Vollendung eines Traums

Rückblick auf das Pokalfinale von Hans Zaremba

Als nach dem 3:2 von München gegen Stuttgart in Berlin der Spielführer der Bayern, Philipp Lahm, dem Publikum stolz den gerade von seiner Mannschaft gewonnenen DFB-Pokal präsentierte, glaubte kaum noch einer, mit ihm einen einstmals „jungen Wilden“ des VfB Stuttgart vor sich zu haben. Vor zehn Jahren gehörte der kleine Verteidiger bei den Schwaben, dem unterlegenen Gegner des Pokalsiegers von 2013, zu jener Schar von talentierten Spielern, die drauf und dran waren, selbst den damals schon als Branchenführer anerkannten Münchener Bundesligisten die Stirn zu zeigen.

Beschreibt die Entwicklungen von Philipp Lahm und Bruno Labbadia:Ein Rückblick auf das Pokalfinale 2013 aus der Feder des Chronisten der Lippstädter BVB-Freunde, Hans Zaremba.

Philipp Lahm

Vizemeister waren die Stuttgarter hinter den Münchenern geworden, auch wenn der Abstand 16 Punkte betrug, und die von Felix Magath betreute Mannschaft beeindruckte überdies mit spektakulären Spielen gegen Manchester United ihre Fans auch in der Champions League. Mit hungrigen Spielern wie jener Philipp Lahm und Kevin Kuranyi, Timo Hildebrand, Andreas Hinkel und Alexander Hleb traute man den Männern vom Neckar eine Rolle zu, wie sie momentan von Borussia Dortmund wahrgenommen wird. Doch es kam anders. Nach dem Weggang ihres Coachs im Juli 2004 nach München verabschiedeten sich auch die tatendurstigen Profis mit dem roten Brustring auf dem Trikot in alle Winde. Auch der heutige Bayern-Anführer, zuvor an den VfB ausgeliehen, kehrte im Sommer 2005 an die Isar zurück. Während der VfB wieder in die Versenkung verschwand und auch den zweiten Höhenflug des Jahrzehnts mit der Meisterschaft von 2007 nicht fortwährend nutzen konnte, entfaltete der inzwischen 29-jährige Abwehrspieler seine erstaunliche Laufbahn im Vereinsdress und Nationaltrikot. Aus dem einst „jungen Wilden“ wurde ein Mann, der unterdessen im großväterlichen Tonfall über die Welt des Fußballs plaudert. Mit den Triumphen in Meisterschaft, Champions League und DFB-Pokal in einer einzigen Spielzeit vollendete er mit seinem Verein den Traum vom Triple und kann nun wie zwei seiner ruhmreichen Vorgänger mit der Kapitäns-Binde der Bayern und Nationalelf (Franz Beckenbauer und Lothar Matthäus) auch mit gewonnenen Titeln auftreten. Den Makel, lange ohne großen internationalen Triumph gewesen zu sein, endlich abgelegt zu haben, hat der am 11. November 1983 in München geborene Fußballer auch der beeinflussenden Arbeit seines an der Säbener Straße nicht (freiwillig) ausscheidenden Mentors Jupp Heynckes zu verdanken.

Bruno Labbadia

In der Kickerszene gilt Bruno Labbadia als Wandervogel, was ein Blick auf seine vielen Wechsel als Spieler von 1984 bis 2003 (Darmstadt, Hamburg, Kaiserslautern, München, Köln, Bremen, Bielefeld und Karlsruhe) und Übungsleiter seit dem Sommer 2003 (Darmstadt, Fürth, Leverkusen. Hamburg und Stuttgart) belegt. Bemerkenswert ist für ihn dagegen seine Stetigkeit bei den Stuttgartern. Sie besteht seit dem Dezember 2010, während seine vorherigen Engagements in Leverkusen (2008 bis 2009) und Hamburg (2009 bis 2010) nach nur einer Spielzeit und jeweils mit viel öffentlichem Getöse beendet waren. Obwohl er mit dem VfB Stuttgart in der Bundesliga mit schlappen 43 Punkten lediglich auf den 12 Rang kam und am Ende froh war, überhaupt die Klasse gehalten zu haben, gelang ihm mit dem Bad Cannstatter Verein der Einzug ins Pokalendspiel von Berlin. Auch, wenn das Match (knapp) verloren ging, ist die Finalteilnahme des fünfmaligen Meisters (1950, 1952, 1984, 1992 und 2007) und dreifachen Pokalsiegers (1954, 1958 und 1997) ein wesentliches Verdienst der Tätigkeit seines heutigen Trainers. Doch, wo vormals die „jungen Wilden“ für Furore sorgten, haben es derweil die Jungen besonders schwer. Zwangsläufig muss sich der Mann auf der VfB-Bank den Vorwurf gefallen lassen, dass ein Jugendspieler bei ihm schon sehr, sehr weit sein muss, um sich in der ersten Mannschaft bewähren zu können. Vielleicht geling es dem Sohn italienischer Einwanderer noch, sich von seiner Skepsis gegenüber dem fußballerischen Nachwuchs zu lösen. Womöglich könnte der VfB an vorherige Erfolge anknüpfen. Die Zeit dafür ist dem 47-jährigen in Stuttgart eingeräumt worden, da sich die Laufzeit seines Vertrages noch bis Ende Juni 2015 erstreckt.