Anspruch und Wirklichkeit

Hans Zaremba über Fußball im Kloster Dalheim

Wer sich die Presseartikel und Faltblätter beguckt, mit denen die Stiftung Kloster Dalheim für die noch bis Mitte September im Lichtenauer Ortsteil Dalheim präsentierte Ausstellung „Im Fußballhimmel und auf Erden“ wirbt, kommt bestimmt mit berechtigten Erwartungen ins Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Doch beim näheren Hinsehen muss der Besucher konstatieren, dass die Schau zwar das eigentliche Thema gut aufgearbeitet hat, aber der Fußball in der westfälischen Region im Grunde nur am Rande vorkommt. Schade.

Blickfang vor den Klostermauern in Dalheim:Eine der ZDF-Torwand angelehnte Nachbildung lädt im ostwestfälischen Dorf zum Besuch ins Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe ein. Foto: Hans Zaremba

Große Tradition

Dabei verfügen insbesondere die Ruhrgebietsvereine aus Gelsenkirchen und Dortmund über große Traditionslinien, die sich durchaus in den Klostermauern für eine Darstellung geeignet hätten. Ein auf 13 Meter gefertigter und in Dalheim zu sehender Heldenteppich mit den Spielern aus der Geschichte von Eintracht Frankfurt (deren sportliche Bilanz einen Uefa-Cup-Erfolg, eine deutsche Meisterschaft und vier DFB-Pokalsiege beinhaltet) wäre sicherlich auch schnell von den begeisterten Anhängern des FC Schalke 04 (ein Uefa-Cup-Sieg, sieben Meistertitel und fünf nationale Pokalgewinne) und der leidenschaftlichen Fans von Borussia Dortmund (je einmal Gewinner der Champions-League und des Europacups der Pokalsieger, acht nationale Meisterschaften und drei DFB-Pokalsiege) zu knüpfen gewesen. Ebenso fehlen in der Einrichtung des LWL Spuren zur Historie des (gegenwärtigen Drittligisten und) einstigen Vorzeigeclubs in Ostwestfalen, Arminia Bielefeld, der immerhin im Jahr 1905 gegründet wurde. Auch der Lokalmatador SC Paderborn 07 erscheint nur recht bescheiden in den Gemäuern im ländlichen Umfeld der Domstadt. Gerade der im Mai dieses Jahres besiegelte Bundesligaaufstieg der Fußballer am Sitz des katholschien Erzbistums hätte sich gut in die Galerie einbinden lassen.

Verstecktes Museum

Für ein westfälisches Museum wären solche Würdigungen zweifellos eine Bereicherung und überdies auch ein förderlicher Beitrag für eine größere Akzeptanz des recht einsam, versteckt in einem Seitental der Altenau am Westhang des Eggegebirges und südlich von Lichtenau liegenden Anwesens gewesen. Zudem hätte man im Jahr der Weltmeisterschaft in Brasilien die Ausstellungsfläche locker verdoppeln können. Exponate dafür schlummern in Hülle und Fülle in den offiziellen Archiven der in Westfalen-Lippe beheimaten Clubs und auch in den privaten Sammlungen der Kicker-Freunde aus der heimischen Region. Verschiedene Präsentationen zum Fußball, die vor acht Jahren während des WM-Turniers in Deutschland in einigen Kulturtempeln in fast allen Bundesländern zu erspähen waren, haben offenbart, wie über den Sport mit dem runden Leder auch jene Bürgerinnen und Bürger in die Museen gelockt wurden, die sonst nur selten die Schwellen dieser Gebäude überschreiten. Zu betrachten sind in der Abgeschiedenheit von Dalheim Devotionalien, Kultobjekte und Souvenirs aus rund 100 Jahren internationaler Fußballgeschichte und Fankultur, die in sechs Themeneinheiten gegliedert ist. Obendrein gibt es zur klösterlichen Ausstellung auch eine Begleitpublikation, die vom Interessanten neben dem üblichen Museumseintritt von 6.00 Euro mit Zugang zum Besuch der Klostergärten für die Summe von 14,90 Euro an den Verkaufsständen im Kloster Dalheim erworben werden kann.