahlsender noch zwei Partien der Konkurrenz, während der ausgebootete Vorstandschef die angeschlagene Crew zwei weitere Spieltage begleiten darf. Auch der Rücktritt des Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Karl Gernandt, der aber – auf wessen Geheiß auch immer – im von ihm bislang geführten Gremium verbleiben will, unterstreicht das ganze Ausmaß an Chaos beim Dino. Dagegen dürfte nach der vorhergehenden Schlappe beim FSV Mainz 05 (1:3) der nun vor eigenem Publikum gegen den FC Schalke 04 (2:1) ergatterte Dreier die Fans des HSV – damit auch die Lippstädter Ratsfrau Christine Goussis – wieder etwas zuversichtlicher gestimmt haben.

Gelsenkirchen

Unzufrieden werden auch die Leute am Schalker Markt und ihre große Gemeinde – inklusive die Wadersloher „Füchse“ – über die Ausbeute ihres Teams aus den ersten 16. Spielen sein. Das mit vielen Vorschusslorbeeren in den Pott geholte Duo, Sportvorstand Christian Heidel und Übungsleiter Markus Weinzierl, hat bislang den von den Knappen angestrebten Durchbruch deutlich verfehlt. Nicht nur der Start war katastrophal. Auch die Resultate gegen Freiburg (1:1) und in Hamburg (1:2) dürften kaum mit den Erwartungen ihres in Rheda-Wiedenbrück beheimateten königsblauen Oberaufsehers Clemens Tönnies übereinstimmen.

Dortmund

Aber auch die Dortmunder Borussen kommen nicht richtig vom Fleck. Die Qualifikation für die Champions League in 2017/18 wird ihnen noch erhebliche Anstrengungen abverlangen, zumal der Abstand zum Tabellenführer jetzt schon 12 Zähler beträgt. Nach dem 2:2 in Hoffenheim, das sie mit einer erstaunlichen Kampfanstrengung nach dem ungerechtfertigten Platzverweis für Marco Reus in der 40. Minuten in Unterzahl erreichten, sowie dem 1:1 im Treffen mit Augsburg befinden sich die Schwarzgelben einen Spieltag vor dem Schluss der Hinrunde auf dem ernüchternden 6. Rang. Diese dürftige Bilanz des BVB zum Jahresende hat weder die Verantwortlichen in Dortmund noch die „Optimisten“ in Lippstadt begeistert.

Leipzig

Gewiss sind die Rasenballsportler aus Leipzig die große Überraschung der 54. Auflage der am Samstag, 24. August 1963, gestarteten Bundesliga. Die bisherigen Erfolge des von einem Getränkefabrikanten geförderten Neulings im Fußballoberhaus hatten viele Beobachter verblüfft und die Paarung in München zum Spitzenmatch des 16. Spieltages erhoben. Jedoch am Mittwochabend rückte der Rekordmeister mit einer „Lehrstunde“ (Wort des Leipziger Übungsleiters Ralph Hassenhüttl) die Verhältnisse wieder zurecht und zeigte dem Emporkömmling aus Sachen mit dem 3:0 bereits zum Pausenpfiff seine Grenzen auf.