Die gelbe Wand von Dortmund

Ein besonderes Filmprojekt über die Südtribüne des BVB

Das Bundesligaheimspiel von Borussia Dortmund gegen den FSV Mainz 05 wird sicherlich nicht endlos in der Erinnerung der schwarzgelben Fans bleiben. Auch der BVB 09 kann nicht wöchentlich ein Highlight für die Geschichtsalben des Fußballs liefern, wie er dies im April mit den Begegnungen in der Champions League gegen die spanischen Clubs aus Malaga und Madrid so nachhaltig getan hat.

Unverfälschte Fußballbegeisterung:Dies zeichnet die Dortmunder Südtribüne mit ihren 25.000 Zuschauern aus. Ein besonderes Erlebnis, das auch der Lippstädter Oberborusse Bernhard Scholl (Bildmitte) im Rhythmus von zwei Wochen erfährt und der seit über einem Jahrzehnt eine Dauerkarte für die bei den BVB-Fans so begehrte Stehplatztribüne besitzt

Bundesligahistorie

Dennoch wird das Treffen der Dortmunder mit den Mainzern einen besonderen Platz in der Bundesligahistorie einnehmen, wofür der Dokumentarfilmer Klaus Martens vom WDR steht. Der bekennende BVB-Sympathisant ist augenblicklich dabei, sich einen wahrhaftigen Herzenswunsch zu erfüllen, der seine private Begeisterung und seine berufliche Fähigkeit in perfekter Art vereinigt. Der Journalist fertigt gerade einen Film über die mythische Südtribüne im früheren Westfalenstadion an, der voraussichtlich im Herbst in die Kinos kommen soll und auch in der ARD zur zu sein wird. Die Handlung ist dort im Dortmunder Fußballtempel angelegt, wo auch die Lippstädter BVB-Freunde von den „Optimisten“ ihren Stehplatz haben. Es soll ein Streifen werden, der die Dramaturgie des Spiels mit den Gesichtern der Fans erzählen soll, ohne eine einzige Spielszene zu zeigen.

Menschen

Dem Autor interessieren die Menschen, die sich in der großen, gelben Masse der 25.000 Zuschauer auf der „Süd“ verbergen, die meist seit Jahren eine Dauerkarte für die größte freistehende Stehplatztribüne in Europa besitzen. Der vorläufige Arbeitstitel der auf 90 Minuten angelegten Dokumentation lautet: „Die Wand“. Womöglich wird die Überschrift aus urheberrechtlichen Gründen durch ein „gelbe“ ergänzt werden müssen.

Querschnitt

Auf der Südtribüne, von den BVB-Anhängern auch als Epizentrum der fußballerischen Leidenschaft charakterisiert, befindet sich alle 14 Tage eine Menschenmenge von der Größe einer Stadt wie Warstein, die sich freiwillig auf einigen Tausend Quadratmetern zusammenpresst und ein gemeinsames Ziel verbindet: Sie wollen ihre Borussia siegen sehen. Es sind „Leute wie Du und ich“, eine wahrlich bunte Mischung, ein Querschnitt der Bevölkerung. Vom Hartz-IV-Empfänger über die elegante Rentnerin bis zum Professor für Mathematik, womit mal wieder unterstrichen wird, dass der Fußball alle Schichten und Generationen eint. „Ein Bild, das auch in den monatlichen Zusammenkünften unserer „Optimisten“ anzutreffen ist“, wovon auch deren Vorsitzender Bernhard Scholl berichten kann.

Lebendigkeit

Dass die Bundesligapaarung des BVB 09 mit dem FSV 05 nicht die herausragendste der letzten Jahre war, ist für den vom WDR-Mann verantworteten Film nicht ausschlaggebend. Wer die Geschichte des Fußballs kennt, wird sich rasch an den Spruch der BVB-Ikone Alfred „Adi“ Preißler erinnern: „Entscheidend is` auffem Platz“. Die Besucherinnen und Besucher geben auf ihrem Platz, die Süd, bekanntlich ohnehin alles und sorgen durch ihre Lebendigkeit für die richtige Atmosphäre im wohl schönsten deutschen Fußballstadion. Überdies sind sie eine nicht zu unterschätzende Unterstützung für die Mannschaft von Borussia Dortmund, was zuletzt durch den Last-Minute-Sieg im Viertelfinale der europäischen Königsklasse gegen den FC Malaga offensichtlich wurde.

Hans Zaremba