Herausforderung für Jürgen Klopp

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Anmerkungen zum BVB von Hans Zaremba

Als der BVB 09 im Dezember 2013 nur auf dem vierten Ligaplatz stand, war um das einstige Westfalenstadion an der Strobelallee und am Borsigplatz in Dortmund schon ein erstes Lamentieren über die Lage der Schwarzgelben zu verspüren. Bei aktueller Betrachtung des Bundesligisten aus Dortmund ein paradoxes Empfinden. Der größte Teil der Fans der Dortmunder war zu jenem Zeitpunkt nach zwei Titelgewinnen in der Bundesliga, einer Vizemeisterschaft und einem Pokalsieg in drei aufeinanderfolgenden Spielzeiten sowie den Endspielen auf der nationalen Ebene (2012) und europäischen Stufe (2013) von der Borussia geradezu verhätschelt worden.

Zuversichtlicher Blick auf die Bundesligarückrunde von Borussia Dortmund:Der Lippstädter „Optimist“ Peter Schriewersmann und der Dortmunder Chefcoach Jürgen Klopp.

Ballast

Die damalige Betrübnis der vielen BVB-Anhänger in Deutschland und bei den Lippstädter „Optimisten“ beruhte darauf, nach der erfolgreichen Phase der Jahre 2011 und 2012 den Anschluss an den FC Bayern München verloren zu haben. Doch zwölf Monate später ist die Lage des Traditionsclubs tatsächlich besorgniserregend. Die magere Ausbeute von fünfzehn Punkten aus den siebzehn Spielen vom August bis in den Dezember ist für die Dortmunder mit Blick auf die Rückrunde 2014/15 schwerer Ballast. Der Übungsleiter Jürgen Klopp muss bis zum Samstag, 31. Januar, wenn seine Elf in Leverkusen antritt, etliche Probleme gelöst haben, die weit über die fußballerische Facharbeit hinausgehen. Bei aller Zuversicht ist es völlig ungewiss, ob dies dem 47-jährigen gelingt und seine Crew zumindest mittelfristig wieder in ein Spitzenteam verwandelt.

Methoden

Die Methoden, mit denen er den herbeigesehnten Wandel erreichen will, dürften für den im Sommer 2008 aus dem Rheingau ins Ruhrgebiet gekommenen Sportwissenschaftler feststehen. Ob das Trainingslager im spanischen La Manga bereits der Schlüssel für die Rückkehr zum vormaligen Erfolgskonzept war, bleibt abzuwarten. Womöglich sind durch die zahlreichen Niederlagen in der Bundesliga einige irreparable Schäden entstanden, obwohl bislang stets betont wurde, das Verhältnis zwischen Coach und Spielern sei intakt. Zumindest hat die zum Ende der Rückrunde erfolgte Degradierung des langjährigen Keepers Roman Weidenfeller auf die Bank erste Zweifel am heilen BVB-Gefüge aufgekommen lassen. Die Verletzungsmisere der Borussen, die WM-Folgen und die Abwanderung von Robert Lewandowski zu den Bayern erklären noch lange nicht den Absturz eines derart hochkarätigen Ensembles auf den vorletzten Ligaplatz. Es müssen wohl andere Einflüsse sein, die das Betreuerteam vom Sommer bis Weihnachten einfach nicht abstellen konnte.

Bekenntnis

Überdies dürften auch die Wechselgerüchte um Marco Reus die Atmosphäre bei den Schwarzgelben belastet haben. Nicht wenige sehen den auch außerhalb des Fußballs in die Schlagzeilen geratenen Nationalspieler im Juli bei einem anderen Arbeitgeber. Vielleicht wurde mit dem in der Winterpause von RB Salzburg geholten Kevin Kampl schon ein potentieller Nachfolger für den gegenwärtigen Mann mit der Nummer Elf im Trikot der Borussia gefunden. Auch in der Krise hat der BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke keinen Zweifel aufkommen lassen, wenn die Arbeit des Chefcoachs zur Sprache kam. „Ich halte ihn nach wie vor für einen exzellenten Trainer“, lautet sein Bekenntnis für Jürgen Klopp, der aus seinem Engagement beim FSV Mainz 05 durchaus Erfahrungen im Abstiegskampf hat. Gleichwohl wird es für ihn eine enorme Herausforderung sein, mit einem vermeintlichen Spitzenteam um den Klassenerhalt zu spielen. Aber die Lippstädter BVB-Gemeinschaft, „Optimisten“, hätte, so ihr Vorsitzender Bernhard Scholl, ihren Namen verfehlt, wenn sie nicht auf ein sportliches Comeback ihrer Dortmunder Borussia setzen würde.