Gewinner oder Verlierer

Veröffentlicht am 

 von 

 in 

Anmerkungen zu Pep Guardiola von Hans Zaremba

Als im Januar vor drei Jahren die Verpflichtung von Pep Guardiola als Bayern-Trainer ab der Saison 2013/14 feststand, frohlockten die meisten Fans des deutschen Rekordmeisters – von denen es auch eine stattliche Anzahl in der Region an der Lippe geben soll – über den offenbar vom früheren Lippstädter Borussen-Kicker und heutigen Münchener Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge eingefädelten Coup. Doch bereits im kommenden Sommer verlässt der Katalane den deutschen Branchenprimus und die Frage ist offen, ob als Gewinner oder Verlierer?

Für ihn steht Pep Guardiola vor einem schwierigen Spagat:Der Chronist der Lippstädter BVB-Freunde von den OPTIMISTEN, Hans Zaremba, der in seinen Anmerkungen über die verbleibenden Monate des Trainers des FC Bayern München an der Säbener Straße auch die unterdessen veränderte Tonlage zwischen dem Rekordmeister und seinem katalanischen Coach betrachtet.

Countdown

Die Antwort kann nur die Champions League geben, wenn am Samstag, 28. Mai, in Mailand nach dem Finale die Krone in der europäischen Königsklasse überreicht wird. Gelangen die Münchener in dieses für ihr Selbstverständnis entscheidende Match und gehen sie nach dem Abpfiff als Sieger vom Platz, dann wird es für den ehemaligen Profi und späteren Coach des FC Barcelona ein vollendeter Abschluss seiner Zeit an der Säbener Straße gewesen sein. Der Countdown dafür hat am letzten Montag mit dem ersten Training der Bayern nach der Weihnachtspause begonnen. Zweifellos hat der 44jährige Übungsleiter einiges in München bewirkt. Er hat im Sommer 2013 von Jupp Heynckes, dem bislang als einzigen Trainer in Deutschland der Gewinn des Tripels glückte, die damals beste europäische Mannschaft übernommen und schaffte es, sie in seinem Sinne zu prägen. Ebenso konnte er Spieler wie Philipp Lahm, der plötzlich auch im Mittelfeld agierte, und David Alaba, der als Innenverteidiger überraschte, neue Qualitäten vermitteln.

Kehraus

Doch Glanz und Taten eines Trainers beim FC Bayern München werden von seinen Verantwortlichen streng nach den gewonnenen Titeln bewertet, was das Scheitern etlicher prominenter Vorgänger (Erich Ribbeck, Otto Rehhagel und Jürgen Klinsmann) belegt. In die große Reihe der erfolgreichen Betreuer (Udo Lattek, Dettmar Cramer, Ottmar Hitzfeld und Jupp Heynckes) wird er nur aufrücken, wenn er wie sie die Trophäe des europäischen Spitzenwettbewerbs in die bayerische Hauptstadt holt. Eine (nach 2014 und 2015) dritte nationale Meisterschaft in Folge wäre in der Ägide von Pep Guardiola beim FCB mit dem von ihm geleiteten Luxuskader mehr Pflicht als Kür. Auch ein zweites Double (Meisterschaft und DFB-Pokal) nach 2014 würde für ihn, der immerhin mit dem FC Barcelona in 2009 und 2011 zweimal die Champions League gewann, keinen brillanten Kehraus offenbaren.

Bewährung

Mindestens 20, maximal 27 Pflichtpartien werden dem vermeintlichen Über-Trainer in München noch bleiben. Bei einem Vorsprung von acht Punkten auf Borussia Dortmund erscheint der erste Rang in der Bundesliga zur Formsache zu werden, auch im DFB-Pokal ist gegen den Zweitligisten VfL Bochum das Halbfinale fest im Blick. Die eigentliche Bewährung werden die Begegnungen mit Juventus Turin im Achtelfinale der Champions League sein. Ein Scheitern gegen die Italiener, die im Vorjahr erst im Endspiel der europäischen Konkurrenz die Segel streichen mussten, könnte für den Spanier den Abgang beim jetzigen Arbeitgeber beschleunigen. Schon im August hatte sich die Tonlage zwischen Bayern München und seinem leitenden Angestellten spürbar verändert. Dies nicht nur medial, sondern auch intern, als der Sportlehrer darüber sinnierte, ob es richtig sei, den am Saisonende auslaufenden Vertrag zu verlängern. Bemerkenswert waren auch die Fingerzeige seines einstigen Förderers Karl-Heinz Rummenigge im November vor der Jahreshauptversammlung der Bayern: „Es geht immer weiter. Es gibt keinen Menschen auf der Welt, der irgendwann nicht zu ersetzen sein muss. Spieler kommen. Spieler gehen. Dasselbe gilt auch für Trainer. Trainer kommen, Trainer gehen irgendwann auch.“