Deutschland im Achtelfinale

Der WM-Kommentar von Hans Zaremba

Vor dem Duell zwischen den USA mit dem deutschen Fußballehrer Jürgen Klinsmann als Coach und der DFB-Equipe mit Joachim Löw als Betreuer wurde viel spekuliert, da beiden Teams ein Remis zum Einzug ins Achtelfinale gereicht hätte und die Männer an der Seitenlinie eine langjährige Freundschaft verbindet. Doch während der hartumkämpften 90 Minuten im Regenmatch von Recife ruhte die Vertrautheit des früheren Bundestrainers und seines damaligen Assistenten, die als Duo nach ihrem Antritt beim DFB vor zehn Jahren den deutschen Fußball spürbar modernisiert haben.

Verfolgten einen glanzlosen Sieg gegen die USA:Die Lippstädter BVB-Freunde Ronny Placzek (links) und Matthias Radtke. Foto: Hans Zaremba

Glanzlos

Nun ist die Pflicht erfüllt: Deutschland steht zur Freude seiner vielen Fans, von denen sich am Donnerstag auch in Lippstadt etliche an Stammtischen, in Biergärten und Wohnstuben zum gemeinsamen Fernsehabend getroffen haben, im Achtelfinale. Nach dem prächtigen Spiel gegen Portugal (4:0) und dem vor allem im zweiten Durchgang chaotischen Auftritt gegen Ghana (2:2) gewannen die DFB-Kicker gegen die US-Boys durch einen Treffer ihres Goalgetters Thomas Müller die Partie sicher, aber glanzlos. Die Vorrunde überstanden auch die USA, die durch die bessere Tordifferenz die Portugiesen auf den dritten Rang abhängten und als Gruppenzweiter das Turnier fortsetzen. Ein schöner Erfolg für den Schwaben Jürgen Klinsmann, der dem Fußballsport in Nordamerika zu einer besseren Reputation verhelfen soll und seine Sache in den Staaten seit drei Jahren konsequent verfolgt.

Belebend

Nach dem Ghana-Spiel war der Spielführer der DFB-Auswahl, Philipp Lahm, wegen seines bösen Patzers zum vorübergehenden 2:1 der Afrikaner in den Fokus der Kritik geraten. Manche Beckmesser forderten, den Münchener nicht mehr im Mittelfeld zu bringen, sondern auf seiner lange angestammten Position als Außenverteidiger. Der 30jährige konnte sich aber im Fight mit den USA rehabilitieren, wo er wie ein Pendel wirkte und die Ordnung zwischen Defensive und Offensive herstellte. Dabei wurde der Bayern-Kapitän von seinem Kollegen beim Rekordmeister, Sebastian Schweinsteiger, gut unterstützt, der schon wie gegen Ghana ein belebender Posten im deutschen Spiel war.

Jokerrolle

Enttäuscht hat jedoch Lukas Podolski. Bis auf den ersten Schuss der Deutschen auf das Tor der Amerikaner in der zweiten Minute und zwei nicht gelungener Flanken war von dem bei Arsenal London unter Vertrag stehenden Profi nicht viel zu sehen. Zu wenig für jemanden, der wieder in die Startelf zurück will. Die Auswechselung des Linksfußes zur Halbzeit war logisch. Der für ihn gekommene Miroslav Klose hätte mit seinen ersten Ballkontakten mindestens einmal eine Bude machen müssen. Mehr als die Joker-Rolle dürfte dem Torschützenkönig der deutschen Nationalelf bei der WM in Brasilien nicht bleiben.

Überraschung

Jetzt muss Deutschland am späten Montagabend um 22.00 Uhr (im ZDF zu sehen) gegen Algerien antreten. Überraschend trotzten die Fußballer aus dem Maghreb den vom Italiener Fabio Capello betreuten Russen ein 1:1 ab und warfen sie aus dem Wettbewerb. Überhaupt haben die Nordafrikaner in ihrer Gruppe eine überzeugende Leistung gezeigt. Jogis-Buben sollten auf der Hut sein. Die bisherige Bilanz der Deutschen gegen die Algerier offenbart zwei Pleiten (1964: 0:2 im Freundschaftspiel in Algier und 1982: 1:2 bei der WM in Spanien).