Ablenkung von schlimmen Erlebnissen

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Fünf junge Flüchtlinge auf Tour mit den „Optimisten“

Für fünf junge Flüchtlinge aus Aserbaidschan, dem Irak, Serbien und Syrien, die vor einiger Zeit in Lippstadt Zuflucht gefunden haben, war der Mittwoch dieser Woche ein völlig neues Erlebnis. Da hatten sie die Möglichkeit, gemeinsam mit ihrer Betreuerin Dagmar Adams an einer Tour der „Optimisten“ zum DFB-Pokalspiel zwischen den Vereinen aus Dortmund, BVB 09, und dem benachbarten Paderborn, SCP 07, teilzunehmen.

Erinnerung an eine schöne Tour:Einige der Fußballfans aus Lippstadt beim Zwischenstopp auf ihrer Reise zum DFB-Pokalmatch zwischen dem BVB 09 und dem SCP 07.

Vom Leben in Deutschland

Was sie dabei erfuhren, waren für sie alles neue Erkenntnisse vom Leben in Deutschland und vor allem eine wichtige Ablenkung von den schlimmen Erlebnissen, mit denen sie durch die Kriege in ihren ursprünglichen Heimatländern, den Entbehrungen und Risiken auf den gefährlichen Fluchtrouten konfrontiert wurden. „Sie tragen dazu, die furchtbaren Erfahrungen ein wenig abzumildern“, betonte die städtische Sozialarbeiterin Adams zum überwiegend vom Chefoptimisten Bernhard Scholl und Vorsitzenden des Jugend- und Sozialausschusses der Stadt Lippstadt, Hans Zaremba, vorbereiteten Spielbesuch im ehemaligen Westfalenstadion. Was die jungen Leute im Alter zwischen 13 und 23 Jahren und mit ihnen 43 andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer der von „Jathe`s Kegelbahnen“, dem Vereinslokal der „Optimisten“, gestarteten Fahrt im Dortmunder Fußballtempel beobachten konnten, war für den mit Furore Mitte Oktober in die nahe Domstadt gekommenen Trainernovizen Stefan Effenberg eine bittere Lektion: Im dritten Pflichtspiel auf der Bank des Zweitligisten SC Paderborn kassierte der frühere Nationalspieler in zweiten DFB-Pokalrunde beim dreimaligen Cupsieger seine erste Niederlage, die mit 1:7 auch recht deutlich ausfiel.

Ausgestattet mit optimistischen Schals:Die jungen Flüchtlinge aus Aserbaidschan, dem Irak, Serbien und Syrien mit ihrer Betreuerin Dagmar Adams (zweite von links) und dem Chefoptimisten Bernhard Scholl (zweiter von rechts).

Ein torreiches Spektakel

Wenn das Resultat auf dem ersten Blick durchaus als Klatsche für die Männer aus dem Hochstift zu taxieren ist, die bei einer konsequenteren Chancenverwertung der Borussen auch zweistellig hätte ausfallen können, war der Start für die Schwarzgelben alles andere als glücklich. Denn nach einem groben Patzer des Schweizers im BVB-Kasten, Roman Bürkli, und dem daraus resultierenden Führungstreffer für die Paderstadt-Equipe durch Srdjan Lakic in der 21. Minute durften Effenberg und seine Schwarzblauen auf eine Überraschung hoffen. Doch die von Thomas Tuchel aufgestellte Crew drehte noch vor der Pause das Match zum für sie beruhigendem 3:1 und konnte in der zweiten Halbzeit auf ein 7:1 in der einseitigen Begegnung erhöhen. Zutreffend und selbstkritisch war schließlich auch das Resümee des Paderborner Coachs: ‚Das Ergebnis ist natürlich krass, das ist hart und fühlt sich nicht gut an. Bei vier, fünf Gegentoren hätten wir die Uhr runterspielen müssen. Jetzt heißt es für uns kurz schütteln, dann geht es weiter‘, meinte die einstige Skandalnudel der Bundesliga und fügte hinzu: ‚In dieser Saison werden wir gegen keinen Verein mehr spielen, der so ein hohes Niveau hat und darauf müssen wir uns jetzt konzentrieren.‘

Auch das gab es auf der optimistischen Fahrt:Ein Treffen von Fans von Borussia Mönchengladbach und des FC Schalke 04 mit dem jungen BVB-Freund Michael Markushin aus Erwitte. Fotos (3): Hans Zaremba

Womöglich eine Wiederholung

Auch das Fluidum der Bus-Reise und die tolle Atmosphäre mit den 74.606 Zuschauern im Rund an der Dortmunder Strobelallee waren für die fünf Asylbewerber bislang noch unbekannt, während man die mitreisenden „Optimisten“ und die gleichfalls an Bord gewesene Gruppe von Mitarbeitern aus der Werkstatt für Behinderte der Lebenshilfe wohl als routinierte Stadionbesucher bezeichnen kann. Damit die in verschiedenen Lippstädter Übergangseinrichtungen untergebrachten Flüchtlinge das tolle Ergebnis des BVB auch richtig bejubeln konnten, hatte sie der Lippstädter „Oberborusse“ Scholl beim Zwischenstopp nach Dortmund auf der Raststätte „Am Haarstrang“ mit Schals der von ihm geleiteten Gemeinschaft ausgestattet. Sollte die Pokalauslosung am Sonntagabend dem BVB erneut ein Heimspiel bescheren und sich wieder Sponsoren für die Finanzierung der Billets finden, könnten womöglich auch andere Jugendliche bald ein ähnlich schönes Erlebnis haben.

Hans Zaremba