Jakob Koenen war ein Wegbereiter

Rückblick auf 50 Jahre Bundesliga von Hans Zaremba

Der 50. Geburtstag bedeutet für manchen Zeitgenossen eine Krise. Die Fußball-Bundesliga, die am 24. August 1963 ihren Spielbetrieb aufnahm, erweckt jedoch nicht den Eindruck, durch ihr Goldjubiläum aus der Bahn geworfen zu werden. Mit diesem Artikel beginnt LIPPSTADT am Sonntag eine sechsteilige Reihe über die Geschichte der deutschen Fußballeliteliga. Diese Serie startet mit einer Reminiszenz an den DFB-Bundestag, der am Samstag, 28. Juli 1962, die Einführung der Bundesliga besiegelte.

Rückblick auf 50 Jahre Fußball in Deutschland:Mit diesem Beitrag startet der Chronist der Lippstädter BVB-Freunde von den OPTIMISTEN, Hans Zaremba, eine sechsteilige Serie über die Geschichte der Bundesliga.

Fürsprecher

Schon Anfang der 1950er Jahre wurden in der Bundesrepublik Deutschland Stimmen laut, eine zentrale deutsche Spielklasse einzurichten. Einer der größten Fürsprecher war der damalige Bundestrainer Sepp Herberger. „Wenn wir international konkurrenzfähig bleiben wollen, müssen wir auf nationaler Ebene die Anforderungen erheblich erhöhen“, verkündete der Coach der mythischen WM-Elf von Bern aus 1954. Doch bis der erste Ball in der Bundesliga gekickt werden konnte, sollte noch ein Jahrzehnt vergehen. Dies hatte zur Folge, dass in der alten Bundesrepublik bis zum Ende der Saison 1962/63 der Spitzenfußball in fünf Oberligen, Nord (mit den bestimmenden Vereinen aus Bremen und Hamburg), West (Dortmund, Essen, Gelsenkirchen und Köln) Süd (Frankfurt, München, Nürnberg und Stuttgart), Südwest (Kaiserslautern und Saarbrücken) und Berlin (Hertha, Tasmania und Tennis Borussia), ausgetragen und die deutsche Meisterschaft in einer Endrunde mit einem klassischen Finale ermittelt wurde. Das letzte Endspiel dieser Art fand am 29. Juni 1963 in Stuttgart statt, wo Borussia Dortmund gegen den 1. FC Köln mit 3:1 die Schale gewann. In seinen Beiträgen „Kurioses mit Gerd Kolbe“ erinnert sich der einstige Leiter der Pressestelle der Stadt Dortmund und frühere Pressesprecher von Borussia Dortmund, Gerd Kolbe, noch genau an die Entscheidung von vor 51 Jahren auf dem DFB-Bundestag in Dortmund: „Es war exakt 17.45 Uhr an diesem Fußball-historisch denkwürdigen 28. Juli 1962, als sich „die letzte Wortmeldung“ im Goldsaal der Westfalenhalle erhob. Hermann Neuberger, Repräsentant des saarländischen Fußballs, machte sich auf zum Rednerpult, um sein Schlussplädoyer in Sachen „Einführung einer eingleisigen Fußball-Bundesliga“ zu halten. Sein Plenum: Der 14. DFB-Bundestag mit seinen 129 Delegierten.“

Vorkämpfer

Der Saarländer war ein langjähriger Befürworter einer deutschen Fußball-Liga und wollte mit seiner Rede die entscheidenden Pluspunkte sammeln. Unter den Delegierten befand sich mit dem Lippstädter Bürgermeister Jakob Koenen (SPD) aus der 27 Personen umfassenden westdeutschen Abordnung ein weiterer Vorkämpfer für eine nationale Spitzenklasse im Fußball, wie sie in England, Italien und Spanien mit ihren Profiligen schon lange bestand. Während der starke Westen mit seinen damaligen Meistervereinen Rotweiß Essen (1955), Borussia Dortmund (1956 und 1957), FC Schalke 04 (1958) und 1. FC Köln (1962) schon länger den Profifußball in einer einheitlichen Liga haben wollte, war der nicht minderstarke Süden mit seinen Spitzenclubs (FC Bayern München, TSV 1860 München, 1. FC Nürnberg und VfB Stuttgart) eher konservativ ausgerichtet und dagegen. Das jahrelange Pro und Contra der „revolutionären“ Initiative, die immer wieder der weitsichtige Kölner Präsident der 1960er Jahre, Franz Kremer, forcierte, wurde auch über sieben Stunden auf dem Dortmunder DFB-Bundestag am 28. Juli 1962 ausgetauscht. Am Ende kam es zur Abstimmung, die recht deutlich für die „Revolution“ ausfiel: 103 gegen 26 Stimmen für die Einführung der Bundesliga von der Saison 1963/64 an. Auch die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit war erreicht worden, worüber sich neben Franz Kremer (Köln) und Hermann Neuberger (Völklingen) auch der Mann aus Lippstadt, Jakob Koenen, freute. In der nächsten Folge der Erinnerungen an 50 Jahre Bundesliga ist der Blick auf die erste Dekade der deutschen Eliteliga, die Spielzeiten von 1963/64 bis 1972/73, gerichtet, wo der FC Bayern München, mit seinen Meisterschaften in 1969, 1972 und 1973 die Grundlage seiner beachtlichen bis in die Gegenwart anhaltenden Erfolgserie entwickelte.