Begeisterung allein reicht nicht aus

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Anmerkungen zu den Knappen von Hans Zaremba

Endlich mal deutlich vor Borussia Dortmund stehen und obendrein einen Titel gewinnen. Das sind die erwarteten Ziele, die für die Fans des FC Schalke 04 auch für die neue Spielzeit auf dem Wunschzettel stehen. Doch diesem Vorhaben sind die Königsblauen in den letzten 53 Jahren immer wieder vergeblich hinterher gehechelt und unzählige Trainer des Traditionsvereins haben sich daran ergebnislos abgequält.

Was bewirken die Veränderungen beim FC Schalke 04?: Der Chronist der Lippstädter BVB-Freunde von den OPTIMISTEN, Hans Zaremba, blickt auf den Dortmunder Erzrivalen aus der Gelsenkirchener Vorstadt.

Kompetente Männer

In der neuen Saison soll nun – mal wieder – alles besser werden. Dafür kam Christian Heidel vom FSV Mainz 05 anstelle von Horst Heldt als Sportdirektor und mit Markus Weinzierl vom FC Augsburg installierten die Knappen für den glücklosen und zuvor in Paderborn tätigen André Breitenreiter nach nur einem Jahr einen anderen Akteur auf dem Trainerstuhl. Zweifellos zwei kompetente Männer, die an den stets unruhigen Schalker Markt geholt wurden. Sicherlich auch nach den Wünschen der großen Anhängerschaft des siebenmaligen Meisters, die immer wieder mit starkem Elan ihre Kicker unterstützt. Aber Begeisterung allein reicht nicht aus. Denn in der seit 1963 bestehenden Fußballbeletage konnte der FCS 04 bislang kein einziges Mal die begehrte Schale ergattern, während der Erzrivale BVB 09 in 1995, 1996, 2002, 2011 und 2012 jedoch fünfmal am Saisonende den ersten Rang erreichte.

Ein Kraftakt

Dass die Liaison zwischen Schalke 04 und seinem neuen Vorsteher Christian Heidel nun eine Liebesbeziehung wird, ist kaum zu erwarten. Zugetan ist der Sohn des einstigen Baudezernenten in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt, Herbert Heidel, dem FSV Mainz 05, wo er schon vor vier Jahrzehnten in der Fankurve stand. Somit prägte dieser Verein sein Leben, zugleich formte der jetzt 53jährige den Club, für den er 24 Jahre im Vorstand wirkte. Er beförderte 2001 Jürgen Klopp vom Spieler zum Trainer und erhob 2009 Thomas Tuchel vom Jugendcoach zum Übungsleiter der Bundesligacrew. Bekanntlich heuerten die beiden Mainzer Eigengewächse später beim BVB an und wurden im Revier erfolgreiche Betreuer des ewigen Konkurrenten aus der Umgebung. Ob der frühere Mainzer den Vorortclub wirklich verändern kann, muss kritisch hinterfragt werden. Die Aufgabe wird mehr als ein Kraftakt für den Mann, der am Rhein alles nach seinem Gusto gestalten konnte.

Kühne Auskunft

Woran sich der zweite Novize, Markus Weinzierl, an seinem neuen Arbeitsplatz orientiert, hat der vormalige Augsburger Übungsleiter schon vor seinem Wechsel aus Schwaben nach Westfalen verraten, als er auf den englischen Meister schaute: „Leicester ist die Hoffnung, dass du als Außenseiter unglaubliche Dinge erreichen kannst. Leicester ist für Schalke wie auch alle anderen Klubs ein positives und nachahmenswertes Beispiel.“ Diese Aussage enthält eine kühne Auskunft: Gelsenkirchen hat in den letzten Jahren zwar an Boden gegenüber Dortmund und München verloren, aber in der neuen Ära mit ihm als Coach und dem Ex-Mainzer als Manager werde wieder ein Angriff auf die Tabellenspitze möglich sein.

Große Unbekannte

Doch die große Unbekannte für das jetzige Chef-Duo beim FC Schalke 04 ist und bleibt der Boss des Aufsichtsrates, der umstrittene Unternehmer Clemens Tönnies. Der Metzgerfürst aus dem nahen Rheda-Wiedenbrück steht wegen seiner etlichen Eingriffe in das operative Geschäft beim Gelsenkirchener Bundesligisten immer wieder in der Kritik der stattlichen blauweißen Gemeinde. Speziell sind seine Alleingänge gefürchtet, wo ihn Satzungsfragen oder sonstige Regelungen nicht davon abhalten, jene Maßnahmen zu ergreifen, die er als notwendig bewertet. Sie mussten sowohl der im Mai abgehalfterte Impresario Horst Heldt als auch mehrere Sportlehrer der vergangenen Spielzeiten immer wieder einflusslos hinnehmen.