Der kecke Aufsteiger sorgt für Zoff

Anmerkungen zum Fußball in Paderborn von Hans Zaremba

In drei Tagen beginnt in der benachbarten Domstadt mit dem Match zwischen dem SC Paderborn gegen Borussia Dortmund das erste westfälische Bundesligaderby des Überraschungsaufsteigers aus dem Mai 2014. Was ist nicht alles über den Verein aus dem Hochstift vor dem Saisonauftakt geschrieben und gesagt worden, wo manche Medienvertreter ihn gar als den „schlechtesten Aufsteiger aller Zeiten“ bezeichneten.

Paderborn am Sonntag, 11. Mai 2014:Der SCP ist aufgestiegen und der Jubel auf der Fanmeile in der Paderborner City war grenzenlos. Durch den Konflikt zwischen dem Verein und der Stadt über ein gefordertes Trainingszentrum hat nun die Freude über den neuen Erstligisten an der Pader einen ersten Dämpfer bekommen.
Archiv-Bild: Hans Zaremba.

Stadtmarketing

Lediglich bei einigen Romantikern galten die Schützlinge von Trainer Andre Breitenreiter als die neue Attraktion im deutschen Fußballoberhaus. Doch diese Wahrnehmung hat sich schon nach dem zweiten Spieltag, wo Paderborn in Hamburg ein 3:0 erzielte, verändert. Die Wirklichkeit vor dem zwölften Durchgang hatte überdies auch wohl kaum einer der Beobachter vor dem Start in die 52. Auflage der Bundesliga im Blick: Der Novize aus Paderborn nimmt mit 15 Punkten und einem ausgeglichenen Torverhältnis (16:16) den neunten Rang in der Tabelle ein, während der Vizemeister aus Dortmund mit zehn Zählern und negativer Trefferausbeute (12:17) bislang lediglich und mühsam den 15. Rang erklommen hat. Nach einem Drittel der Spielzeit bleibt festzustellen, dass durch den Eintritt von Paderborn in die Beletage des deutschen Fußballs auch das Stadtmarketing der Kommune einen zusätzlichen Impuls erfahren hat. Vor dem Aufstieg des SC 07 in die erste Liga waren es vielleicht die Sketche des örtlichen und durch das Fernsehen bekannt gewordenen Comedy-Stars Rüdiger Hoffmann und das traditionelle Liborifest im Sommer, womit die Bischofsstadt ins bundesdeutsche Rampenlicht gelang. Unterdessen hat Paderborn eine Aufmerksamkeit erreicht, von der sowohl der Verein als auch die Stadt profitieren.

Verstimmung

Trotzdem gibt es Zoff an der Pader. Er hat sich an dem vom SCP geforderten neuen Trainingszentrum entzündet. Dabei versucht der ehrgeizige Club die Politik voranzutreiben. Insbesondere nervt der umtriebige Präsident Wilfried Finke nach dem Bundesligaaufstieg seines Vereins die Verantwortlichen in Rat und Verwaltung mit flotten Sprüchen („Ich glaube, nach der Übernachtung von Karl dem Großen und dem Papstbesuch ist dies der dritte Höhepunkt für Paderborn“). Wenn es nach dem kecken Aufsteiger geht, dann sollen im Almepark Nord für mehrere Millionen Euro bis Ende 2015 ein Funktionsgebäude mit Kabinen, Büros, einem Wellnessbereich mit Sauna sowie Ermüdungs- und Kältebecken, ein Presseraum und eine Lounge sowie sechs Fußballfelder, teils beheizt, entstehen. Wie heikel dieser Vorstoß ist, müsste den Schwarzblauen eigentlich noch in Erinnerung sein. Lange bevor sich Berlin mit dem Großflughafen und Hamburg mit der Elbphilharmonie blamierten, führten die Paderstädter vor, wie so was in der Provinz läuft. Als der SCP eine neue Arena begehrte, wurde zwar im Mai 2003 das Ende des veralteten Hermann-Löns-Stadiums beschlossen und im Mai 2005 der Baubeginn der jetzigen Spielstätte gefeiert. Wegen vieler Querelen wurde sie aber erst Mitte 2008 fertig und darf infolge richterlicher Verfügung nur begrenzt genutzt werden, weil die Nachbarn eine Ruhegarantie ab 22 Uhr durchgesetzt haben. Da überrascht es nicht, dass sich der Bürgermeister Michael Dreier (durch seinen Wechsel bei der Kommunalwahl im Mai vom Chefsessel im ländlichen Salzkotten ins Spitzenamt der Universitätsstadt auch ein Aufsteiger) über die forsche Präsentation der Erwartungen des Vereins vom geforderten Übungsgelände verschnupft zeigte und zur Gelassenheit mahnte: „Bei uns geht Qualität, Rechtssicherheit vor Schnelligkeit.“ Es wäre bedauerlich, wenn durch diese Kontroverse zwischen Verein und Stadt die schöne Fußballgeschichte von Paderborn beschädigt würde.