Dortmund und Schalke im Aufwind

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Waren nach dem Ruhrderby Freud und Leid bei den Fans der westfälischen Ligisten zwangsläufig noch geteilt, so konnten sich die Anhänger der Clubs aus dem Pott von Borussia Dortmund und des FC Schalke 04 nach dem letzten Bundesligaspieltag in derselben Weise freuen. Besser hätte es für ihre Mannschaften nach der schweren Woche in der Champions-League und nationalen Liga nicht kommen können: Beide Male konnten die Dortmunder und Gelsenkirchener drei beachtliche Punkte einsacken.

Sieht die westfälischen Bundesligisten auf der Erfolgsspur:Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba, der die Erfolge von Borussia Dortmund und des FC Schalke 04 in der europäischen Königsklasse und in der nationalen Liga analysierte.

Dortmund

Mit einem Erlebnis aus seiner Kindheit kommentierte der Trainer des Titelverteidigers, Jürgen Klopp, den bei verdrießlicher Witterung in Freiburg erreichten ersten Auswärtssieg seiner Crew in der aktuellen Bundesliga: „Früher durften wir bei so einem Wetter nicht raus zum Kicken, weil die Mutter es nicht erlaubt hat, heute müssen wir raus.“ Damit drückte der Sportwissenschaftler auch seine Erleichterung über den Dreier seiner Kicker in der Meisterschaft aus, wo ihn eine Woche zuvor nach der Schlappe im Westfalenklassiker doch einige Zweifel am Potential seines Teams begegneten. Entspannt waren nach den zwei Siegen ihrer Borussia über Real Madrid (2:1) und im Breisgau (2:0) auch die vielen Sympathisanten des Deutschen Meisters in der Region und von den Lippstädter „Optimisten“. Nun schauen sie erwartungsvoll auf das Match gegen Stuttgart und setzten auf einem erneuten Erfolg der von ihnen im Fußballtempel von Dortmund begleiteten Schwarzgelben.

Gelsenkirchen

Noch ausgewöhnlicher war die Woche für die Schalker und ihrer treuen bundesweiten Gemeinde mit ihrer Niederlassung der „Füchse“ in Wadersloh. Nach dem 2:1 beim Doublesieger in Dortmund und dem 2:0 in der europäischen Königsklasse bei Arsenal London folgte in der Liga ein Arbeitssieg von 1:0 über Nürnberg in der eigenen Arena. Zugleich kletterten die Königsblauen in der gegenwärtigen Tabelle auf den zweiten Rang. Nicht von ungefähr sehen die Knappen bei ihrem Auftritt im Kraichgau bei den in Mainz mit 3:0 geschlagenen Hoffenheimern eine Fortsetzung ihrer (gegenwärtigen) Erfolgswelle.

München

Die größte Überraschung des neunten Spieltages war der erste Münchener Reinfall in der 50. Saison der Bundesliga. Ausgerechnet gegen Leverkusen, das seit 1989 nicht mehr bei den Bayern gewinnen konnte, strauchelte der Rekordmeister. Mit so viel Schützenhilfe der Rheinländer hatten die westfälischen Verfolger des Tabellenführers aus dem Pott nicht gerechnet. Schienen die nach acht Durchgängen vom Coach Jupp Heynckes trainierten und vom Sportvorstand Matthias Sammer begleiteten Fußballer schon der Konkurrenz enteilt sein, ist der „FC Vize“ des Jahres 2012 nach dem ärgerlichen 1:2 im Treffen mit der Auswahl aus der Chemiestadt wieder auf dem Boden der Tatsachen angelangt.

Wolfsburg

Was sich nach vier Niederlagen in Serie mit 0:10 Gegentoren abzeichnete, wurde nur zwei Tage vor dem neunten Spieltag von den Chefs in der Autostadt vollzogen: Der Rauswurf von Felix Magath. Während der Mann den Medizinbällen nach seinem ersten Engagement in Wolfsburg, im Sommer 2009 den Verein noch als Meistermacher verlassen hatte, endete jetzt seine im Frühjahr 2011 eingegangene zweite Verbindung mit dem Werksclub im Desaster. Der von den Bossen am Mittellandkanal verfügte Wechsel bei den Wölfen war für ihr Spiel beim Aufsteiger in Düsseldorf eine regelrechte Initialzündung. Mit 4:1 schafften sie einen Triumph, der ihnen kaum einer zugetraut hatte. Ob dieser Erfolg für sie schon der lang ersehnte Befreiungsschlag war, wird die Zukunft zeigen. Insbesondere, wer künftig auf ihrer Bank als Betreuer das Sagen hat und welcher Sportdirektor angeheuert wird. Eine Personalunion von Übungsleiter und Manager soll es in Wolfsburg nicht mehr geben.