Ein schwieriges Unterfangen

Anmerkungen zur Nationalelf von Hans Zaremba

Mit dem Gruppenspiel Deutschland gegen Portugal, das am Montagabend um 18.00 Uhr von der ARD live übertragen wird, beginnt auch für die von Joachim Löw gecoachte DFB-Auswahl die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien. Die Wochen am Zuckerhut werden für den 54jährigen Bundetrainer eine riesige Herausforderung sein.

Blicken gespannt auf die Nationalelf in Brasilien:Die Lippstädter BVB-Freunde (von links) Roland Jathe, Bernhard Scholl und Hans Zaremba auf einem Foto während der WM 2006 in Deutschland im Vereinslokal der OPTIMISTEN, das auch in 2014 wieder ein Treffpunkt für die Spiele der DFB-Auswahl sein soll. Archiv-Foto: BVB-Fanclub Lippstadt e.V., OPTIMISTEN

Reife

Das Kräftemessen der 32 Teams in Südamerika ist für den Freiburger nach der Weltmeisterschaft (WM) 2010 (Südafrika) und den Europameisterschaften (EM) 2008 (Österreich und Schweiz) und 2012 (Polen und Ukraine) bereits das vierte Turnier, bei dem er die Nationalelf betreut. Zugleich ist für ihn die WM 2014 die letzte Chance, sich – ähnlich wie Sepp Herberger (1954), Helmut Schön (1972 und 1974), Jupp Derwall (1980), Franz Beckenbauer (1990) und Berti Vogts (1996) – mit einem EM- oder WM-Titel zu schmücken. Daher stellen sich auch die Fußballfreunde in Lippstadt und in der Region die Frage: Ist die deutsche Mannschaft, nachdem sie von den internationalen Turnieren in den vergangenen Jahren immer mit leeren Händen abreisen musste (letzte Erfolge: EM 1996 und WM 1990), endlich wieder reif für einen Triumph? Durch den am Tag vor dem Abflug der Equipe nach Brasilien vermeldeten Ausfall des Dortmunder Mittelfeldspielers Marco Reus dürfte dieses Unterfangen für die 23 Akteure des DFB in Lateinamerika noch schwieriger werden.

Erinnerungen

Aber mit plötzlichen Umbrüchen hat der DFB seine Erfahrungen. So musste 1970 vor der WM in Mexiko der damalige Übungsleiter Helmut Schön unerwartet den Gladbacher Günter Netzer und 2010 vor dem Treffen in Südafrika der aktuelle Trainer Joachim Löw rasch den bei Chelsea London angestellten Michael Ballack ersetzen. Viele Anhänger des Fußballs und jene, die sich eigentlich nur während einer EM oder WM für das runde Leder interessieren, verbinden natürlich Erwartungen an den Auftritt der Nationalelf und erinnern sich an die gelungenen Darbietungen bei jenen Turnieren, die das DFB-Team mit der WM-Krone beendete. So in 1954, wo Deutschland als krasser Außenseiter in der Schweiz mit dem legendären 3:2 über die Fußballmacht der früheren 1950er Jahre, Ungarn, den Sieg holte. Fast jeder Fan konnte nach dem Wunder von Bern die siegreichen Männer (Toni Turek, Jupp Posipal, Werner Kohlmeyer, Karl Mai, Werner Liebrich, Horst Eckel, Helmut Rahn, Max Morlock, Ottmar Walter, Fritz Walter und Hans Schäfer) und ihres Chefs an der Linie (Sepp Herberger) nennen. Der WM-Gewinn von 1954 ist bis heute der bedeutsamste Erfolg einer deutschen Fußballelf. Übrigens: Aus der Equipe von 1954 leben mit Horst Eckel (82) aus Kaiserslautern und Hans Schäfer (86) aus Köln noch zwei Spieler.

Erwartungen

Schwieriger wird es schon bei den Endspielformationen, die 1974 in Deutschland (Sepp Maier, Berti Vogts, Paul Breitner, Georg Schwarzenbeck, Franz Beckenbauer, Rainer Bonhof, Ulrich Hoeneß, Wolfgang Overath, Jürgen Grabowski, Gerd Müller und Bernd Hölzenbein) und 1990 in Italien (Bodo Ilgner, Klaus Augenthaler, Thomas Berthold/ab der 74.. Minute Stefan Reuter, Jürgen Kohler, Guido Buchwald, Andreas Brehme, Thomas Häßler, Lothar Matthäus, Pierre Littbarski, Jürgen Klinsmann und Rudi Völler) den begehrten Pokal gewannen. Drei WM-Titel (1954, 1974, 1990) und drei EM-Titel (1972, 1980, 1996) stehen bislang in der DFB-Chronik. Damit ist Deutschland die erfolgreichste Fußball-Nation in Europa. Italien hat zwar viermal die WM geholt, aber nur einmal die EM. Diese stolze Bilanz haben auch jene Fußballfreunde vor Augen, die in Lippstadt und im Umland ab Montag die Aufführungen von Manuel Neuer als Keeper über Mats Hummels in der Abwehr und Sami Khedira im Mittelfeld bis zu Miroslav Klose als Sturmspitze verfolgen und trotz aller Widrigkeiten (angeschlagene Spieler und beschwerliches Klima) von den heutigen Nationalspielern einen ähnlichen Erfolg begehren, wie er von ihren ruhmreichen Vorgängern in 1954, 1974 und 1990 jeweils erzielt wurde.