Paderborn – auch Fußballstadt

Anmerkungen von Hans Zaremba

Wenn bislang im Hochsommer vom benachbarten Paderborn die Rede war, dann handelte es sich vornehmlich um das Liborifest. Aber in diesem Juli ist in der Domstadt einiges etwas anders. Da hat auch im Hochstift der Fußball die Menschen in seinen Bann gezogen, wobei für sie der Gewinn der Weltmeisterschaft durch die Jogis Buben in Brasilien nur eine beigeordnete Rolle einnimmt.

Trefflicher Optimismus nach dem Bundesligaaufstieg von Paderborn:Die Anhänger des SC 07 warten nun auf die Prominenz der Trainerzunft.

„Fünfte Jahreszeit“

Für sie steht der im Mai besiegelte Aufstieg des SC 07 ins Fußballoberhaus im Mittelpunkt. Bereits jetzt blicken viele Sympathisanten auf den 24. August, wo am Sonntagnachmittag um 15.30 Uhr in dem auf 15.000 Zuschauer ausgerichteten Stadion in Paderborn gegen den FSV Mainz 05 für die Blauschwarzen die Bundesligapremiere ansteht. Da rückt für die Fußballfreunde an der Pader die „fünfte Jahreszeit“, wie die jetzt beginnende Liboriwoche in der 146.000 Einwohner großen Kreisstadt charakterisiert wird, rasch in den Hintergrund, obwohl dazu bis zum 3. August mehr als eine Million Besucher erwartet werden. Doch lange nahm der Fußball in der Stadt, wo der einst in Lippstadt als Pastor der Nikolaipfarrei tätige Hans-Josef Becker seit über einem Jahrzehnt als Erzbischof residiert, nur eine geringe Rolle ein. Vorwiegend waren es Randsportarten, mit denen Paderborn in den überregionalen und bundesweiten Medien in Erscheinung trat. Volleyball hieß über viele Jahre der Sport, der in der Universitätsstadt die meisten Zuschauer hatte. Der VBC 69 war halt erfolgreicher als der TuS Neuhaus, der vormals führende Fußballverein in der Paderstadt. Der kickte in der Westfalenliga und hatte mit dem BV Lüttringhausen und SC Herford seine Gegner, während sich der VBC mit den anderen Größen im deutschen Volleyball (Bonn, HSV und dem USC Gießen) packende Duelle lieferte. Auch im Basketball waren die Sportler aus Paderborn lange erfolgreicher als im Fußball. Deren Akteure spielen auch gegenwärtig noch in der zweiten Bundesliga.

Abenteuer Bundesliga

Die Situation für den Fußball änderte sich erst, als aus dem TuS Neuhaus und dem 1. FC Paderborn der SC 07 Paderborn wurde und dieser in einem selbständigen Möbelhändler und großem Filialnetz in Deutschland einen freigiebigen Gönner fand. Durch das Engagement des agilen Kaufmanns zogen die Kicker aus dem waldnahen Hermann-Löns-Stadion in die in unmittelbarer Nähe der Zentrale des Möbelhauses entstandene Arena. Doch es dauerte vom ersten Spatenstich am 12. Juli 2005 bis zur Eröffnungsfeier am 20. Juli 2008 ganze 36 Monate bis die die Spielstätte, die in den sieben Jahren ihres Betriebs in Folge mehrerer Sponsorenwechsel verschiedentlich den Namen ändern musste, ihrer Bestimmung übergeben werden konnte. Das juristische Gezerre zwischen den Betreibern und den Nachbarn führte dazu, dass nach 22.00 Uhr keine Veranstaltung im Stadion stattfinden darf. Ein großer Nachteil für den SC, da er somit am Freitag keine Heimspiele in der Bundesliga austragen kann. Dies beeindruckt die stärksten Anhänger des 53. Neulings in der Beletage des deutschen Fußballs nur mäßig. Auch sie werden ihren SC in Kutten begleiten, wobei diese Kleidungsstücke in der katholischen Bischofsstadt eigentlich den Mönchen vorbehalten waren. Aber inzwischen sieht man auch an der Pader vermehrt Fußballfans, die in Jeansjacken mit abgeschnittenen Ärmeln spazieren und die Joppen mit Aufnähern sowie Vereinslogo verziert haben. Das Gute an Paderborn ist, dass der vorherrschende Teil der dortigen Fußballfreunde auf den Teppich bleibt, recht entspannt auf das Abenteuer Bundesliga schaut und hofft, dass das Thema Oberhaus nicht schon nach einen Jahr vorbei ist. Womöglich setzt sich die Bodenständigkeit der Paderborner gegenüber dem Größenwahn manch anderer Aufsteiger durch. Auch in Phasen, wo es mal nicht gerade richtig rund für die vom Coach Andre Breitenreiter betreute Mannschaft läuft. Eine solche Einstellung wäre für die Entwicklung des Fußballs in Paderborn nicht die Schlechteste.