Bielefeld und Paderborn vor Neubeginn

Anmerkungen zur Zweiten Liga von Hans Zaremba

Als am Samstag, 23. Mai, in Paderborn das letzte Match der 52. Auflage der Bundesliga abgepfiffen wurde und der Abschied der Schwarzblauen nach nur einem Jahr in der Beletage des deutschen Fußballs feststand, war bei etlichen heimischen Fußballfreunden eine beträchtliche Enttäuschung zu verspüren. Doch bei einer nüchternen Analyse der finanziellen und sportlichen Möglichkeiten der Paderborner Episode in der Bundesliga war der unmittelbare Abstieg keine allzu große Überraschung, obwohl er bei etwas mehr an Routine der Mannschaft aus dem Hochstift durchaus zu verhindern gewesen wäre. Die Rückkehr des SCP 07 ins Fußballunterhaus und das gleichzeitige Comeback des ostwestfälischen Rivalen Arminia Bielefeld geben Anlass, die Zweite Bundesliga näher in den Blick zu nehmen.

Was geht in der Zweiten Liga ab?:Der Chronist der Lippstädter OPTIMISTEN, Hans Zaremba, blickt in das Fußballunterhaus sowie auf die ostwestfälischen Vereine aus Bielefeld und Paderborn.

Institutionen

Mit Ausnahme des HSV, seit 1963 fortgesetzt in der Bundesliga, haben alle großen deutschen Vereine eine oder mehrere Spielzeiten in der Zweiten Liga verbracht. Diese Clubs haben – neben jahrzehntelangen Institutionen wie Fortuna Köln, Alemannia Aachen, FC St. Pauli oder Stuttgarter Kickers – die Liga geprägt. Derzeit befinden sich unter den 18 Zweitligisten, die bereits am Freitag, 24. Juli, mit dem Match zwischen den Gründungsmitgliedern der Bundesliga von 1963, Duisburg gegen Nürnberg, den Spielbetrieb aufnehmen, dreizehn frühere Erstligisten. Davon sind mit Kaiserslautern (1999 und 1991), Nürnberg (1968) Braunschweig (1967) und 1860 München (1966) vier, die in der Bundesliga zu Meisterehren kamen. Über die Aufmerksamkeit, die von der Zweiten Liga ausgeht, würden sich im Ausland manche Vereine der jeweiligen ersten Ligen freuen. Besondere Begegnungen haben immer wieder die Fans in die Arenen des Unterhauses gelockt: So 35.000 Beobachter in Kaiserlautern oder rund 30.000 in Düsseldorf und Nürnberg. Speziell haben die Bundesligaabstiege von Traditionsclubs wie Schalke 04 (erstmals 1981), Eintracht Frankfurt, dem 1. FC Kaiserslautern (beide 1996), dem 1. FC Köln (1998) oder Borussia Mönchengladbach (1999) den enormen Zuschauerboom in der Zweiten Liga ausgelöst. Dies wurde durch die steigende Kapazität und die ausgebaute Qualität der Stadien noch verstärkt.

Paderborn

Derlei Effekte werden auch Paderborn beflügeln, das vor seinem Intermezzo in der Bundesliga bereits auf acht Zweitligajahre zurückblicken konnte. Für die neue Saison sollen schon an die 6.000 Dauerkarten im Umlauf sein. Der SCP 07 zeigt sich bemerkenswert unbeeindruckt vom Verlust der Bundesliga und setzt auf bewährte Kräfte. Ein Ausverkauf der Leistungsträger, wie ihn der Mitabsteiger Freiburg erlebt, ist in der Domstadt ausgebleiben. Der zum unruhigen Schalker Markt gewechselte Coach Andre Breitenreiter, der eigentlich besser zum BVB gepasst hätte, wurde zügig durch Markus Gellhaus, noch aus der Ära des Jos Luhukay als Übungsleiter an der Alme als dessen Assistenztrainer bestens bekannt, ersetzt. Wirklich gute Voraussetzungen für einen Neubeginn in Paderborn, wo zum Start in zwei Wochen vor heimischer Kulisse die Equipe aus Bochum auflaufen wird.

Bielefeld

Zuversichtlich schauen auch die Bielefelder auf die neue Spielzeit, deren Auftakt beim Kiezclub St. Pauli anberaumt wurde. Vor allem die Erfolge im letzten DFB-Pokalwettbewerb mit dem Vordringen bis Halbfinale haben in der Leineweberstadt und in ganz Ostwestfalen-Lippe einen neuen Schub für die Blauen ausgelöst. Unterdessen ist für sie die Zeit der individuellen Vorbereitungen vorbei. Die vergangene Woche hat der ehemalige Bundesligist im Trainingslager im österreichischen Lienz verbracht. Noch in Bielefeld gab sich Cheftrainer Norbert Meier, vormals Profi in Gladbach und Bremen, hoffnungsfroh: „Alle haben ihre Hausaufgaben erfüllt. Sie sind mit Eifer dabei und ziehen voll mit.“ Nun gehe es darum, alles Gute zu stabilisieren. ‚Für uns sollte das ein Jahr werden, in dem wir auch mal frühzeitiger durchatmen können.‘ Das übliche Rauf und Runter will die Arminia möglichst vermeiden.