Ein verdienter Sieg der Wölfe

Anmerkungen zum Pokalfinale von Hans Zaremba

Rein sportlich gesehen waren vor dem DFB-Pokalendspiel die Aussichten für die Schwarzgelben aus Dortmund und Grünweißen aus Wolfsburg ziemlich ausgeglichen. Anders jedoch bei der Unterstützung der jeweiligen Fangemeinschaften: Während der BVB von weit über 100.000 Sympathisanten in Berlin begleitet worden sein soll, fiel die Gefolgschaft des VfL mit seinen knapp 30.000 Anhängern schon überschaubarer aus.

Das Spiel ist aus und der VfL Wolfsburg ist zum ersten Mal deutscher Pokalsieger:Die Siegerehrung im Olympiastadion mit dem Bundespräsidenten Joachim Gauck steht bevor. Foto: Marco Zaremba

Guter Fußball

Der Verlauf der Begegnung zwischen dem VfL Wolfsburg und Borussia Dortmund mit dem Sieg der vom ehemaligen Lippstädter Jugendspieler Dieter Hecking trainierten Niedersachsen entlarvte aber, dass diese schwarzgelbe Übermacht auf das Ergebnis von 3:1 für die grünweiße Equipe keine allzu große Bedeutung hatte. Die vielen in die Hauptstadt gereisten Freundinnen und Freunde des BVB 09 – unter ihnen auch eine Gruppe der örtlichen „Optimisten“ – konnten mit der Leistung des von Jürgen Klopp zum 319. Mal betreuten Teams nur in der ersten Viertelstunde und in den letzten zwanzig Minuten zufrieden gewesen sein. Dazwischen hatte der Vizemeister das Match für sich entschieden und bereits zur Halbzeit nach der Meisterschaft von 2009 mit dem Pokal seinen zweiten nationalen Titel eingeheimst. Zudem enthüllte das Cupfinale, das seit 2012 erstmals ohne die erfolgsverwöhnten Kicker von der Isar stattfand, eine weitere wichtige Tatsache: Guten Fußball gibt es in Deutschland auch ohne den FC Bayern München.

Nötiger Umbruch

In der ansehnlichen Partie zeigte der VfL gegen den BVB, wie beim letzten Treffen in der Liga (2:1 für die Werkself aus der Autostadt), nicht nur, dass er in dieser Saison die bessere Mannschaft hatte, sondern sein gesamtes Programm, womit die Wölfe in der abgelaufenen Spielzeit in die Spitze des deutschen Fußballs aufgerückt sind. So drehten sie nach dem frühen 0:1 das Duell rasch zum 3:1. Damit war auch schnell der Traum des scheidenden Coachs Jürgen Klopp vorbei, zum Ende seiner beispielhaften sieben Jahre im Revier noch einmal auf einem Lastwagen zur Jubelfahrt um den Borsigplatz anzusetzen. Bei allem Abschiedsschmerz vom Kulttrainer offenbarte das 72. Endspiel um den DFB-Cup, in dem die einstige Leichtfüßigkeit des BVB nur noch selten zu spüren war, die Notwendigkeit des in Dortmund bevorstehenden Umbruchs. Der in Stuttgart geborene Übungsleiter hatte schon am Tag vor dem Treffen in Berlin die Richtigkeit seines im April verkündeten Rücktritts bekräftigt. Zutreffend ist auch seine Feststellung, wonach „das Positive“ an der Niederlage gegen Wolfsburg sei, für den Nachfolger keine zu hohe Messlatte aufgelegt zu haben und womit es ganz normal weitergehen könne. Für Thomas Tuchel, der bereits in Mainz dem eloquenten Mann auf dem Trainerstuhl nachrückte, könnte dieser Finalausgang den Einstieg bei den Borussen erleichtern.

Schöne Feiern

Für die vielen Bewunderer der Pokalfinalisten dürfte der Tag rund um das Endspiel in langer Erinnerung bleiben. Auf dem Breitscheidplatz in der westlichen City hatten sich etwa 13.000 Schwarzgelbe eingefunden und schwenkten ihre Fahnen. Darunter auch die „optimistische“ Lippstädter Gemeinde, die durch ihre Schals mit der Lipperose schnell auszumachen war. Einige waren auch 2008, 2012 und 2014 an der Gedächtniskirche zugegen, als sich die Dortmunder gleichfalls für die Endspiele um den deutschen Pokal qualifiziert hatten. Die von der Polizei geschätzten 4.500 Grünweißen hatten auf dem Washingtonplatz vor dem Hauptbahnhof ihren Standort gefunden. Neu war in diesem Jahr das Public Viewing von 30.000 BVB-Fans auf dem Tempelhofer Feld. Dort, wo einst Flugzeuge landeten und starteten, konnten jene Unentwegten – auch aus Lippstadt – das Finale verfolgen, die keine der begehrten Karten für das Stadion im Berliner Westend ergattern konnten.